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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare
Autoren: Jim Butcher
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suchten die Tiere bei den seltenen Stürmen Schutz. Auf den Überresten von Statuen, denen der Zahn der Zeit das Gesicht abgenagt hatte, nisteten Vögel.

    Die Steine, die man beim Bau von Appia verwendet hatte, wiesen nicht die glatten Bögen und präzisen Ecken von elementargewirktem Fels auf, sondern waren aufeinandergesetzt aus kleineren Stücken, die noch die Spuren von Werkzeug aufwiesen, ein Verfahren, das in den alten, in Stein gehauenen Inschriften, die Magnus in den Katakomben unter den Ruinen entdeckt hatte, als »Steinbrechen« bezeichnet worden war. Andere Darstellungen, offensichtlich von Soldaten der Romaner, hatten die Zeiten ebenfalls in der Stille der Höhlen überstanden, und auf einer von ihnen hatten Magnus und Tavi die Kriegsmaschine gefunden, die im Kampf gegen einen ungeheuren, gehörnten Riesen zum Einsatz gebracht worden war.
    Eigentlich hatte alles, was Tavi hier gesehen und erfahren hatte, ihn darin bestätigt, dass die Vorfahren der Aleraner - ebenso wie er selbst - nicht über Elementarkräfte verfügt hatten. Diese Tatsache lag auf der Hand, und Tavi hätte am liebsten vor Wut geschrien, wann immer er an diese »Gelehrten« der Akademie wie Maestro Larus dachte, die jegliche Thesen in dieser Richtung ohne Beachtung der Belege schlicht abschmetterten.
    Und genau deshalb hatte Magnus darauf bestanden, sich bei der Herstellung der Kriegsmaschine der groben und beschwerlichen Handarbeit zu bedienen. Er wollte zumindest ausschließen, dass man ganz grundsätzlich die Möglichkeit bestritt, solche Leistungen ohne den Einsatz von Elementarkräften zu vollbringen.
    »Ich verstehe ja, weshalb wir das tun, Herr. Aber die Romaner hatten viel mehr Übung darin als wir. Bist du sicher, dass es tatsächlich einsatzbereit ist?«
    »Oh«, meinte Magnus, »aber unbedingt. Die Teile sind diesmal stärker, die Balken dicker. Es ist viel stabiler als der Vorgänger.«
    Die letzte Maschine war beim Ausprobieren einfach in sich zusammengebrochen. Das gegenwärtige Exemplar, das fünfte seiner Art, war beträchtlich robuster. »Wenn es wieder auseinanderfällt, werden seine Einzelteile herumgeschleudert. Und zwar mit Wucht.«

    Sie blickten sich an. Dann schnaubte Magnus und knotete das Ende eines langen Seils an den Stift, der den Arm unten hielt. Sodann zog er sich mit seinem Gehilfen gute zwanzig Schritt zurück. »Hier«, sagte Magnus und bot Tavi das Seil an. »Ich war beim letzten Mal dran.«
    Tavi nahm das Seil entgegen und erwischte sich dabei, wie er lächelte. »Kitai hätte das bestimmt gefallen. Fertig?«
    Magnus grinste wie ein Schwachsinniger. »Fertig!«
    Tavi riss an der Leine. Der Stift löste sich. Der Mechanismus setzte sich in Bewegung, der Arm schnappte nach vorn und schleuderte den Stein in weitem Bogen in die Luft. Das Geschoss schob ein paar Steine von einer Trümmermauer, rollte über einen kleinen Hang und verschwand auf dessen anderer Seite.
    Magnus stieß einen Juchzer aus, vollführte einen kleinen Freudentanz und fuchtelte wild mit den Armen. »Ha! Es funktioniert. Ha. Wer ist denn hier der Verrückte?«
    Tavi lachte ebenfalls aufgeregt und fragte Magnus, wie die Maschine den Stein denn geschleudert hatte, doch dann hörte er etwas und fuhr herum.
    Irgendwo auf der anderen Seite des Hügels stieß jemand eine Reihe übelster Flüche aus, die durch die vormittägliche Luft hallten.
    »Maestro«, setzte Tavi an, doch ehe er mehr sagen konnte, kam der Stein, den sie gerade abgeschossen hatten, in hohem Boden auf sie zurückgeflogen.
    »Maestro!«, schrie Tavi. Er packte den alten Mann im Nacken an der einfachen Tunika und zerrte ihn von der Maschine fort.
    Der Stein verfehlte die beiden nur knapp und krachte in die Maschine. Holz zerbrach und zersplitterte. Metall ächzte. Von dem Stein sprangen Splitter ab, und Tavi wurde schmerzhaft von einem faustgroßen Brocken am Arm getroffen. Er schützte den dünnen alten Maestro mit seinem Körper vor den umherfliegenden Trümmern und rief: »Runter!«
    Bevor Magnus den Boden erreichen konnte, hatte Tavi seine
Schleuder vom Gürtel genommen und eine glatte, schwere Bleikugel eingelegt. Im nächsten Moment kam ein Reiter um den Hügel. Der Fremde hielt das Schwert in der Hand, und seine Flüche nahmen immer noch kein Ende. Tavi ließ die Schleuder kreisen, doch einen Augenblick, ehe er sie abschoss, senkte er die Waffe. »Antillar Maximus!«, schrie er. »Max! Ich bin’s!«
    Der angreifende Reiter zügelte sein Pferd heftig, und es gelangte
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