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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe
Autoren: James Barrington
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achtzig Meilen.«
    »Falls wir diese Kiste überhaupt so lange in der Luft hal-
    ten können«, knurrte der Captain. Er drückte vorsichtig
    die Steuersäule nach rechts, trat auf das rechte Ruderpedal
    und reduzierte behutsam den Schub des Steuerbordtrieb-
    werks. Die Maschine reagierte schwammig und ungenau,
    und die leichte Kursänderung kostete sie weitere dreihun-
    dert Fuß Flughöhe. »Und, was entscheidender sein dürfte,
    falls die Piloten dieser Kampfjets uns so weit kommen las-
    sen.«
    Der Kopilot behielt die Instrumente im Auge. Überall
    blinkten rote und orangefarbene Warnlichter und Warn-
    hinweise.
    »Das Feuer ist aus«, verkündete er. »Das ist die gute
    Nachricht. Die schlechte ist, wir verlieren Kerosin. Unsere
    Tanks dürften in etwa dreißig Minuten staubtrocken sein.
    Und noch viel übler ist, dass die Hydraulikflüssigkeit aus
    15
    dem Loch sprudelt, wo vorher das Triebwerk war. Das
    Flugzeug reagiert schwer und zäh, und das wird sich noch
    verschlimmern. Außerdem müssen wir vermutlich ohne
    Fahrwerk und Klappen landen.«
    »Ich wäre schon glücklich, wenn wir so weit kämen.
    Teilen Sie unseren Passagieren die Neuigkeiten mit«, be-
    fahl der Captain.
    Noch während der Kopilot den Kabinenfunk einschalte-
    te, zischten einige Leuchtspurgeschosse mit lautem Heulen
    an der linken Seite des Cockpits vorbei. Die beiden Män-
    ner spürten den Aufprall, als sie in den Backbordflügel ein-
    schlugen und die Verkleidungsbleche zerfetzten, die im
    Fahrtwind flatterten. Das Querruder und die Klappen
    wurden weggerissen, und dann hoben sich die letzten drei
    Meter des Flügels nach oben und klappten nach hinten,
    bevor sie ganz abrissen und hinter dem Flugzeug ver-
    schwanden.
    Sie waren machtlos. Der Learjet verlor praktisch sämtli-
    chen Auftrieb unter seinem zerfetzten Flügel, kippte un-
    aufhaltsam über die Backbordseite und trudelte immer
    schneller auf das Meer zu, das knapp drei Meilen unter ih-
    nen lag. Die beiden Männer im Cockpit stemmten sich mit
    aller Macht gegen ihr Schicksal, und es gelang ihnen, die
    Maschine knapp unter tausend Fuß einige Sekunden lang
    auszurichten. Aber sie wussten beide, dass es für sie nur
    eine Richtung gab. Abwärts.
    »Achtung, Aufprall!«
    Während die glitzernde Oberfläche des Mittelmeeres
    auf sie zuraste, sahen die beiden Piloten einen dunklen
    Umriss auf Steuerbord, der mit ihnen sank.
    16
    Der Captain schüttelte fassungslos den Kopf. »Das
    ist …«, begann er, doch im selben Moment krachte der
    Learjet mit einer Geschwindigkeit von über einhundert-
    achtzig Meilen pro Stunde auf die Wasseroberfläche.
    Bei dieser Geschwindigkeit ähnelt ein Aufprall auf Was-
    ser dem auf Beton. Der Rest des linken Flügels und die Na-
    se des Flugzeugs schlugen fast gleichzeitig auf. Der Auf-
    prall tötete die beiden Männer im Cockpit auf der Stelle.
    Die Maschine überschlug sich und landete auf dem Rü-
    cken, lief rasend schnell voll Wasser und versank. Trüm-
    merstücke stiegen an die Wasseroberfläche und markier-
    ten ihr Grab. Aber es tauchten weder Überlebende noch
    Leichen auf.
    Der Kampfjet, der dem Learjet bis zum Aufprall gefolgt
    war, kreiste fünf Minuten über der Absturzstelle. Die bei-
    den Besatzungsmitglieder suchten sorgfältig das Meer ab.
    Der Pilot hielt dabei seinen Daumen unablässig über dem
    Feuerknopf der Bordkanone. Schließlich war er zufrieden,
    sicherte seine Bordwaffen, schob den Schubregler vor und
    ging in einen steilen Steigflug, bis der Kampfjet in westli-
    cher Richtung verschwand.
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    1
    Gegenwart – Montag Südliche Adria

    Paul Richter drückte die Steuersäule der Sea Harrier FA2
    sanft nach links und verstärkte den Druck, bis die Maschine
    langsam um die eigene Achse rollte. Danach richtete er sie
    kurz aus, schwenkte dann scharf nach backbord und gab
    Schub, um die andere Harrier einzuholen, die bereits Rich-
    tung Südosten davonflog. Richter warf einen kurzen Blick
    auf die glitzernde Adria weit unter ihm und wartete auf den
    unvermeidlichen Rüffel seines kommandierenden Piloten.
    »Tiger Zwo, hier Leader. Hören Sie auf herumzualbern
    und bleiben Sie in Formation.«
    »Sorry, Splot«, erwiderte Richter. »Hab nur ausprobiert,
    ob ich es noch draufhabe.«
    Die beiden Sea Harriers hielten ihren Kurs und stiegen
    bis auf einunddreißigtausend Fuß. Dabei flogen Sie mit ei-
    ner gleichbleibenden Geschwindigkeit von vierhundert-
    zwanzig Knoten, 7,60 Meilen pro Minute. Sie flogen in
    Kampfformation.
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