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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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Notwendigkeit pädagogischer Hilfestellungen. Die Veröffentlichungen von Immanuel Kant, Arnold Gehlen und Adolf Portmann haben dies eindrucksvoll belegt. Kein Lebewesen kommt so hilflos wie der Mensch zur Welt. Ständig werden neue Sinnesreize benötigt, um durch Fühlen, Sehen, Hören, Riechen und Schmecken in die Welt hineinzufinden. Neben einer gesunden leiblichen Grundversorgung ist das Wohl von Kindern existenziell an den positiven und kontinuierlichen Umgang mit den Bezugspersonen gekoppelt. Die Prozesshaftigkeit dieses Vorgangs wird in dem Satz von Antoine de Saint-Exupéry »Leben heißt langsam geboren werden« nachvollziehbar in die Anschaulichkeit gebracht.
    Erziehung wohin?
    »Es muss doch mehr als alles geben!« – »Ich will Genuss, jetzt sofort!« – »Geld regiert die Welt!« – »Nur wer Macht hat, kann sich alles leisten!« – »Ohne Luxus ist das Leben nichts wert!« – »Mit einem Traumjob kommt das große Glück von selbst!« – »Das Leben muss Spaß machen, egal wie!« – »Nur wer an sich denkt, kommt weiter!«
    Dieser Blick in die Denkwelt und Handlungsmaximen von ›Ichlingen‹ verdeutlicht, welche Ziele eine verantwortliche Erziehung nicht haben kann bzw. welche Notwendigkeit sich ergibt, junge Menschen möglichst resistent gegen solche Leitbilder zu machen. Aber blitzlichtartig hämmern sich die Botschaften von Hedonismus und Konsumorientiertheit in die Köpfe der Menschen: »Das will ich auch! Jung, schön, erfolgreich, gut drauf! Das ist Leben pur!«
    Damit kein falscher Tenor entsteht: Genussstreben ist nichts Verwerfliches und Träume von Erfolg und Glück gehören nicht nur zum Wesen des Menschen, sondern sind Grundbedingung zum Beflügeln von Antriebskräften. Auch gegen eine verantwortbare Teilhabe am Konsum in modernen Gesellschaften ist nichts einzuwenden. Aber Maß und Mittel sind neu in den Blick zu nehmen. Ist jedoch nur das Ergebnis gefragt, erhält ein Nachdenken über Voraussetzungen und Bedingungen schnell einen Platzverweis. Denn angesichts von solch schillernd-lockenden Lebensperspektiven die Fragen zu stellen, wie denn ein möglichst erfolgreiches Leben erreichbar sein könnte, welche Wegstrecken zurückzulegen, wie viel Fleiß und Schweiß aufzubringen und Rückschläge oder Umwege hinzunehmen seien, erscheint dann schon fast spießig. So werden notwendige Vorleistungen und mögliche Hürden gezielt ausgeblendet, wird die in den Medien inszenierte Schein-Welt zur Wirklichkeit erklärt. ›Nur der entsprechende Zugangsschlüssel muss gefunden werden. Und das dürfte doch nicht so schwer sein.‹ Je umfangreicher Erwachsene von diesem virtuellen Szenario in den Bann gezogen werden, desto schwieriger und notwendiger ist es, Kinder und Jugendliche zu einer eigenverantwortlichen Lebensgestaltung zu ermutigen. Erst recht vor dem Hintergrund einer weitverbreiteten Null-Bock-Mentalität. Dieser Aufgabe haben sich Eltern und andere Erziehungskräfte überzeugend zu stellen, wollen sie nicht durch fahrlässige Unterlassung die Zukunft der nachwachsenden Generation gefährden.
    »Erziehung ist Vorbild und Liebe, sonst nichts!«, so fast wortgleich die großen Pädagogen Pestalozzi und Fröbel. Erziehung hat das Ziel, Kinder und Jugendliche auf eine möglichst geeignete Weise ins Leben unserer sich weiterentwickelnden Gesellschaft hineinwachsen zu lassen, um damit Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zu erreichen. Um Kindern und Jugendlichen das zu ermöglichen, haben Väter und Mütter, weitere Familienmitglieder sowie Kindergarten und Schule die Aufgabe, durch viele altersgemäße Lernfelder möglichst optimale Voraussetzungen zur Entwicklung von Fähigkeiten für eine eigenständige Lebensbewältigung zu schaffen. Daneben haben gleichaltrige Kinder, das weitere soziale Umfeld sowie Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen oder mit Sachzusammenhängen eine prägende Wirkung auf den Prozess des Erwachsenwerdens.
    Die Erziehungsinstanzen werden einerseits durch die Gesellschaft geprägt und sind somit ein Teil von ihr, andererseits müssen sie aus einem gewissen Abstand zu dieser Gesellschaft ihrer Erziehungsverantwortung nachkommen, womit sie gleichzeitig wiederum Einfluss auf die Gesellschaft nehmen. Diese Interdependenz wird in der Hinterfragung des Handelns der Erziehungsperson konkret, da weder eine bloße Anpassung an spezielle Werte und Normen der Gesellschaft noch an die der handelnden Personen dem in die Eigenständigkeit zu führenden Kind und
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