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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau
Autoren: Sara Paretsky
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aufkam.
    Ich wappnete mich gegen den Angriff des dritten Mannes, als ein Feuerwehrmann hinter dem Altar auftauchte. Im ersten Augenblick hatte ich das Gefühl zu halluzinieren und fürchtete schon, dass Baladine zusätzlich zur Polizei auch noch die Feuerwehr unter seine Kontrolle gebracht hatte. Ich hob die Waffe.
    »Es besteht keine Notwendigkeit, auf mich zu schießen, junge Frau«, sagte der Mann. »Ich bin nur hier, um das Feuer zu löschen.«

Für die, die auch dienen
    »Die Schüsse haben mich geweckt, und ich hab' gesehen, dass die Tür zur Kirche offen war, also hab' ich mich hineingeschlichen. Ich habe alles gehört, wusste aber nicht, was ich tun sollte, weil BB gesagt hat, er hätte einen Polizisten draußen stehen. Dann hab' ich mir gedacht, nun, wenn die Kirche brennt, kommt sicher die Feuerwehr, also habe ich in der Küche eine Zeitung angezündet und die Feuerwehr gerufen. Aber dann hab' ich es mit der Angst zu tun bekommen, dass ich wirklich die Kirche abbrenne. Wird Mitch sich wieder erholen? Was hat denn der Tierarzt gesagt?«
    Wir saßen in der Pfarrhausküche und tranken Kräutertee, wahrend Vater Lou und ich versuchten, das triefende Chaos zu beseitigen, das die Leute von der Feuerwehr hinterlassen hatten.
    »Robbie, du bist ein Held. Das war eine geniale Idee, aber das nächste Mal brauchst du die Küche nicht wirklich in Brand zu setzen. Von der Stadt aus können sie nicht beurteilen, ob es hier tatsächlich brennt oder nicht.« Ich lachte müde. »Mitch kommt wieder in Ordnung. Der Tierarzt hat gesagt, dass die Kugel in seine Schulter eingedrungen ist, nicht ins Herz, und obwohl er eine Menge Blut verloren hat, wird er's schaffen.«
    Peppy war ebenfalls beim Tierarzt geblieben, um ihrem Sohn als Blutspenderin zu helfen. Nachdem die Leute von der Feuerwehr den Brand in der Küche gelöscht hatten, hatten sie einen Notarzt für die Verletzten gerufen. Mr. Contreras und Baladine waren ins County Hospital gebracht worden, obwohl Mr. Contreras protestiert hatte, dass es sich lediglich um eine kleine Kopfverletzung handle; in Anzio habe er Schlimmeres überlebt.
    Detective Lemour lag in der Leichenhalle. Er hatte sich das Genick gebrochen, als er auf dem Reliquienschrein am unteren Ende der Wendeltreppe gelandet war. Die beiden anderen Männer von Carnifice waren von der Polizei mitgenommen worden, die die Leute von der Feuerwehr gerufen hatten. Einer der Polizeibeamten hatte erst sechs Jahre zuvor die Schule von St. Remigio abgeschlossen. Er war entsetzt, als er seinen ehemaligen Lehrer und Priester in Handschellen sah und hörte sich gern Vater Lous Version der Ereignisse an: dass Baladine zusammen mit zwei Männern eingebrochen und Lemour bei dem Versuch gestorben sei, den Priester zu retten.
    »Das erspart uns Probleme«, sagte er, als die Polizisten weg waren. »Die Leute von der Polizei haben immer Mühe zu glauben, dass einer der ihren was auf dem Kerbholz hat. Falls Baladine de r Geschichte widerspricht, wenn er wieder bei Bewusstsein ist, wird er eine Menge erklären müssen, zum Beispiel, warum er Lemour überhaupt bei sich hatte.«
    Die Leute von der Feuerwehr halfen mir, Mitch zu ihrem Wagen zu bringen. Sie chauffierten Peppy und mich zum Tierarzt und blieben sogar bei mir, um mich eine Stunde später zur Kirche zurückzubringen.
    »Sechs Uhr«, verkündete Vater Lou nun. »Messe. Wollen Sie ministrieren, junge Frau?«
    Ich wollte ihn gerade wieder daran erinnern, dass ich nicht getauft war, doch dann sah ich seinen entschlossenen Blick und schwieg. Ich folgte ihm den Flur entlang zur Kirche, Robbie im Schlepptau. Im Seitenschiff befanden sich Glasscherben, und ein Stück vom Arm der heiligen Veronika fehlte am Hochaltar, aber ansonsten wirkte die Kirche bei Tageslicht erstaunlich ruhig und friedlich.
    Ich ging zusammen mit Vater Lou in die Sakristei und sah ihm dabei zu, wie er seine Robe anlegte. Er erklärte mir, welche Gefäße ich bringen und dass ich ansonsten alles tun solle, was er sage, dann würde schon alles gut gehen. Ich folgte ihm zur Lady Chapel, wo bereits ein halbes Dutzend Frauen wartete, Lehrerinnen, die am ersten Schultag die Messe besuchten.
    Vater Lou verneigte sich vor dem Altar und wandte sich den Frauen zu. »Und ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lass uns ins Haus des Herrn gehen.«

Pressekonferenz
    »Dieses Foto ist eine Vergrößerung einer Prellung an meinem Unterleib. Ein Gerichtsmediziner sagt, er kann Größe und Art des Stiefels bestimmen, der sie
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