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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)
Autoren: Catrin Alpach
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Täuschung, ein Missverständnis. Nein, ich bin nicht in den Wechseljahren, das ist völliger Humbug. Ich bin einfach unglücklich, Punkt. Warum? Weil ich nichts aus meinem Leben mache. Weil ich stillhalte. Weil...
    Das war kurz nachdem Sabine Müller auf Constanzes Blogeintrag geantwortet hat.
    »Mir kommen die Tränen! Sollen wir uns jetzt alle um den Hals fallen und feststellen, dass wir doch gar nicht so verschieden sind? Doch, sind wir! Wir haben keine Lust mehr, unglücklich gemacht zu werden mit euren obskuren Schönheitsidealen und Normen, eurer Angstmasche und immer neuen Krankheiten, die ihr für uns erfindet! Warum melden sich nicht einmal die Frauen, denen nach der zehnten oder der hundertsten Diät die zehnte oder hundertste Depression das letzte bisschen Lebensfreude geraubt hat! All die armen Frauen, die in »Schlankheitskorsetts« und mit eingezogenen Bäuchen durch die Gegend laufen, sich nicht mehr in Freibäder trauen oder sich, wenn sie Lust auf ein Stück Kuchen haben, vorkommen wir die allerschlimmsten Verbrecher! Für Sie, Frau Corzelli, ist das natürlich wunderbar. Davon leben Sie und Ihresgleichen! Ihre Waffen sind die Angst und die angebliche Ästhetik schlanker Körper! Sie kommen sofort mit fettleibigen Kindern, aber in Wahrheit interessiert sie das nicht. Wären alle Kinder normalgewichtig, würden sie sich in ihrer Kolumne darüber beklagen, dass es keine pausbäckigen Puttchenkinderchen mehr gibt! Geben Sie es doch zu! Sie müssen die Seiten Ihres Blättchens füllen!
    Unzählige Zeitschriften müssen gefüllt werden, nicht nur mit immer neuen Geschichten aus irgendwelchen Königshäusern, sondern mit lächerlichen Diättipps, lächerlichen Klamotten und lächerlichen Lebensratschlägen! Wir haben einfach keine Lust mehr darauf! Wir haben andere Probleme! Was nutzen uns idealgewichtige Kinder, wenn wir weiterhin die Welt, in der sie leben müssen, zerstören!«
    Danach fühlte ich mich besser. Alina lachte gerade glockenhell über einen besonders gelungenen Scherz der Mädels (wahrscheinlich lästern sie über Abwesende), ihre Mutter saß erschöpft, aber erleichtert vor ihrem Rechner. Danach ging es los. Constanze Corzellis Opfer meldeten sich zu Wort. Sie berichteten von ihren erfolglosen Diäten, von den Vorwürfen, die sie sich machten, von immer neuen Versuchen, einem Bild zu entsprechen, das man ihnen aufgedrängt hatte. Diese Frauen waren unglücklich, weil sie glücklich sein wollten. Weil sie zehn verschwundene Kilos mit dem Glück verwechselten. So wie ich mich in etwas flüchte, das es nicht wirklich gibt. Wechseljahre. Was soll das sein, bitte? Dass meine Hormone verrückt spielen? Wirklich? Die haben schon immer verrückt gespielt. Dass ich Hitzewallungen bekomme? Hallo? Ich bekomme keine Hitzewallungen! Das Thermostat meiner Zentralheizung funktioniert nicht! Dabei ist alles ganz einfach: Ich möchte frei atmen können. Ich brauche einen Mann. Ich brauche Rasmus. Oder wen auch immer.
    Immer neue Kommentare, immer neue Likes. Immer noch Links zu immer neuen Seiten, auf denen man für oder gegen uns ist. Uns? Wer ist das? Egal. Rechner aus. Zurücklehnen, durchatmen, den Mädels nebenan zuhören, die noch keine Ahnung haben, was ihnen vielleicht einmal im Leben blühen wird. Mein Handy klingelt.
    »Hallo. Störe ich?«
    »Hallo. Nein.«
    »Gut. Ganz schön aufregend gewesen heute.«
    »Hm.«
    »Bist du müde?«
    »Bisschen.«
    »Hm. Was macht deine Alina?«
    »Unterhält nebenan ihre Freundinnen. Deine?«
    »Lernt Biologie.«
    »Oh.«
    »Sie mag Biologie.«
    »Ach so.«
    »Ich will nicht, dass du glaubst, zwischen Daniela und mir wäre was.«
    »Glaube ich gar nicht. Ist ja auch nicht meine Angelegenheit.«
    »Sie nervt.«
    »Wem sagst du das.«
    »Ich bin neu, ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Du solltest halt nur wissen, dass...«
    »...dass was?«
    »Also dass nichts zwischen uns... Was machst du gerade?«
    »Telefonieren.«
    »Ja, sorry, dumme Frage.«
    »Nein, dumme Antwort. Ich sitze hier und denke nach.«
    »Über was? Entschuldige...«
    »Da gibt’s nichts zu entschuldigen. Über alles. Ich hab den Blues.«
    »Kenn ich. Geht mir grad genauso.«
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    »Hm.«
    »Ja.«
    »Ja.«
    »Paula?«
    »---«
    »Bist du noch dran?«
    »Natürlich.«
    »Wollen wir noch was zusammen trinken? Schlag was vor. Oder... komm einfach zu mir.«
    »Die Alinas.«
    »Was ist mit denen?«
    »Wenn meine feststellt, dass ich weggehe, muss ich morgen Früh die
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