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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin
Autoren: Agatha Christie
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Aber der riesige Reichtum dieses Mannes ist ihm zu Kopf gestiegen. Vermutlich erschien ihm die Summe, die er für die Fälschung bekommen hatte, im Verhältnis dazu einfach lächerlich. Er wollte mehr. Restarick zahlte hohe Beträge und behauptete, er tue es, um seine Tochter vor einer Ehe mit ihm zu bewahren. Ob David sie wirklich heiraten wollte, weiß ich nicht, möglich ist es. Doch Leute wie Orwell und Frances Cary zu erpressen, ist ein gefährliches Geschäft.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass die beiden kaltblütig zwei Morde planten – einfach so?«, erkundigte sich Mrs Oliver.
    »Ja, und Sie hätten auch leicht auf ihrer Liste stehen können, Madame.«
    »Ich? Wollen Sie sagen, dass einer von den beiden mich überfallen hat? Frances vermutlich? Nicht der arme Pfau?«
    »Ich glaube nicht, dass es der Pfau war. Aber Sie waren schon in den Borodene Mansions gewesen. Und jetzt verfolgen Sie Frances bis nach Chelsea – das hat sie wohl angenommen –, und der Grund, den Sie angeben, ist wirklich sehr fadenscheinig. Deswegen geht sie Ihnen nach und haut Ihnen eins über den Schädel, um Ihre Neugier wenigstens für eine Weile lahmzulegen. Aber Sie wollten ja nicht hören, als ich Sie vor der Gefahr warnte.«
    »Ich kann es einfach nicht fassen! Aber warum…« Sie ließ den Blick von Norma zu Poirot wandern. »Sie haben sie als Werkzeug missbraucht; sie haben ihr Rauschgift gegeben und sie in dem Glauben gelassen, zwei Menschen ermordet zu haben. Warum?«
    »Sie suchten ein Opfer…«, sagte Poirot. Dann stand er auf und trat zu Norma. »Mon enfant, Sie haben Schreckliches durchgemacht. Aber das ist nun für immer vorbei. Wenn man einmal aus nächster Nähe dem absolut Bösen gegenübergestanden hat, ist man gegen alles gewappnet, was einem das Leben antun kann.«
    »Ja. Ich glaube Ihnen. Wenn man sich selbst für verrückt hält – es wirklich glaubt, das ist fürchterlich…« Norma zitterte. »Und ich weiß sogar jetzt noch nicht, wie ich davongekommen bin, warum alle so sicher waren, dass ich David nicht getötet hatte – wo ich doch fest davon überzeugt war.«
    »Das mit dem Blut stimmte nicht«, erklärte Stillingfleet sachlich. »Es war schon fast geronnen. Das Hemd war ›steif‹ vom Blut, hat Miss Jacobs gesagt, nicht feucht. Und als Frances mit ihrem Geschrei anfing, sollte er doch höchstens fünf Minuten tot sein.«
    Mrs Oliver unterbrach ihn. »Wie hat sie das…? Sie war doch in Manchester?«
    »Sie kam mit einem früheren Zug zurück und zog sich unterwegs die Mary-Aufmachung an. Dann ging sie zu den Borodene Mansions – eine allseits unbekannte Blondine. Sie hatte David in die Wohnung bestellt. Er ahnte nichts Böses. Sie hat ihn erstochen. Danach verließ sie das Haus wieder und wartete in der Nähe auf Norma. Sobald sie sie kommen sah, hat sie sich in einer Bedürfnisanstalt wieder in Frances zurückverwandelt, traf sogar noch eine Bekannte, mit der sie bis zum Haus ging, fuhr nach oben und hatte ihren großen Auftritt, den sie offenbar auch noch genoss. Sie hoffte wohl, bis zum Eintreffen der Polizei würde niemand mehr die genaue Tatzeit feststellen können. Du liebe Güte, Norma, Sie haben uns an dem Tag vielleicht übel mitgespielt! Mit welcher Beharrlichkeit Sie diese Morde begangen haben wollten!«
    »Ich wollte gestehen, um es endlich hinter mir zu haben… Haben Sie – haben Sie damals geglaubt, ich könnte es wirklich getan haben?«
    »Ich? Ja, was halten Sie denn von mir? Ich weiß, wozu meine Patienten fähig sind und wozu nicht. Ich fand nur, dass Sie es uns schwer machten. Und dann Neele – er handelte nicht gerade nach Vorschrift! Erinnern Sie sich nur, wie er Poirot freie Hand ließ!«
    Poirot lachte leise. »Chefinspektor Neele und ich sind seit vielen Jahren befreundet. Außerdem hatte er sich mit dem Fall befasst und wusste Bescheid. Sie waren nie vor Louises Wohnungstür, Norma. Frances hat die Ziffern ausgewechselt. Sie hat die 7 an Ihrer Tür vor die 6 gesteckt. Claudia war damals verreist. Frances hatte Ihnen wieder Rauschgift gegeben, und dadurch kam Ihnen alles wie ein Albtraum vor. Ich bin ganz plötzlich auf die Wahrheit gestoßen. Es gab nur noch einen Menschen, der Louise getötet haben konnte, und das war das echte ›dritte Mädchen‹: Frances Cary.«
    »Sie haben sie fast erkannt, wissen Sie das?«, fragte Stillingfleet. »Sie haben mir beschrieben, wie ein Mensch sich plötzlich in einen anderen verwandelte.«
    Norma betrachtete ihn nachdenklich. »Sie
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