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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung
Autoren: Hannah Kaiser
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du jetzt damit weitermachst …“
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Kapitel 2 5
     
    John fährt mit mir zu seiner Wohnung und ich schaffe es, während der ganzen Fahrt seine Hand festzuhalten. Ich habe das Gefühl, ihn auf gar keinen Fall loslassen zu dürfen, wo ich ihn jetzt endlich wieder bei mir habe. Nur wenn er seine Hand mal kurz zum Schalten braucht, lasse ich sie widerwillig los, um sie anschließend sofort wieder zu umklammern. Kurz kommt mir der Gedanke, ich könne mich damit vielleicht lächerlich machen, aber John scheint es nicht zu stören. Ganz im Gegenteil, er lächelt höchst zufrieden vor sich hin.
    Die Wohngegend, in die wir fahren, kommt mir bekannt vor, hier in der Ecke hat er schon früher gewohnt. Und als wir schließlich in die Tiefgarage eines Hochhauses fahren, bin ich mir ganz sicher.
    „Hier wohnst du, John? Noch immer?“
    Er zuckt mit den Schultern, während er auf irgendeinen Knopf drückt und sich ein Rolltor in der Tiefgarage zu bewegen beginnt.
    „Noch immer. Aber es hat sich ein bisschen verändert. Das Haus gehört mir mittlerweile und auch sonst habe ich ein paar Änderungen vorgenommen … Naja, du wirst es ja gleich selbst sehen.“
    Als wir ausgestiegen sind, geht er mit mir zusammen zu einem Fahrstuhl, der ganz offensichtlich nur für ihn bestimmt ist, denn er lässt sich nur mit einem Code bedienen.
    „Ein Privatfahrstuhl? Und alle anderen müssen Treppe steigen?“
    „Treppensteigen ist gesund. Aber ich habe einen zweiten einbauen lassen, der im Gegensatz zu früher übrigens sogar funktioniert und nicht ständig kaputt ist.“
    Ich denke an den Tag, an dem wir geheiratet haben und ich auf jeden Treppenabsatz eine weiße Rose gefunden habe.
    „Obwohl Treppensteigen ja durchaus seinen Reiz haben kann“, murmle ich, halb in der Erinnerung an unseren Hochzeitstag gefangen.
    „Durchaus, ja.“ John lächelt mich an und ich bin mir sicher, dass er ziemlich genau weiß, was ich gemeint habe.
    Der Fahrstuhl hält in einer hellen, freundlichen Wohnung, die wunderschön eingerichtet ist und perfekt zu John passt. Er hat sich die beiden oberen Etagen komplett umbauen lassen und bestimmt dreimal mehr Quadratmeter zur Verfügung als ich in meinem ganzen Haus. Er zeigt mir alle Zimmer und er hat sogar ein Kinderzimmer für Sam eingerichtet.
    „Und wo geht es da hin?“ Ich zeige auf eine eiserne Wendeltreppe, die weiter nach oben führt. John beginnt zu grinsen.
    „Komm, ich zeige es dir!“ Er geht ein paar Stufen hoch und bleibt dann stehen, um sich zu mir umzudrehen und mir die Hand zu reichen. Seine Finger umschließen meine mit angenehmem, sicherem Druck, als ich sie ergreife. Am oberen Ende der Treppe öffnet er eine Tür und ich wäre fast gestolpert, als ich sehe, wo wir jetzt sind, obwohl ich es ja eigentlich schon vorher geahnt hatte.
    „Das ist unser Dach, John!“ Das Dach, auf dem wir geheiratet haben.
    „Ja.“ Er beobachtet mich, während ich bis zum Rand des Daches gehe, das jetzt von einem stabilen Geländer eingefasst ist. Jetzt stehen hier überall Grünpflanzen in riesigen Bottichen herum und der Boden besteht aus Terrassendielen und nicht mehr aus nacktem Beton.
    „Es ist wunderschön hier, John.“ Ich stelle mich ans Geländer und betrachte die im Dunklen leuchtende Stadt. Dann spüre ich ihn hinter mir, er schlingt seine Arme um mich und ich lehne mich gegen ihn und kuschle mich in seine beschützende Wärme.
    „Wohnst du hier schon lang, John?“ Dass er sich ausgerechnet dieses Haus gekauft hat und es hat umbauen lassen, ist bestimmt kein Zufall gewesen.
    „Hier konnte ich mich dir immer irgendwie nah fühlen.“
    Ich will etwas sagen, aber meine Stimme gehorcht mir nicht und John lässt mich ohnehin nicht zu Wort kommen. Er legt mir einen Finger auf die Lippen.
    „Hör mir einfach nur einen Moment lang zu, dann kannst du immer noch etwas sagen. Aber ich bitte dich, mir erst einmal einfach nur zuzuhören!“
     
    +++
    John zieht Hope ein bisschen enger an sich. Er hat sich unzählige Male vorgestellt, wie es sich wohl anfühlen würde, sie an diesen Ort zu bringen. Diesen Ort, der sie so sehr miteinander verbindet wie kaum ein anderer. Und jetzt fühlt es sich überwältigend gut an, besser, als er je gedacht hätte.
    „Wir waren damals so verdammt jung, Hope. So verdammt jung. Und ich war so unendlich dumm. Ich habe mir unzählige Male gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu können. Aber das kann man nicht. Und vielleicht ist es auch gut so. Denn ich habe etwas daraus
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