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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin
Autoren: Agatha Christie
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»Wie hießen die Leute, zu denen Sie auf einen Drink fuhren?«
    »Trefusis. Oder Treherne. So ähnlich jedenfalls. Er ist ein großes Tier. Reich. Hat ein Büro in der City und ist lange in Südafrika gewesen…«
    »Verheiratet?«
    »Ja. Eine sehr gut aussehende Frau. Viel jünger. Blond. Es ist die zweite Frau. Die Tochter stammt aus seiner ersten Ehe. Dann war da ein Monument von einem Onkel. Stocktaub. Stinkvornehm mit einem Rattenschwanz von Titeln. Admiral oder Luftmarschall. Ich glaube, er beschäftigt sich auch mit Astronomie. Auf dem Dach ist ein Teleskop oder etwas Ähnliches. Aber das kann natürlich ein Steckenpferd von ihm sein. Eine kleine Ausländerin war auch da. Sie spielt offenbar den Wachhund für den Alten. Wenn er nach London fährt, geht sie mit und passt auf, dass er nicht überfahren wird. Eine hübsche, kleine Person übrigens.«
    Poirot sortierte die Informationen, die Mrs Oliver ihm geliefert hatte, und kam sich wie ein menschlicher Computer vor.
    »Demnach wohnen in dem Haus Mr und Mrs Trefusis…«
    »Nicht Trefusis – ich weiß es jetzt – Restarick heißen sie.«
    »Also Mr und Mrs Restarick, der vornehme alte Onkel. Heißt er auch Restarick?«
    »Sir Roderick Sowieso.«
    »Dann die kleine Ausländerin und die Tochter. Weitere Kinder?«
    »Ich glaube nicht, aber bestimmt weiß ich es nicht. Die Tochter wohnt übrigens nicht zuhause. Sie war nur übers Wochenende da. Ich vermute, dass sie sich nicht mit der Stiefmutter verträgt. Sie arbeitet in London, und wenn ich’s richtig verstanden habe, hat sie einen Freund, der den Eltern nicht passt.«
    »Sie wissen aber viel über die Familie.«
    »Ach, das schnappt man so auf. Die Lorrimers sprechen dauernd über andere Leute, bei ihnen hört man den ganzen Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft. Bloß bringe ich dann hinterher alles durcheinander. Wenn ich mich nur an den Vornamen des Mädchens erinnern könnte! Thora? Myra? Norma? Oder Maritana? Norma – Norma Restarick. Ja, das ist sicher richtig.« Unvermittelt fügte sie hinzu: »Sie ist ein drittes Mädchen.«
    »Was heißt denn das nun wieder?«
    Sie ging zu einem Tisch, nahm die Times, blätterte ein paar Seiten um und brachte sie ihm. »Da, sehen Sie das? DRITTES MÄDCHEN für Komfort-Wohnung im zweiten Stock gesucht, eigenes Zimmer, Zentralheizung, Earl’s Court. Drittes Mädchen für Etagenwohnung gesucht, 5 Guineas wöchentl. eig. Zimmer. Viertes Mädchen gesucht. Regent’s Park, eigenes Zimmer. So leben die jungen Mädchen heute. Das erste nimmt eine möblierte Wohnung und teilt die Miete auf. Das zweite ist meistens eine Freundin. Das dritte Mädchen suchen sie sich durch eine Anzeige, wenn sie sonst kein passendes kennen. Und oft bringen sie sogar noch ein viertes Mädchen unter. Das erste nimmt das beste Zimmer, das zweite zahlt entsprechend weniger, das dritte noch weniger, dafür wohnt es dann auch in einer Abstellkammer. Und untereinander machen sie dann aus, wer wann, an welchem Abend in der Woche die Wohnung für sich allein hat. Das muss wohl ganz gut klappen.«
    »Und wo wohnt dieses Mädchen, das vielleicht Norma heißt, nun in London?«
    »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich eigentlich gar nichts von ihr weiß.«
    »Aber Sie könnten sich erkundigen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und Sie sind sicher, dass nicht von einem plötzlichen Todesfall die Rede war?«
    »Meinen Sie in London – oder bei den Restaricks?«
    »Beides.«
    »Ich glaube nicht. Soll ich mal probieren, was ich rausbekommen kann?« Mrs Olivers Augen begannen zu glitzern. Sie wurde vom Jagdfieber gepackt.
    »Das wäre natürlich schön.«
    »Ich rufe mal bei den Lorrimers an. Jetzt wäre gerade eine günstige Zeit.« Sie trat ans Telefon. »Haben Sie was da, um Namen und Adresse aufzuschreiben?«
    Poirot, der schon einen Taschenkalender in der Hand hielt, nickte bestätigend.
    Mrs Oliver presste den Hörer ans Ohr und stürzte sich in die Unterhaltung. Poirot lauschte aufmerksam.
    »Hallo. Kann ich mit…Oh, da bist du ja, Naomi. Hier ist Ariadne Oliver. Ja – es waren so viele Leute… Ach, du meinst den alten Knaben?… Nein, weißt du… Was? Er ist fast blind?… Aber ich dachte, die kleine Ausländerin fährt mit ihm nach London… Ja, das stelle ich mir auch anstrengend vor – aber sie scheint ja glänzend mit ihm fertigzuwerden… Was ich dich fragen wollte: Hast du die Adresse von dem Mädchen?… Nein, ich meine die kleine Restarick, in South Kensington, glaube ich. Oder war’s
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