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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice
Autoren: Rebecca James
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Sternekoch.»
    «Und deinen eigenen Masseur.»
    «Eine Friseurin.»
    «Eine Stylistin, die für dich die Klamotten aussucht.»
    «Einen Gärtner.»
    «Einen Chauffeur.»
    «Ja.» Sie setzt sich in den Korbsessel neben mich und seufzt verträumt. «Ich werde nie wieder einen Finger krummmachen müssen.
     Ich werde mich nicht wie meine Mutter jeden Tag von |38| morgens bis abends über die Hausarbeit beschweren. Ich mache einfach keine. Ich werde mir nicht mal selbst ein Bad einlaufen
     lassen müssen.»
    «Und wenn du’s irgendwann leid bist? Ständig die ganzen Leute um dich rum zu haben. Vielleicht sehnst du dich danach, mal
     allein zu sein.»
    «Quatsch», sagt sie. «Wieso denn? Allein sein ist langweilig. Ich hasse es, allein zu sein. Ich hasse es. Mein Leben soll
     nicht ernst und langweilig sein. Es soll lustig sein. Eine Party. Eine riesige, endlose, lebenslange Party.»
    Ich denke, dass Alice genau der Mensch ist, mit dem ich zusammen sein muss. Sie lebt für die Gegenwart und interessiert sich
     nicht für die Vergangenheit, was mir sehr entgegenkommt.
    Als Alice einige Gläser Whiskey intus hat – und ich noch immer vorsichtig an meinem ersten nippe   –, verkündet sie, dass sie Hunger hat, und wir gehen rein. Alice gießt sich einen weiteren Drink ein und bietet mir auch einen
     an, doch ich hebe mein noch volles Glas hoch und schüttele den Kopf. Alice legt die Stirn in Falten.
    «Schmeckt er dir nicht?»
    «Doch, doch.» Ich lächle, nehme einen kleinen Schluck und versuche, nicht das Gesicht zu verziehen. Ich könnte meine Furcht
     vor Alkohol erklären, sie als Entschuldigung nutzen, aber ich würde mich bloß wie eine nörgelnde Mutter anhören, übertrieben
     prüde.
    Alice mustert mich einen Moment lang, als würde sie über irgendwas nachdenken, doch dann stellt sie die Flasche hin und zuckt
     die Achseln.
    «Dann bleibt eben mehr für mich», sagt sie.
    Wir häufen uns jeder einen Teller mit Curry voll und setzen uns an den Tisch. Alice’ Begeisterung für das Essen tut mir gut.
    |39| «Köstlich!», sagt sie und schüttelt fassungslos den Kopf. «Du bist sagenhaft. Du könntest ein eigenes indisches Restaurant
     aufmachen.»
    Ich widerspreche geschmeichelt und muss unwillkürlich lächeln. Meine Laune hat sich drastisch gebessert. Die gedrückte Stimmung
     nach dem Telefonat mit meiner Mutter ist gänzlich verflogen.
    «Also.» Alice klopft mit der Rückseite ihrer Gabel auf ihren Teller. «Was machen wir nach dem Essen?»
    «Wir könnten was spielen. Ich hab Scrabble. Und Trivial Pursuit.»
    Alice schüttelt den Kopf. «Langweilig. Ich kann mich nicht länger als eine Sekunde auf Scrabble konzentrieren. Erinnert mich
     zu sehr an Schularbeit. Wie wär’s mit Pictionary oder Scharade? Was Lustiges.»
    «Aber solche Spiele gehen nur mit mehreren.»
    Alice überlegt einen Moment, dann blickt sie mich an und lächelt. «Ich kenne da jemanden, der herkommen könnte. Uns ein bisschen
     unterhalten.»
    «Echt?» Ich ringe mir ein Lächeln ab, aber ich bin enttäuscht. Ich habe mich so wohl gefühlt mit ihr und finde nicht, dass
     wir jemanden zur Unterhaltung brauchen. Ich komme mir langweilig vor, weil Alice jemand anders dazuholen will. «So spät am
     Abend?»
    «Es ist neun Uhr am Samstagabend! Um diese Zeit haben noch nicht mal die Clubs aufgemacht.»
    Ich zucke die Achseln. «Wen denn?»
    «Robbie.»
    «Und?»
    «Und was?»
    «Wer ist Robbie?»
    «Ein Freund von mir. Er arbeitet als Kellner in einem piekfeinen |40| Restaurant. Und er ist zum Schreien komisch. Du wirst begeistert sein.»
    Alice holt ihr Handy hervor und fängt schon an zu wählen, ehe ich dazu komme, noch mehr Fragen zu stellen. Ich höre, wie sie
     ihn mit selbstbewusster und tiefer, koketter Stimme einlädt. Ob sie wohl jemals schüchtern war oder sich unsicher gefühlt
     hat? Schwer vorstellbar.
    «Er macht sich gleich auf den Weg.» Sie steht auf, streckt sich und reibt sich zufrieden den Bauch. «Das war echt eine gute
     Idee, Katie. Superleckeres Essen, nette Gesellschaft, und der Abend hat erst angefangen.»
    «Katherine», sage ich. «Nicht Katie. Ich heiße Katherine.»
    Alice legt den Kopf schief und blickt mich fragend an. «Aber du siehst aus wie eine Katie. Im Ernst. Du bist doch nicht immer
     Katherine genannt worden, oder? Als du jünger warst? So ein großer, reifer Name für ein kleines Mädchen. Und Katie ist süß.
     Witzig. Passt zu dir.»
    «Nein», sage ich. «Ich heiße Katherine. Nur Katherine.»
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