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Die Verlassenen

Die Verlassenen

Titel: Die Verlassenen
Autoren: Amanda Stevens
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blickte hastig über die Schulter.
    „Habe ich irgendetwas Falsches gesagt?“
    „Nein ... nein. Es ist nur ... man hört heutzutage nicht mehr viel über Oak Grove.“
    Offensichtlich wusste er nichts über die Restaurierung. „Wurden auf dem Friedhof jemals irgendwelche geheimen Zeremonien oder Rituale abgehalten?“
    „Meinen Sie ... okkulte Rituale?“, fragte er vorsichtig.
    „Das weiß ich nicht genau. Wissen Sie irgendetwas über eine Geheimgesellschaft namens The Order of the Coffin and the Claw?“
    „Ich weiß, dass es die gab“, erwiderte er mit einem Stirnrunzeln. „Elitäres Gehabe vom Feinsten. Zum Glück wurde der Orden vor ein paar Jahren aufgelöst. Aber natürlich gibt es Leute, die meinen, er sei bloß in den Untergrund gegangen.“
    „Gab es je eine Verbindung zwischen dem Orden und dem Friedhof von Oak Grove?“
    „Es gab Gerüchte, dass dort die Initiationsrituale abgehalten wurden.“ Er senkte die Stimme. „Hinter vorgehaltener Hand tuschelte man über schwarze Messen mit Alkoholorgien und Absinth-Trips, alle Arten von Ausschweifungen. Nach allem, was ich gelesen habe, glaube ich, dass auf diesem Friedhof irgendetwas passiert ist. Irgendetwas Entsetzliches, Unaussprechliches. Und das war der Grund, warum man Oak Grove hat verfallen lassen.“
    „Und was, meinen Sie, ist passiert?“
    „Ich fürchte, die Antwort auf diese Frage kennt keiner, der nicht selbst zum Orden gehört.“

REE
    In dieser Nacht schlief Ree wie eine Tote. Keine Ilsa-Träume. Kein Schlafwandeln. Als sie aufwachte, fühlte sie sich frisch und ausgeruht, und nach einer SMS von Hayden hatte sie etwas, worauf sie sich freuen konnte, und machte sich auf den Weg zur Emerson University. Es ging wieder aufwärts mit ihr. Vielleicht war es an der Zeit, die Intrigen und die merkwürdigen Ereignisse zu vergessen und wieder an die Zukunft zu denken. Das war vielleicht genau der richtige Zeitpunkt, ihre Ziele wieder in Angriff zu nehmen.
    Erster Punkt auf ihrer Tagesordnung war Recherche in der Bibliothek, und Ree war stolz, dass sie der Verlockung des Archivs nicht erlag. Es konnte durchaus sein, dass die verstaubten alten Bücher Informationen über den Friedhof von Oak Grove und über die Tisdales enthielten, doch das musste warten. Ihre Masterarbeit hatte Vorrang; sie hatte viel zu viel Zeit, Mühe und Geld in ihr Studium gesteckt, als dass sie jetzt alles vernachlässigte.
    Gerade als sie schon dachte, die Normalität habe sie wieder, lief sie auf der Treppe zur Bibliothek Detective Devlin in die Arme. Er fasste mit der Hand an ihren Oberarm, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, doch sie schrak zurück.
    „Miss Hutchins, nicht wahr?“
    „Woher wissen Sie, wie ich heiße?“ Sie hatte niemandem im Polizeipräsidium gesagt, wer sie war.
    „Ich habe gestern Ihr Autokennzeichen überprüft.“
    Natürlich hatte er das getan. „Woher wussten Sie, welcher der Wagen meiner ist?“
    „Ich habe alle Wagen überprüft, bis ich Sie gefunden habe.“
    Natürlich hatte er das getan. Ree schaute weg, um nicht in seinen abgrundtiefen Blick sehen zu müssen. „Und woher wussten Sie, dass ich hier bin?“
    „Reine Spekulation.“
    Übersetzung: Entweder er war ihr von ihrer Wohnung hierher gefolgt, oder irgendjemand hatte ihm einen Tipp gegeben. Und einfach so steckte Ree wieder in dem Sumpf, in den sie geraten war, weil sie eine Unterhaltung belauscht hatte. Vielleicht sollte sie Detective Devlin einfach die Wahrheit sagen. Einfach alles offenlegen. Wie Hayden ihr erklärt hatte, war das vielleicht ihr bester Schutz. Doch Ree traute Devlin nicht. Er war ihr in dem Moment verdächtig geworden, als sie ihn zusammen mit Dr. Farrante gesehen hatte.
    „Sie sind weggelaufen, ohne Ihre Aussage zu machen“, sagte er mit sanfter Stimme.
    Ree war nicht gewillt, sich von seiner geschmeidigen, schleppenden Sprechweise einlullen zu lassen. „Mir ist etwas dazwischengekommen. Ich konnte nicht mehr warten.“
    „Etwas Wichtigeres als eine Morduntermittlung?“
    „Ich weiß nichts über diesen Mord, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.“
    „Dann erzählen Sie mir, was Sie über Jared Tisdale wissen.“
    Ree wollte ihm überhaupt nichts erzählen, doch sie war klug genug, um zu begreifen, dass es besser war, wenn sie ihm irgendetwas sagte.
    Sie nickte und schob ihre Umhängetasche auf die andere Schulter. „Ich mache in der Psychiatrischen Klinik Milton H. Farrante ein Praktikum. Vorgestern Nacht hat mich eine Krankenschwester
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