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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen
Autoren: Ursula Poznanski
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Clans auszurotten. Eine gefährlichere Waffe als die meisten, die sich im Besitz des Bundes befinden. Es ist, wie ich geahnt habe, dennoch trifft mich die Gewissheit härter als erwartet.
    S NMH: Nach bekanntem Zwischenfall keine Überlebenden . Behrsens Notizen kommen mir wieder in den Sinn und diese unglaubliche Zahl von bis zu 2   900 Toten. Bahnverbindung bis auf Weiteres gesperrt . Was das bedeutet, wird mir erst jetzt bewusst.
    Das Virus muss in Neumünster ausgebrochen sein, doch statt medizinische Hilfe zu schicken, hat der Bund die Sphäre abgeriegelt. Die Krankheit wüten lassen.
    Neben mir befindet sich eine Säule, ich halte mich an ihr fest. So viele Menschen. Ein so perfider Plan. Bis jetzt waren alle meine Schlussfolgerungen richtig und ich habe Angst, noch einmal recht zu behalten: in der Frage, wie Dhalion nach Neumünster gelangt ist.
    Auch Quirin weiß, dass wir uns nun dem Kern der Sache nähern. Sein Blick ist weich. Ich tue ihm leid.
    »Wie lange kennen wir uns schon?«, flüstere ich.
    Er schluckt, schließt die Augen. »Achtzehn Jahre und sieben Monate. Du bist fünf Wochen vor der Zeit geboren worden, ein winziges Kind mit braunen Locken.«
    Ein Gefühl, als würden riesige Hände meinen Körper packen und ihn auswringen wie ein nasses Tuch. Ich schnappe nach Luft, lehne mich gegen die Säule. »Und kaum war ich da, hast du mich mit der Härte der Wildnis bekannt gemacht. Nicht wahr? So hat Bojan es mir erklärt, als ich fragte, wieso sie dir die Neugeborenen bringen. Das Aufnahmeritual des Clans. Nur ein winziger Stich mit einem Dorn, an eine Stelle, wo es nicht wehtut. Symbolisch.«
    Eine Träne hat sich aus meinem Augenwinkel gelöst, ich mache mir nicht die Mühe, sie fortzuwischen. »Ein kleiner Stich und Dhalion kreist durch meine Blutbahn. Schon war ich … Wie hast du es genannt? Giftköder. Die Sphären entführen eure Babys und sie haben keine Ahnung, was sie sich damit einhandeln.« Ich verschränke die Arme vor der Brust, um das Zittern meiner Hände abzustellen. »Die geraubten Dornenkinder werden in den Sphären großgezogen und wachsen als Zeitbomben heran. Die anderen, die mehr Glück haben, schickt ihr mit sechs Jahren durch die Dornenhecke, deren Stacheln du mit dem Gegenmittel präpariert hast. Mit Dhalions freundlichem Bruder.«
    Unsere Blicke verfangen sich. Quirin bestätigt nicht, was ich sage, aber er widerspricht auch nicht.
    »Du weißt nicht, wie schlimm es war«, sagt er nach einer langen Pause. »Sie haben Betäubungsgas verwendet und den schlafenden Müttern die Babys aus den Armen gezogen. Wir konnten nichts dagegen tun. Wachen wurden getötet, manchmal haben sie die Siedlungen angezündet, nachdem sie die kleinen Kinder herausgeholt hatten. Dhalion war die einzige Waffe, die wir hatten, und eines Tages habe ich beschlossen, sie einzusetzen. Das ist zwanzig Jahre her und jetzt geht die Saat auf.«
    »Wissen die Eltern davon?« In mir brodelt ein Lachen hoch, ein verrücktes Geräusch, von dem ich nicht weiß, wo es seinen Ursprung hat. »Wissen Sie, dass du ihre Kinder mit einer tödlichen Krankheit infizierst?«
    Er schüttelt entschieden den Kopf. »Nein. Niemand weiß es, außer den Bewahrern und den Clanfürsten.«
    Ich rufe mir ins Gedächtnis zurück, dass der Clan Schwarzdorn mehrere Linien hat, eine südliche, eine westliche und eine östliche. Sie alle haben dieses Ritual übernommen, diese wahnsinnige Idee.
    Unvorstellbar, dass jemand zu so etwas fähig ist . Ich erinnere mich an die Erschütterung, die aus Gorgias’ Worten herauszuhören war, damals in der Bibliothek.
    »Warum bin ich noch am Leben?« Es ist mir egal, dass meine Stimme ein wenig schwankt. »Es hat etwas mit dem Alter zu tun, richtig?«
    »Du bist wirklich schlau.« Mit einer kräftigen Bewegung versetzt Quirin dem Globus noch einmal Schwung, dann beginnt er, im Saal auf und ab zu gehen. Der hohe Raum lässt seine Schritte widerhallen. »Es war von Beginn an Jordans Anliegen, Kinder zu verschonen. Schon während er an Dhalion gearbeitet hat, war er auf der Suche nach einem Mechanismus, der die Krankheit erst ab einem gewissen Alter ausbrechen lassen würde. Er hat es mir erklärt, aber ich habe es nicht ganz begriffen, es war kompliziert und hatte mit Hormonen zu tun.«
    Deshalb also wurde Andris entführt und untersucht. Ein Mitglied des Clans, offensichtlich aus dem Jugendalter heraus, und immer noch sehr lebendig. Ich wüsste gerne, ob die Ärzte in seinen Blutproben das
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