Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
hervor. »Finn, sieh dir das an!«
    »Ach, das ist nichts ...«, wehrte Laura ab.
    Finn stieß ebenfalls einen erschrockenen Laut aus. »Laura, was ist das? Wie schwarze Schlieren, die deine Haut überziehen! Woher hast du das? Seit wann hast du das? Warum hast du nichts gesagt?«
    »Weil wir andere Sorgen haben und es nicht weiter der Rede wert ist.«
    »Was redest du denn da? Das erklärt, warum du seit dem Aufbruch aus der Gläsernen Stadt immer schwächer wirst!« Milt war außer sich. »Und angefangen hat es bei den Iolair, als dein Rücken juckte. Stimmt’s? «
    »Milt, nun hör doch auf ...«, sagte sie verlegen und wollte sich in den Schatten zurückziehen, damit niemand sie mehr genau ansehen konnte; allerdings war es ihr dort inzwischen zu kalt. Sie zog die Schultern hoch.
    Prinz Laycham wandte sich ihr zu. »Darf ich mir das mal ansehen?«
    Notgedrungen streckte Laura ihm ihren Arm hin. Er hielt ihn, strich über ihre Haut, betrachtete die schwarzen Flecken lange. »Ist das überall am Körper?«
    Laura murmelte etwas und schlug die Augen nieder, um Milts Blick nicht zu begegnen.
    »Was ist es?«, fragte der Mann von den Bahamas.
    »Ich kenne es nicht«, antwortete der Prinz. »Aber es sieht für mich so aus, als wäre sie von etwas infiziert.«
    »Darauf bin ich auch gekommen. Aber was für eine Krankheit kann das sein?«
    »Keine Krankheit, Milt. Es ist etwas, das in ihr steckt und wächst.«
    »So etwas wie ein ...«, Finn räusperte sich, »... Parasit?«
    »Ich verstehe den Begriff nicht.«
    »Ein Fremdkörper. Ein Schmarotzer der übelsten Sorte.«
    »Das dürfte es treffen.«
    Milt wollte etwas sagen, doch er wurde daran gehindert.
    Nidi kam aufgeregt herbeigesprungen. »Jetzt hat der böse Mann es gleich geschafft!«
    Die Staubwolke aus der Wüste kam ebenfalls unaufhaltsam näher, wie ein Späher meldete. Aufgrund der Möglichkeit einer spiegelnden Fata Morgana konnte er eine Stunde oder drei entfernt sein, aber Leonidas war im Anmarsch, daran zweifelte nun niemand mehr. Etwas Gutes war aus der Richtung gewiss nicht zu erwarten; das Glück war mit der Ankunft von Prinz Laychams schlagkräftiger Truppe aufgebraucht. Mehr würden sie bestimmt nicht zugestanden bekommen.
    Eigentlich, dachte Laura bei sich, eigentlich hat ein Kampf überhaupt keinen Sinn. Ich sollte mich gleich ergeben, dann werden die anderen geschont. Wir haben sowieso keine Chance.
    Finn, der sie prüfend betrachtet hatte, erkannte augenscheinlich ihre Gedanken. »Das vergisst du mal ganz schnell, meine Liebe«, warnte er nämlich. Dann stand er auf. »Und ich tue jetzt etwas, das wir schon längst hätten tun sollen.« Er zog die kleine Tonflöte hervor, die sie von den Iolair beim Abschied erhalten hatten. Sie sollten sie nur in allerhöchster Not benutzen, war ihnen eingeschärft worden. Dann würden die Iolair wissen, wo sie waren, und sie abholen. »Wenn das keine Katastrophe ist, auf die wir zusteuern ...«
    »Nein!«, rief Laura und wollte nach der Flöte greifen.
    »Doch!«, fiel Milt ihr ins Wort und in den Arm und hielt sie fest. »Tu es, Finn! Besser du als ich. Ich kann genauso gut Flöte spielen, wie ich Geschichten erzählen kann. Aber wir brauchen Hilfe!«
    »Wer waren die Iolair?«, fragte Zoe. »Ich hab’s vergessen.«
    »Die Widerstandsgruppe gegen Alberich«, erklärte Laura. »Die ... die sind unsere Freunde. Ausnahmsweise.«
    »Aber nicht mehr lange, wenn sie herauskriegen, dass wir den Dolch nicht mehr haben«, brummte Milt.
    Finn stellte sich in den Wind, der seine Töne aufnehmen und mit sich führen sollte, damit sie den Weg zu den Iolair fanden. Er setzte das kleine Instrument an den Mund und blies vorsichtig hinein.
    Zuerst hörten sie gar nichts. Dann aber verbanden sich die Klänge der Flöte mit dem Wind, verwoben sich mit seinem Lied und wurden davongetragen.
    Vielleicht erinnerte sich ein Teil des Windes daran, erst vor Kurzem befreit worden zu sein.
    Vielleicht revanchierte er sich damit.
    »Das ist gut«, sagte der Prinz. »Rebellen. Ja, das ist sehr gut.«
    »Drei Tage früher, und ich hätte dir zugestimmt«, spottete Zoe. »Wie sollen die jetzt so schnell kommen, nachdem ihr eine Woche oder länger unterwegs wart?«
    »Warte es ab, Zoe«, antwortete Finn zuversichtlich. »Sie sind schnell wie der Wind ... und manchmal schneller. Die haben magisch ganz schön was drauf.«
    Er spielte ein wenig mehr, weil es ihm gefiel und zu der Lage passte, wie er fand. »Das Ding ähnelt einer keltischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher