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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)
Autoren: Catrin Alpach
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Inquisition über mich ergehen lassen. Und wenn deine feststellt, dass du eine fremde Frau in der Wohnung hast, zieht sie bestimmte biologische Schlussfolgerungen.«
    »Ja, wird wohl so sein. Also? Neutraler Ort? Sag deiner Tochter, du wolltest dir ein wenig die Beine vertreten. Ich sag meiner das gleiche.«
    »Sie wird mir nicht glauben.«
    »Meine mir auch nicht.«
    »Also?«
    »Egal. Wir machen es einfach. Wir sind unartige Eltern und hören nicht auf unsere Töchter.«
    »Südtorschenke.«
    »Okay. Wann?«
    »Jetzt.«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Ich auch. Bis gleich.«
    »Bis gleich.«

Die Inquisition

    Es regnet. Es ist stürmisch und kalt. Die Zeitung ist völlig durchnässt. Ein Hund hat auf den Fußabtreter gekackt. Bayern München ist deutscher Meister geworden. Neunzig Prozent der Sparer haben Angst um ihr Geld. Am Himmel wurden gigantische Raumschiffe feindlicher Außerirdischer gesichtet. Kurz: Es ist ein wunderbarer Morgen. Ich strahle wie ein undichtes Atomkraftwerk.
    »Du bist erst um drei nach Hause gekommen«, stellt Alina beim Frühstück nüchtern fest.
    »Stimmt«, antworte ich noch nüchterner. Und strahle noch mehr.
    »Wo warst du?«
    »Was trinken.«
    »Mit wem?«
    »Mit Rasmus.«
    »Bis drei Uhr.«
    »So ungefähr.«
    »Aha.«
    Das ist das Vorgeplänkel. Die große Inquisitorin vertieft sich in die Bestreichung einer Scheibe Brot mit dick Nutella und überlegt dabei, welche Folterinstrumente sie anwenden kann.
    »Hast du zufällig deinen Eisprung gehabt?«
    Ich verschlucke mich, mein Knäckebrot fliegt mir krümelweise aus dem Mund.
    »Wir hatten keinen Sex«, sage ich, als mein Gehirn wieder einigermaßen funktioniert. Alina seufzt.
    »Das ist echt schlimm mit euch Älteren«, breitet sie den ganzen Schatz ihrer Lebenserfahrungen vor mir aus. »Eigentlich denkt ihr an nichts anderes, aber wenn's dann ernst wird, kneift ihr. Habt ihr euch wenigstens geküsst?«
    Oh ja. Nach einer Stunde, die wir ziemlich wortkarg vor unseren Weingläsern verbracht haben. Plötzlich hat Rasmus seine Augen geschlossen und »Welche Augenfarbe habe ich?« gefragt. »Grün«, habe ich geantwortet. Er hat die Augen geöffnet und »Schau mal« gesagt. Ich habe mich vorgebeugt, das Licht im Lokal war schummrig. Ich habe mich sehr weit vorgebeugt und Rasmus' Kopf kam mir entgegen. Die Augenfarbe war mir in diesem Moment egal, ich glaube, sie ist blau.
    Ich glaube auch, es hat etwas mit Physik zu tun, oder? Wenn sich zwei Objekte näherkommen, immer näher kommen, dann... kollidieren sie. Wenn diese beiden Objekte Köpfe sind, gibt es entweder Kopfschmerzen oder einen Kuss. Wir hatten Glück und es war letzteres.
    »Zunge?« fragt Alina. Sie hat mit dem Kauen aufgehört.
    »Nein!«
    Natürlich. Aber nicht beim ersten Mal. Einfach nur die Lippen spüren, die Haut des anderen riechen. Den Schmetterlingen im Bauch Zucker geben.
    »Na ja«, kommentiert mein Töchterlein, »du bist ja wenigstens nicht mehr in dem Alter, wo man glaubt, dass Küssen schwanger macht.«
    »Du doch auch schon längst nicht mehr«, kontere ich. Alina bäumt sich empört auf.
    »War ich nie! Wozu gibt es denn Internet.«
    Internet. Facebook. Blog. Shitstorm. Für einen Moment gerät mein wunderbar austariertes seelisches Gleichgewicht ins Wanken. Ich greife mir schnell das Nutellaglas, um mich abzulenken.
    »Und jetzt?« fragt Alina lauernd. »Ich meine... kriege ich jetzt eine Schwester oder nicht? Oder wartet ihr ab, bis ihr den ersten Sex hattet?«
    Ich lächele vielsagend. »Du weißt, was für ein Tag heute ist?«
    »Freitag«, weiß mein Schatz. »Ich habe heute die Bdayparty, das weißt du ja, wahrscheinlich schlafe ich bei Meike.«
    »Ich weiß«, antworte ich. »Ich komme wahrscheinlich auch nicht nach Hause. Seine Alina übernachtet auch bei einer Freundin.«
    Meine Alina nickt die Nachricht routiniert ab.
    »Ah okay. Und dann habt ihr Sex? Ich meine... dann bleibt euch eigentlich gar nichts anderes übrig, als Sex zu haben, stimmt's?«
    Nein, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Was Alina nicht weiß: Eigentlich hatten wir schon Sex. Heute Morgen kurz vor zwei, ganz kitschig auf einer Bank im Park. Ein schlafloser Vogel sorgte für gelegentliche Hintergrundmusik, unsere Hände erwanderten Schluchten und Täler, Felsspitzen... Unsere Zungen lernten sich kennen, sehr gut kennen...
    Gut, vorher im Lokal haben wir so getan, als wären wir nichts weiter als gute Freunde. Wir haben uns Schnurren aus unserem Leben erzählt. Wir haben,
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