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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand
Autoren: Ann Rosman
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der Nacht.«
    »Was ist an der Geschichte von dem Mord an sieben Personen auf einem Schiff von der ostindischen Kompanie dran?«
    »Das hat alles seine Richtigkeit.«
    »Und die Frau?«
    »Sie war die Frau des Kapitäns, wurde wahnsinnig und ist auf dem Bremsegård gestorben.«
    Das Schicksal dieser Frau packt mich, und ich beginne mit der Recherche. Ein Stück von unserem Haus auf Koö entfernt wohnen Jan und Birgitta Abrahamsson. Birgitta ist eine erfahrene Ahnenforscherin, die die Klöveröer Höfe und die dazugehörigen Stammbäume weit zurückverfolgt hat. Dabei hat sie unter anderem festgestellt, dass ihr Mann Jan mit dem Seeräuber Jacobsson verwandt ist. Von Birgitta erfahre ich, dass die Holländerin, nach der ich sie frage, nicht in den Kirchenbüchern der Insel erwähnt wird. Obwohl sie nirgendwo zu finden ist, glaubt auch Birgitta fest daran, dass es die Frau gegeben hat. Es wird mir auch von einer älteren Dame bestätigt, die auf Klöverö aufgewachsen ist und unheimlich viel zu erzählen hat. Auf die Frage, was aus der Holländerin geworden ist, antwortet sie nüchtern:
    »Ich glaube, man hat sie ins Meer geworfen.«
    Im Laufe eines anderen Gesprächs zeigt mir dieselbe Dame ein paar Münzen, die sie auf dem Hof ihrer Familie unter dem Gartentisch gefunden hat. Alte Münzen, die älteste stammt aus dem Jahr 1724.
    »Wie sind sie denn deiner Ansicht nach dorthin geraten?« Ich streiche mit den Fingern über die grün angelaufenen Ziffern.
    »Tja, die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt.«
    Birgitta erzählt mir, dass Stora Bärkulle, der Hof der Dame, einmal Daniel Jacobssons Schwester Inger Jacobsdotter Hellekant (1779–1860) gehört hat. Wahrscheinlich hat sie ihrem Bruder geholfen, Waren zu verstecken. Vielleicht haben sie im Schutz der Dunkelheit ihre Beute aufgeteilt und nicht gemerkt, dass einige Münzen in den Sand fielen.
    Bei seinem Tod 1854 ist Daniel ein reicher Mann. Zu seinem Nachlass zählen:
    »56 Silberpfennige in schwedischen Münzen
    79 Silberpfennige in dänischen Münzen
    79 Silberpfennige in spanischen Münzen
    5 kleinere Silberpfennige unbekannter Herkunft.«
    Münzen, Maße, Aussichten, Kleidung – wenn ich mich zwischen Fakten und Fiktion entscheiden musste, habe ich immer der Geschichte den Vorrang gelassen. Das im Roman erwähnte Kaffeeverbot gilt von 1794 bis 1796, und die Uniformen der Zollbeamten gibt es eigentlich erst nach 1800. Unter anderem. Ich hoffe jedoch, dass es mir geglückt ist, die Atmosphäre, die Gerüche und die Geschichte zu vermitteln.
    Der Hof Korsvik ist heute im Besitz von Roger Johansson, der mir erzählt, dass seine Großeltern bei der Renovierung des Hauses einen Gegenstand im Mauerwerk gefunden haben, das berüchtigte Senkblei von Daniel Jacobsson. Diese Waffe hatte er als Seeräuber verwendet. Als ich zu Besuch auf Korsvik bin, geht Rogers Lebensgefährtin Ann-Marie sie holen. Ich sitze auf der Steintreppe und halte das Senkblei in den Händen. Die Sonne scheint, und neben mir spielen kleine Kätzchen im Gras, während ich den abgewetzten Lederriemen betaste. Was der nicht alles mitgemacht hat!
    Daniel und Johannes waren natürlich nicht die einzigenauf Klöverö, die Piraterie betrieben haben. Vielmehr waren alle Inselbewohner entweder durch direkte Mitwirkung oder Verwandtschaft involviert. Man brauchte viele Männer, um eine ganze Schiffsbesatzung zu überwältigen. Die Frauen zu Hause wussten natürlich, was vor sich ging, wenn hastig Waffen und Beute versteckt wurden. Während ich über die Insel wandere, mache ich mir Gedanken über die Rolle, die die Frauen dabei gespielt haben. Vor allem aber lässt mich die Frage nicht los, ob irgendwo noch Dinge versteckt sind. Ich spreche Birgitta darauf an. Mit einem verschmitzten Lächeln erzählt sie mir von den Gewehren auf Klöverö.
    1825 beschließt der achtzehnjährige Einar, der auf Klöverö aufgewachsen ist, nach Amerika auszuwandern. Er fährt hinaus auf die Insel, um sich von seiner Großmutter Hilda Ahlgren Abrahamsson zu verabschieden. Da erzählt sie ihm, dass zwei Gewehre im Haus versteckt sind, und bittet ihn, sie zu holen. Sie sieht ihn an und sagt:
    »Wirf sie ins Meer, sie haben schon genug Elend angerichtet.«
    Einar macht, was ihm gesagt wird, aber nur mit dem einen Gewehr. Das andere versteckt er in einem Felsspalt und bedeckt es mit Moos. Dreißig Jahre später, als Einar und sein Sohn 1955 draußen auf Klöverö sind, gelingt es ihm, die Stelle wiederzufinden. Der Kolben
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