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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
Autoren: Sarah Arnold
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blaues Sommerkleid
und drehte sich unter dem Baum, so dass der Rock des Kleides sich unten
auffächerte und der Stoff um sie herum flog und sich drehte, wie eine
aufblühende Blume. Er kam auf sie zu gerannt und warf sie hoch in die Luft. Ihr
freundliches kindliches Lachen schallte durch das Tal. Er legte sie auf das
weiche Gras und ließ sich neben sie fallen, kitzelte sie. Penelope kicherte
ausgelassen und rollte sich auf dem Boden herum, als hätte eine Biene sie
gestochen. Er pflückte behutsam zwei der Äpfel vom Baum und warf ihr einen zu.
Sie hatte sogar gefangen. Triumphierend ließen sich beide wieder ins Gras
sinken, legten sich auf den Rücken. Seite an Seite beobachteten sie die Wolken,
die wie Vögel an ihnen vorbeizogen und aßen die Äpfel. So hatten sie lange dagelegen.
    Langsam verblasste die helle Sonne. Der Baum löste sich auf. Das Gras
wurde glatt und weiß. Penelope lachte, immer leiser, dann war es still. Ihr
Kleid löste sich auf und einzelne Teile des marineblauen Stoffs wirbelten durch
den weißen Raum, er versuchte sie zu fangen, doch sie verschwanden immer.
Penelope schwebte gar, denn ihre Beine waren schon vollständig verloren. Immer
weiter verblasste sie, die Leere fraß sich von unten an ihrem Körper nach oben.
Nur noch ihr Kopf war da und lächelte ihn an, dann verblasste auch dieser und
der siebte Juli war an ihm vorbeigezogen. An seine Stelle trat der weiße Gang
und statt Penelope stand nun das blinde Mädchen bei ihm. Still, reglos stand
sie vor ihm. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, spürte Jay wie ihr Blick auf
ihm lastete. Er sah ihr in die Augen. Sie waren so leer, so verloren. Sie
drückte seine Hand, und erst jetzt merkte er, dass sie sie die ganze Zeit
gehalten hatte. Er fühlte diese unglaubliche vertraute Wärme ihrer blassen
Hand. Sie öffnete ihre roten Lippen.
    „Es tut mir leid“, war alles was sie sagte. Doch diese Worte genügten
schon. Jay sah sie liebevoll an und sagte, wieder völlig gefasst und mit beiden
Füßen in der Gegenwart:
    „Willst du mir jetzt endlich mal deinen Namen verraten?“
    Er lächelte, sie auch. Ihr Lachen wurde zu einem breiten Grinsen.
Fasziniert sah Jay zu, wie ihre Mundwinkel immer weiter nach oben gezogen
wurden. Ihr Mund öffnete sich und ihre weißen Zähne blitzten ihm entgegen. Aus
ihrem geöffneten Mund drang ein fröhliches Lachen, fast schon ein Kichern. Auch
er musste lachen. Er wusste nicht einmal mehr, weshalb er lachte, aber er konnte
nicht anders. Schließlich sammelte sich das Mädchen und verstummte langsam, bis
sie erneut ihren Mund öffnete und sagte:
    „Ceela, Ceela Nish.“
    „Gut Ceela, ich denke wir sollten jetzt den anderen folgen. Weißt du,
wie das ganze jetzt abläuft? Ich hab nämlich keine Ahnung“, gab er mit einem
schiefen Grinsen zu.
    Ceela lächelte und beantwortete seine Frage: „Ich weiß es auch nicht,
aber ich denke, wir sollten den Gang entlanggehen und dann nach rechts durch
eine Tür, die wir mit unserer Karte öffnen können. Danach müssen wir zweimal
links und dann auf diesem Gang durch die Tür am Ende des Korridors. Dort ist
der Allocation-Room, also der Raum, in dem bekanntgegeben wird, in welches
Reservat wir kommen.“
    „Ja, ähm, klar! Woher wusstest du das“, fragte Jay, wobei die
Bewunderung nicht zu überhören war.
    „Meine Pflegerin hat mir das erklärt, weil ich ja nicht einfach den Anderen
folgen kann, die den Weg kennen. Sie hat das so oft wiederholt, dass ich es
unmöglich vergessen konnte.“
    Vorsichtig setzte Ceela einen Fuß vor den anderen. Mit der einen Hand
tastete sie sich an der Wand entlang, die andere hielt Jay fest. Er versuchte
sich die Wegstrecke einzuprägen, doch vergebens. Er wusste nur noch, dass sie
durch die Tür rechts mussten. Zielstrebig führte er Ceela ans Ende des Gangs.
    „Jetzt rechts durch die Tür“, verkündete Jay, um ihr zu zeigen wo sie
gerade waren.
    Ceela suchte in ihrer Tasche und zog dann eine etwas verknitterte
Schlüsselkarte hervor. Jay holte seine ebenfalls und steckte dann beide in das
Lesefeld oben links und  wartete ungeduldig, bis sich endlich etwas tat. Mit
einem leisen Surren löste sich das Feld auf, dabei leuchtete die Tür in einem
stählernen Blauton auf. Er trat hindurch und zog ein wenig an Ceelas Hand,
sodass sie ebenfalls einen Schritt durch die Tür trat. Dann liefen sie weiter.
Jay wusste nicht mehr, ob sie zweimal rechts oder zweimal links gehen sollten.
Etwas beschämt nuschelte er:
    „Rechts oder
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