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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt
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könnte.«
    Sie lächelte und stupste leicht seine Schulter an.
    »Die hätten ja wohl zu Fuß kommen können, so wie wir. Jetzt hört er sie schon aus weiter Ferne.«
    »Nicht doch«, sagte Billy T. und wollte sie nicht loslassen. »Hör doch.«
    Jetzt war es wieder still. Durch das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln war nur der Bach zu hören. Billy T. legte Hanne den Arm um die Schulter. Sie lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht an ihn. So blieben sie stehen und wärmten sich gegenseitig, während sie warteten.
    »Hast du den Tippzettel noch?« fragte sie; im starken Wind waren ihre Worte kaum hörbar.
    »Nein.«
    »Gut.«
    »Hat Puntvold dich verfolgt, Hanne?«
    »Das glaube ich nicht. Er hatte nur Angst. Hat kaum geschlafen. War in meinem Büro. Hat meine Papiere durchsucht. Wollte wissen, was ich eigentlich machte. Ob ich ihm näher rückte. Und nicht ich hatte ja eigentlich Grund zur Angst. Sondern Jens Puntvold. Er hatte Grund dazu, sich vor mir zu fürchten. Sich sehr vor mir zu fürchten. Es war zum Beispiel idiotisch, die Schlüssel wieder in Sidensvans’ Mantel zu stecken. Ich war absolut sicher, daß ich das Futter durchsucht hatte. Und das hat mich zuerst auf den Gedanken gebracht, meine Gedanken nach innen zu richten. Auf das Haus. Auf unsere eigenen Leute. Vielleicht nicht bewußt, aber dabei wurde ich dann wirklich mißtrauisch.«
    »Warum glaubst du«, setzte Billy T. an und küßte ihre Haare, während er sie noch enger an sich zog, »hat er Hermines Pistole aufgehoben? Das wäre doch nicht nötig gewesen. Das machte doch …«
    »Schwer zu sagen«, sagte Hanne.
    Ihre Augen folgten einem schmalen grauen Streifen, der aus dem Schornstein eines der beiden Häuser quoll, er verschwamm fast mit dem Himmel.
    »Reflex. Was würdest du tun, wenn du auf offener Straße eine Waffe fändest?«
    »Sie aufheben. Du hast recht, er ist zu Hause. Im Kamin brennt Feuer. Wissen wir, wo seine Freundin steckt?«
    »Für die ist gesorgt. Komm.«
    Hanne wand sich aus seinen Armen und setzte sich in Bewegung. Der Weg führte leicht abwärts, dann umrundete er ein Gehölz und wurde breiter, fast eine kleine Straße zum unten gelegenen Hof.
    »Warte«, flüsterte Billy T., der Angst hatte, zu laut zu werden. »Die Jungs sind noch nicht da. Warte!«
    »Puntvold ist nicht gefährlich«, sagte Hanne. »Wie oft soll ich dir das noch sagen? Er hat gemordet, um seine Ehre zu behalten. In seiner Schande wird er nicht morden.« Sie drehte sich im selben Moment um, in dem Billy T. ausrutschte. Er versuchte verzweifelt, aber vergeblich, sich an einem kleinen Baum festzuhalten. Sein eines Bein glitt ganz einfach immer wieder weg.
    »Du fällst aber ganz schön oft«, sagte Hanne. »Du mußt dir Eispickel anschaffen.«
    »Sehr witzig«, sagte er wütend und versuchte, auf die Beine zu kommen. »Verdammt, Hanne. Das ist doch total dilettantisch! Puntvold hat mehrere Waffen. Wir müssen auf die anderen warten. Die landen auf dem kleinen Fußballplatz, und wir müssen … Hanne! Warte!«
    Sie war schon losgelaufen.
    Als sie die Tür des größeren der beiden roten Häuser erreichte, blieb sie für einen Moment stehen. Sie ertappte sich bei dem Gedanken an Cecilie. Sie hätte zu Weihnachten deren Eltern besuchen müssen. Und das Grab, mit Blumen vielleicht, und mit Kerzen. Die Gräber in der Ecke des riesigen Friedhofs waren immer so still, so gepflegt. Es hatte lang gedauert, aber inzwischen ging Hanne regelmäßig hin. Es gibt mir solche Ruhe, dachte sie, ich will Ruhe, und ich will nach Hause zu Nefis und Marry.
    Dann griff sie nach der Klinke, während Billy T. den Weg hinuntergerannt kam.
    Sie ging ins Haus.
    Jens Puntvold saß in einem Sessel und schaute Hanne an. Als er die Waffe hob, lächelte Hanne überrascht und dachte daran, daß Nefis in der letzten Zeit so seltsam war. Sie konnte plötzlich total verstummen, ohne Anlaß; sie trank keinen Tropfen Alkohol mehr und wirkte so verletzlich, so empfindlich. Aber jetzt würde alles besser werden, denn jetzt würde Hanne sich Urlaub nehmen. Und vielleicht sogar ganz bei der Polizei aufhören. Sie war zu eigensinnig, zu stur. Konnte mit niemandem mehr zusammenarbeiten, wirklich nicht. Ihr Bruder hatte recht. Sie hatte in dieser Hinsicht einen Defekt. Es war Zeit, aufzuhören.
    Der Schuß schleuderte sie rückwärts.
    Ihr Oberkörper krümmte sich. Ihre linke Schulter wurde durch diese heftige Bewegung ausgerenkt. Während sie zu Boden fiel, während dieses seltsamen Falls, der
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