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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
Autoren: Raimund Brichta
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dabei immer austariert sein. Das bedeutet, wenn man rechts etwas hineinlegt, muss man links das gleiche Gewicht dazulegen – und umgekehrt.
    Warum das so sein muss, besprechen wir gleich. Zuerst aber zeigen wir Ihnen, was in die beiden Waagschalen einer Bilanz kommt: Auf der linken Seite sind das alle Vermögenswerte, über die ein Unternehmen verfügt, also zum Beispiel Gebäude, Maschinen oder Wertpapiere. Diese Schale nennt man „Aktivseite“ der Bilanz, weil ein Unternehmen sein Vermögen aktiv einsetzen kann, um damit Geschäfte zu machen.
    In der rechten Schale sieht man dagegen, aus welchen Quellen das Vermögen finanziert wurde: zum einen aus dem Kapital, das von den Eigentümern des Unternehmens stammt – dies nennt man Eigenkapital –, und zum anderen aus dem, was sich das Unternehmen geliehen hat. In der Bilanz heißt dies Fremdkapital, in der Alltagssprache kann man es aber auch ganz einfach als Schulden bezeichnen. Die gesamte rechte Schale nennt man „Passivseite“ der Bilanz.
    Damit sieht eine Bilanz – egal ob von einer Bank oder einem anderen Unternehmen – ganz grob so aus:
Aktivseite
Passivseite
Wert des Vermögens (z. B. Gebäude, Maschinen, Wertpapiere)
Quellen der Finanzierung (Eigenkapital und Fremdkapital/Schulden)
    Der Grundsatz, dass beide Schalen immer im Gleichgewicht sein müssen, ergibt sich aus folgender Überlegung: Die rechte Seite zeigt nämlich auch, welche Geldgeber in welcher Größenordnung Ansprüche auf das links stehende Vermögen haben. Stellen Sie sich zum Beispiel einmal vor, der Wert des Vermögen links wäre geschrumpft und er wäre jetzt kleiner als das, was die Kapitalgeber auf der rechten Seite insgesamt ins Unternehmen eingebracht haben. Dann wäre nicht mehr genügend Vermögen da, um sämtliche Ansprüche befriedigen zu können. In einem solchen Zustand könnte das Unternehmen nicht mehr fortbestehen und deshalb müssten die Kapitalgeber so lange auf Ansprüche verzichten, bis beide Schalen wieder austariert sind.
    In der Regel trifft ein solcher Verzicht zuerst die Geber von Eigenkapital, weil die Höhe ihrer Ansprüche nicht vertraglich garantiert ist. Mit anderen Worten: Wer tausend Euro Eigenkapital gibt, hat kein Recht darauf, genau diesen Tausender wieder zurückzubekommen. Es kann weniger sein oder auch mehr. Fremdkapitalgebern steht dagegen genau der Betrag zu, den sie verliehen haben, plus Zinsen.
Zuerst die rechte Schale …
    Mit diesem Rüstzeug können wir nun die Geldproduktion gedanklich starten.
    Dazu schauen wir in die Bilanz der gerade erwähnten Bank Ihres Vertrauens, bei der Sie den Kredit aufnehmen wollen. Grundsätzlich stehen in einer Bankbilanz die Kontoeinlagen der Kunden immer auf der Passivseite, also rechts. Warum? Weil diese Kontoguthaben nicht der Bank gehören, sondern den Kunden. Für das Geldhaus sind sie also Schulden. Die Bank hat insbesondere die Schuld, mit den Einlagen das zu machen, was ihre Kunden wünschen, also zum Beispiel Überweisungen oder Bargeldabhebungen zu ermöglichen.
    Der Einfachheit halber betrachten wir im Folgenden lediglich den Ausschnitt der Bilanz, der für die Geldherstellung wichtig ist. Bevor Sie Ihren Kredit bekommen, sieht er so aus:
Aktivseite
Passivseite
0
Ihre Kontoeinlage 0
    Sie haben noch nichts auf dem Konto, die Bank hat damit keine Schulden bei Ihnen, die sie in die rechte Waagschale legen müsste. Folglich muss sie dafür links auch kein Vermögen vorhalten.
    Jetzt aber unterzeichnen Sie den Kreditvertrag und danach schreibt die Bank die 10.000 Euro auf Ihrem Konto gut. In der Bilanz passiert dadurch Folgendes:
Aktivseite
Passivseite
0
Ihre Kontoeinlage 10.000
    Was hat sich verändert? Nun, wo vorher „0“ stand, steht jetzt „10.000“, mehr ist nicht passiert. Und das ist auch schon der entscheidende Vorgang der Geldschöpfung. Kaum zu glauben, aber wahr! Denn egal, ob es sich um eine Geschäftsbank oder eine Notenbank handelt:
    Geld entsteht immer dadurch, dass eine Bank auf der rechten Seite, also der Passivseite, ihrer Bilanz jemandem eine „Kontoeinlage“ gewährt, die es vorher noch nicht gegeben hat.
    Der Begriff „Einlage“ suggeriert zwar, dass man etwas „einlegt“, das schon vorhanden ist. Dies muss jedoch nicht der Fall sein. Das „eingelegte“ Geld kann auch erst in dem Moment entstehen, in dem die Bank die betreffende Einlage in ihre Bilanz aufnimmt.
    Geld wird übrigens ausschließlich auf der Passivseite der Bilanzen von Banken und Notenbanken produziert.
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