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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung
Autoren: David Baldacci
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war, und preßte seinen Bauch zusammen. Dadurch drückte sie das Zwerchfell nach oben und unten, womit sie zugleich das Wasser aus Riggs’ Lungen preßte und deren Atemtätigkeit unterstützte.
    Verzweifelt schaute LuAnn hinter sich, suchte nach einem Ausweg. Ein umgestürzter Baum fiel ihr ins Auge. Ein dicker Ast ragte dicht über dem Wasser in den Fluß hinein. Es war knapp. Sie schätzte Entfernung und Höhe ab. Dann preßte sie die Beine fester um Riggs’ Leib und schnellte mit allerletzter Kraft in die Höhe.
    Ihre Hand bekam den Ast zu fassen. Sie zog sich und Riggs ein Stück nach oben. Jetzt waren sie beide bis zu den Hüften aus dem Wasser heraus. LuAnn versuchte sich noch höher zu ziehen, schaffte es aber nicht. Riggs war zu schwer. Er schaute sie an. Sein Atem ging stoßweise. Entsetzt sah LuAnn, wie er ihre Beine von sich abstreifen wollte.
    »Matthew, nein! Bitte!«
    Durch die blauen Lippen, die er furchtbar langsam bewegte, preßte er hervor: »Wir werden … nicht beide sterben, LuAnn.«
    Wieder zerrte er an ihren Beinen. Jetzt mußte sie gegen ihn und die Strömung kämpfen. Die lähmende Kälte breitete sich in ihrem Körper aus. Alles tat ihr weh. Vor Wut und Hilflosigkeit zitterten ihre Lippen, als sie mit ansehen mußte, wie Riggs sich verzweifelt losmachen wollte, um sie von seiner Last zu befreien. Sie hätte einfach den Ast loslassen und gemeinsam mit Riggs ertrinken können. Aber was wurde dann aus Lisa?
    Schwarze Verzweiflung packte LuAnn. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Dann aber nahm die tiefe Erschöpfung ihr die Entscheidung ab. Zum erstenmal in ihrem Leben versagten LuAnn die Kräfte. Der Ast entglitt ihr. Sie sank nach unten.
    In diesem Moment packte sie eine riesige Pranke, und im nächsten Augenblick wurden sie und Riggs mit gewaltiger Kraft aus dem Wasser gezogen.
    LuAnn legte den Kopf zurück und schaute in ein Gesicht.
    Trotz seines verletzten Arms saß Charlie rittlings auf dem Baumstamm. Ächzend und keuchend zerrte er LuAnn und Riggs auf den schmalen Uferstreifen. Dann brachen alle drei erschöpft zusammen.
    Der Fluß rauschte nur wenige Handbreit an ihnen vorüber. LuAnns Beine waren immer noch eisern um Riggs’ Leib geschlungen. Sie lag auf dem Rücken, den Kopf auf Charlies Brust, die sich der gewaltigen Anstrengung wegen heftig hob und senkte. LuAnn ließ die rechte Hand zu Riggs gleiten. Er nahm sie, legte sie an seine Wange. Mit der linken Hand faßte LuAnn Charlies Schulter. Er bedeckte ihre Hand mit seiner Pranke. Keiner der drei sagte ein Wort.

KAPITEL 59

    »So, das wär’s«, sagte Riggs und legte den Hörer auf. LuAnn, Charlie und Lisa waren in seinem Büro. Draußen rieselte sanft der Schnee. Weihnachten stand vor der Tür.
    »Und was ist dabei rausgekommen?« fragte LuAnn.
    LuAnn und Charlie waren wieder völlig gesund. Auch Riggs war fast wiederhergestellt. Sein Arm lag nicht mehr in der Schlinge, und der Gips, den er hatte tragen müssen, bis der Knochen verheilt war, den Jacksons Kugel zerschmettert hatte, war vor kurzem abgenommen worden. Trotzdem bewegte er sich noch langsam.
    »Sieht nicht besonders gut aus. Die Finanzbehörde hat die Steuern errechnet, die du Vater Staat für ungefähr acht Jahre schuldest, samt Strafen und Säumniszuschlägen.«
    »Und?«
    »Und die Summe beläuft sich auf dein gesamtes Bargeld, alle deine Investitionen und deinen gesamten Grundbesitz, einschließlich Wicken’s Hunt.« Er lächelte gequält, um die Wirkung der niederschmetternden Neuigkeiten zu mildern. »Dir fehlten sogar fünfundsiebzig Cent, aber die habe ich draufgelegt. Gratis.«
    Charlie schnaubte empört. »Was für ein Weihnachtsgeschenk«, sagte er. »Und die anderen Lotteriegewinner können ihr ganzes Geld behalten. Das ist ungerecht.«
    »Die anderen haben ihre Steuern pünktlich bezahlt, Charlie«, erklärte Riggs.
    »LuAnn hat auch Steuern bezahlt.«
    »Erst seit sie in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist – und unter dem Namen Catherine Savage.«
    »Vorher konnte sie doch nicht zahlen! Sonst wäre sie in den Knast gewandert – wegen eines Verbrechens, das sie gar nicht begangen hat.«
    »Alle Achtung, Charlie. Das ist wirklich ein zwingendes Argument.«
    »Aber die anderen haben doch alle durch Betrug gewonnen«, hielt Charlie ihm entgegen.
    »Das wird die Regierung der Öffentlichkeit wohl kaum auf die Nase binden, wo sie mit der Lotterie Milliarden scheffelt. Wenn die Wahrheit herauskäme, wäre es damit aus und vorbei. Meinen Sie
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