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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt
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Verstand verloren?«
    Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Sein Atem traf heiß auf ihre Wangen auf.
    »Verzeihung«, murmelte sie. »Tut mir leid, Håkon. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Du bist müde«, sagte er resigniert. »Aber wir dürfen das nicht immer als Entschuldigung heranziehen. Wir sind immer müde, Hanne. Bei der Polizei leisten wir eine verdammte Sisyphusarbeit. So ist es eben. Damit mußt du dich abfinden. Und die Leute haben unsere ewigen Klagen satt, Hanne. Wenn dir der Job zu heftig wird, dann mach verdammt noch mal, daß du dir was Ruhigeres suchst.«
    Hanne richtete sich gerade auf, runzelte die Stirn und musterte ihn von Kopf bis Fuß, als sehe sie sich plötzlich und unerwartet einem Fremden gegenüber.
    »Laß den Unsinn, Hanne.«
    Er flüsterte jetzt und zog sie noch einige Meter von Annmari fort.
    »Alles schien doch wunderbar zu laufen«, sagte er. »Bei dir, meine ich. Selbst mit Billy T. hast du dich wieder gut verstanden, und …«
    »Laß den aus der Sache raus.«
    »Liegt es an deinem Vater … ich meine, an dem Todesfall, und …«
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Was?«
    »Daß der Fall geklärt ist?«
    Jetzt lachte er. Verzweifelt kratzte er sich am Kopf und lachte noch lauter.
    »Ist das wirklich dein Ernst?« fragte er endlich. »Glaubst du wirklich, daß CC und Mabelle unschuldig sind? Und Hermine noch obendrein? Carl-Christian hat gestanden, bist du dir überhaupt im klaren …«
    »Silje hält das für eine glatte Lüge. Sie glaubt, daß CC seine Schwester decken will. Aber Silje irrt sich. Auch Hermine ist unschuldig. An den Morden jedenfalls. Diese drei Stahlbergs haben ganz schön viel auf dem Kerbholz, aber sie haben wirklich niemanden umgebracht. Ich muß noch ein paar Kleinigkeiten erledigen, dann wirst du alles erfahren. Laß mich das noch schnell in die Wege leiten, dann reden wir später weiter.«
    »Hanne …«
    »Du hast es selbst gesagt, Håkon. Du bist mein Freund. Diese Chance mußt du mir geben.«
    Ohne auf Antwort zu warten, lief sie los. Das letzte, was sie hörte, ehe sie die doppelte Glastür zum nächsten Gang erreichte, war Håkon, der Annmari hilflos fragte:
    »Wir geben ihr ein paar Stunden, ja? Nur ein paar Stunden?«
    Scharfer, naßkalter Wind strich an den sanften Hängen entlang. Das milde Wetter der letzten Tage hatte den Schnee in den Bäumen schmelzen lassen, sie ragten nun kahl und schwarz in den Abendhimmel. Die Loipen waren hart geworden. Der Schnee auf der Trasse war längst zu Eis geworden, und darüber hatte sich eine Wasserschicht gebildet, die das Gehen erschwerte. Sie waren so weit gefahren wie irgend möglich. Am Ende hatten sie die Schranke erreicht, zu der keiner der Schlüssel, die ihnen der Förster ausgehändigt hatte, paßte. Billy T. und Hanne mußten das letzte Stück zu Fuß gehen und Hanne ärgerte sich darüber, daß sie sich nicht die Zeit genommen hatte, sich rutschfeste Schuhe anzuziehen.
    »Schlittschuhe wären hier besser als Stiefel«, sagte Billy T. und wäre fast gestürzt.
    »Jammer nicht. Wir sind gleich da.«
    Sie faltete den Zettel auseinander und studierte die Kartenskizze.
    »Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, die Tonbandaufnahmen bei der Telefonzentrale zu überprüfen?« fragte er. »Dazu muß man doch eigentlich einen ziemlichen Wirbel veranstalten.«
    »Durch die Liste von Sidensvans’ Telefongesprächen«, sagte sie. »Er hatte innerhalb eines Monats mehrmals beim Polizeidistrikt Oslo angerufen, was ja auch natürlich ist, wenn wir an sein Buchprojekt denken. Aber ich fand es doch ein wenig auffallend, daß er sein letztes Telefonat in diesem Leben ausgerechnet mit uns geführt hat. Und als ich dann festgestellt hatte, daß er auch am Vortag schon bei der Polizei angerufen hatte, wollte ich wissen, mit wem er jeweils hatte sprechen wollen.«
    Das Gehen wurde jetzt immer mühsamer. Der Weg schlängelte sich um eine Felskuppe und wurde immer steiler. Der Wald lag da wie ausgestorben, nur das monotone Rauschen des Windes in den nackten Baumwipfeln war zu hören.
    »Glaubst du wirklich, er ist da oben?« keuchte Billy T., er quälte sich den Hang hinauf. »Er kann sich doch auch abgesetzt haben. Ins Ausland oder so.«
    »Jens Puntvold hat sich nicht abgesetzt«, sagte Hanne. »Er wartet auf uns.«
    »Ich begreife nicht, wie du da so sicher sein kannst.«
    »Das Motiv«, sagte Hanne und blieb stehen.
    Ihr Pullover klebte an ihrem
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