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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt
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so lange dauerte, staunte sie noch darüber, daß sie noch immer sehen konnte. Billy T. stand in der Tür. Sie sah sein verzerrtes Gesicht, und in dem Bruchteil der Sekunde, ehe sie auf den Boden auftraf, lächelte sie.
    »Wenn sie doch nur«, begann Jens Puntvold und ließ seine Waffe fallen. »Wenn sie doch nur …«
    Aber Hanne Wilhelmsen hörte ihn nicht mehr.
    Und viele Dutzend Kilometer von ihnen entfernt, an einer Mauer vor einem Neubau in Frogner, schleppte sich ein räudiger Hund dahin. Er war alt und hatte Ähnlichkeit mit einer Hyäne. Sein Nacken war breit und hoch, die Rückenpartie niedrig. Der Köter hatte sein ganzes Leben in einem Revier, das fünfzehn oder sechzehn Blocks umfasste, verbracht. Viele hatten ihm im Laufe der Jahre nach dem Leben getrachtet, aber er war ein erfahrener Hund, schlau und stark, und er kannte sein Revier viel besser, als die Menschen es kannten, die dort lebten.
    Das Tier hinkte stark. Links über seinem After konnte man im Schein der Straßenlaterne eine Wunde erkennen; Eiter und Bakterien saßen tief im Fleisch. Der Hund zitterte vor Kälte und Fieber. Seit drei Tagen hatte er nichts mehr zu fressen gefunden. Seine Kräfte reichten nicht mehr aus. In allen Abfallkellern und Hinterhöfen hing der Geruch fetter Speisen in der Luft, aber er konnte die Deckel nicht mehr hochheben oder die Eimer umstoßen. Er konnte nur noch trinken, Wasser und halb geschmolzenen Schnee aus den Pfützen auf dem Bürgersteig.
    Ein Stück weiter die Straße hinunter gab es einen Keller mit einer zerbrochenen Luke. Der Hund konnte mit seinem einen Hinterbein nicht mehr auftreten. Im Schutze der hohen Eichen hinkte er über die Straße. Sein gequältes Wimmern wurde zu einem wütenden Knurren, als er sich durch ein Loch in einem Maschendrahtzaun quetschen mußte. Die Drähte verhakten sich tief in der Wunde, und die fing wieder an zu bluten. Er blieb nicht stehen, um die Stelle zu lecken, die davon schon ganz kahl war. Er schleppte sich weiter, um das Haus herum, hinter einen Holzstapel, unter eine Plane, und ja: Diesmal hing die Luke ein bißchen schief, so daß er hineinschlüpfen konnte.
    Weit hinten im Keller, auf einer achtlos weggeworfenen Decke, in einer Ecke, wo Wasser die eiskalte Mauer hinunterlief, da legte er sich hin.
    Und dann schlief er ein, um nie wieder aufzuwachen.
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