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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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von ihrem Bruder zu lösen, dass sie ihm in die Augen blicken konnte.
„Wird er es schaffen?“
Gerne hätte Ruven ihr eine positive Antwort gegeben, nur um ihr den Schmerz zu nehmen und sie zu beruhigen, doch dann hätte er sie belügen müssen.
„Die Ärzte konnten es mir noch nicht sagen. Aber sie kämpfen um Christians Leben, das haben sie mir versprochen.“ Liebevoll wischte er Rusana die Tränen von den Wangen, die sich erneut aus ihren Augen lösten.
„Marco?“
Ruven war klar, was seine Schwester wissen wollte und er nickte. Konnte nun selbst seine Tränen kaum zurückhalten.
„Der Fluch ist gebrochen. Ich kann ihn wieder spüren.“ Er atmete tief durch. „Ich weiß, dass du Christian liebst, Rusana. Es war eine Bedingung zur Brechung des Fluches, die ich dämlicherweise gestellt habe. Es tut mir so leid.“
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie hatte Fragen, wollte ihren Bruder anschreien und gleichzeitig umarmen. Sie war völlig durcheinander und brauchte Zeit, Ruvens Offenbarung zu verarbeiten. Schluchzend lehnte sie ihren Kopf wieder an seine Brust und schloss ihre Augen. Wenn es Christian und Marco wieder gut ging, war immer noch Zeit, ihrem Bruder Vorwürfe zu machen und ihn zu erschlagen.
    Nachdem Ruven und Rusana Blut zu sich genommen hatten - Ruven weil er reichlich davon gespendet hatte und Rusana wegen ihrer zahlreichen Schrammen - warteten sie in Marcos Krankenzimmer auf neue Informationen über Christian. Marco war noch nicht aufgewacht, doch der Arzt, der ihn behandelte, erklärte, dass das nach einer derart langen komatösen Phase völlig normal sei. Zumal sie von einem Fluch herbeigeführt worden war. Es beunruhigte Rusana ein wenig, dass Marco wie eh und je still und leichenblass in seinem Bett lag, doch Ruven versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei. Seine Verbindung zu Marco nahm von Stunde zu Stunde an Stärke zu. Diese vergingen quälend langsam, und jedes Mal, wenn jemand in das Zimmer kam, zuckte Rusana zusammen. Sie hatte panische Angst davor, dass einer der Ärzte hereinkommen würde, um ihnen mitzuteilen, dass Christian es leider nicht geschafft hatte. Doch wie schon so oft an diesem Tag, war es auch jetzt nur eine Krankenschwester, die fragte, ob sie ihnen noch Kaffee oder etwas anderes bringen sollte. Rusana hätte die Schwester beinahe angefaucht, rief sich jedoch in letzter Sekunde zur Ordnung. Die Frau konnte schließlich nichts für ihre Verzweiflung und meinte es nur gut. Sie warf einen Blick zu Ruven, dessen angespanntes Gesicht ihr verriet, dass es ihm ähnlich erging, wie ihr. Rusana sprang auf, um sich die Beine zu vertreten und sich abzureagieren, als sich hinter der Krankenschwester Dr. Frego Kensit ins Zimmer schob. Augenblicklich stand auch Ruven auf, während sich die Krankenschwester, die vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte, zurückzog.
Der Arzt sah erschöpft aus, doch seine Augen leuchteten zuversichtlich, als er ohne Aufforderung berichtete:
„Der Patient ist jetzt stabil. Wir haben ihn in ein künstliches Koma versetzt und in den Tank gelegt.“
Rusana atmete zitternd aus und Ruven nickte. Der Tank glich optisch einem gläsernen Sarg, doch damit hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Der Tank half, Leben zu retten. Er wurde abwechselnd mit einer speziellen Flüssigkeit und einer gasähnlichen Substanz gefüllt, die die Heilung von inneren und äußeren Verletzungen enorm förderten. Allerdings war der Tank nur für Vinetaner geeignet, nicht für Menschen. In Bezug auf Christian stellte dieser Umstand jedoch kein Problem dar, da er sich bereits seit mehreren Stunden in der Verwandlungsphase befand.
„Wie lange wird er da drin bleiben müssen?“, fragte Ruven.
„Gute sechsunddreißig Stunden.“
„Ich möchte zu ihm“, sagte Rusana leise.
„Aber natürlich, Meju Rusana. Ihr wisst ja, in welchem Raum sich der Tank befindet.“
Rusana nickte und eilte aus dem Zimmer. Sie wäre fast in Egbert hineingelaufen, der den Raum betrat. Er hatte sich unter anderem um Otrunas Verfolgung gekümmert. Ruven winkte Egbert zu sich und wandte sich noch einmal an den Arzt, um mehr über Christians Verletzungen und die notwendig gewordenen Eingriffe zu erfahren. Als Dr. Kensit schließlich Marcos Zimmer verließ, fragte Ruven Egbert nachdenklich:
„Unter den Gardisten befinden sich doch sicher Männer, denen du vorbehaltlos vertraust, oder?“
„Du meinst Männer, die sich nicht von Otruna haben beeinflussen lassen?“
„Oder von ihr erpresst
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