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Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber

Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber

Titel: Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
Autoren: R. A. Salvatore
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Jahrzehnt.« Dwahvels Augen verengten sich bei diesem überraschenden Eingeständnis.
    »Aber während der Körper altert und die Schnelligkeit nachlässt, wird der Verstand schärfer«, fuhr Entreri fort. »Auch ich bin auf Reputation bedacht, aber nicht mehr in gleichem Maße wie früher. Es war mein Lebensziel, der absolut Beste in dem zu werden, was ich tue, alle Feinde im Kampf und mit dem Verstand zu übertreffen. Mich verlangte danach, der perfekte Krieger zu werden, und es bedurfte eines Dunkelelfs, den ich verachte, um mir die Augen zu öffnen, sodass ich erkannte, wie falsch das war. Meine unfreiwillige Reise nach Menzoberranzan als ›Gast‹ von Jarlaxle hat meinem Bestreben nach Perfektion einen demütigenden Dämpfer versetzt und mir die Sinnlosigkeit einer Welt gezeigt, die erfüllt ist von dem, was ich anstrebte. In Menzoberranzan sah ich an jeder Ecke Spiegelbilder meiner selbst. Krieger, die für alles um sie herum abgestumpft waren, dass sie den Weg dorthin überhaupt nicht mehr genießen konnten.«
    »Es sind Drow«, warf Dwahvel ein. »Wir können ihre wahren Antriebe nicht ergründen.«
    »Ihre Stadt ist ein wunderschöner Ort, meine kleine Freundin«, erwiderte Entreri, »und machtvoll über alle Grenzen deiner Vorstellungskraft. Und doch ist Menzoberranzan zugleich öde und leer, und es gibt dort keine Leidenschaft außer Hass. Ich habe diese Stadt der zwanzigtausend Meuchelmörder in der Tat als ein anderer verlassen als jemand, der die Grundfesten seiner Existenz in Frage stellt. Was ist schließlich der Sinn des Ganzen?« Dwahvel verschränkte die kleinen, dicken Hände und hob sie an die Lippen, während sie den Mann intensiv beobachtete. Wollte Entreri seinen Rücktritt verkünden?, fragte sie sich. Entsagte er dem Leben, das er geführt hatte, den Höhen, die er erklommen hatte? Sie stieß einen leisen Seufzer aus, schüttelte den Kopf und sagte: »Diese Frage müssen wir alle für uns selbst beantworten, nicht wahr? Der Sinn mag Gold sein oder Respekt oder Besitz oder Macht…«
    »In der Tat«, sagte er kalt. »Ich habe heute ein besseres Verständnis dessen, wer ich bin und welche der Herausforderungen, die vor mir liegen, wirklich von Bedeutung sind. Ich weiß noch nicht, wohin mein Weg mich führen wird und welche Aufgaben noch übrig bleiben, aber ich begreife jetzt, dass das Wichtige daran ist, den Weg selbst zu genießen.
    Ist es mir wichtig, dass mein Ruf unbeschadet bleibt?«, fragte Entreri plötzlich, gerade als Dwahvel ihn fragen wollte, ob er irgendeine Ahnung davon hatte, wohin sein Weg ihn führen würde – eine wichtige Information, wenn man die Macht der Basadoni-Gilde bedachte. »Möchte ich weiterhin als leuchtendes Beispiel für den Erfolg angesehen werden, den ein Meuchelmörder in Calimhafen erreichen kann?
    Ich sage ja zu beidem, aber nicht aus den gleichen Gründen, die den eitlen Gockeln an den Straßenecken wichtig erscheinen, nicht aus den gleichen Gründen, die viele von ihnen zu dem Versuch bewegen werden, mich zu besiegen, nur um als Leiche in der Gosse zu enden. Nein, ich pflege meinen Ruf, weil er mir bei dem nützt, was ich tun will. Berühmtheit ist mir wichtig, aber nur deshalb, weil meine Feinde mich deswegen mehr fürchten und weil diese Furcht ihr vernünftiges Denken beeinträchtigt, sodass sie unvorsichtig werden. Sie haben Angst, selbst während sie mich attackieren, doch statt ihnen einen gesunden Respekt einzuflößen, lähmt sie sie fast und lässt sie ständig jede ihrer Handlungen anzweifeln. Ich kann diese Angst gegen sie verwenden. Mit einer einfachen Täuschung oder einer Finte kann ich bewirken, dass sie zögern und einen Fehler begehen. Weil ich Verwundbarkeit vortäuschen und gegen die Unvorsichtigen verwenden kann, werden die Vorsichtigen dann, wenn ich wirklich verwundbar bin, nicht so vehement zuschlagen.« Er hielt inne und nickte. Dwahvel erkannte, dass seine Gedanken sich tatsächlich allmählich ordneten. »Das ist wirklich eine beneidenswerte Position«, warf sie ein.
    »Sollen die Narren doch kommen, einer nach dem anderen, eine endlose Schlange begieriger Meuchelmörder«, schloss Entreri und nickte erneut. »Mit jedem Getöteten werde ich klüger, und meine wachsende Klugheit macht mich stärker.« Er schlug sich seinen seltsamen kleinen, schmalkrempigen schwarzen Hut gegen den Schenkel und wirbelte ihn mit einem Zucken des Handgelenks den Arm hinauf. Die Kopfbedeckung rollte über die Schulter nach oben, bis sie
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