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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme
Autoren: R. A. Salvatore
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»Komm«, flüsterte sie. »Hier werden wir nichts Wertvolles erfahren.«
    Entreri folgte ihr in die Richtung auf ihr eigenes Lager. »Sollen wir jetzt weiterreiten?« fragte er, nachdem sie einen sicheren Abstand gewonnen hatten. »Um mehr Abstand von den Barbaren zu gewinnen?«
    »Nicht nötig«, erwiderte Sydney. »Die Uthgart werden die ganze Nacht tanzen. An diesem Ritual nimmt der ganze Stamm teil. Ich bezweifle sogar, daß sie Wachen aufgestellt haben.« »Du weißt viel über sie«, stellte der Meuchelmörder in vorwurfsvollem Ton fest. Für ihn war es ein Hinweis für seinen Verdacht, daß es eine tiefere Verschwörung gab, aufgrund derer die Ereignisse um sie herum gelenkt wurden.
    »Ich habe mich auf die Reise vorbereitet«, entgegnete Sydney. »Die Uthgart haben nur wenige Geheimnisse, und ihre Sitten und Gebräuche sind allgemein bekannt und wurden aufgezeichnet. Reisende im Norden tun gut daran, diese Menschen zu verstehen.«
    »Da habe ich ja Glück, so einen gebildeten Reisekameraden zu haben«, sagte Entreri und bat mit einer ironischen Verbeugung um Entschuldigung.
    Sydney, die ihre Augen nach vorne gerichtet hielt, gab keine Antwort.
    Aber Entreri wollte das Gespräch nicht so schnell versiegen lassen. Seinen maßgeblichen Vermutungen lag ein gewisses System zugrunde. Er hatte diese Zeit, seinen Trumpf auszuspielen und sein Mißtrauen offen zu zeigen, bewußt ausgesucht, noch bevor sie erfahren hatten, um was für ein Lager es sich handelte. Zum ersten Mal waren sie allein, ohne Catti-brie und Jierdan, die die Konfrontation erschwert hätten, und Entreri wollte entweder seinen Sorgen oder der Magierin ein Ende bereiten.
    »Wann soll ich sterben?« fragte er mit schonungsloser Offenheit.
    Sydney blieb nicht einmal stehen. »Wenn das Schicksal es so fügt, wie bei uns allen.«
    »Dann laß mich die Frage anders ausdrücken«, fuhr Entreri fort, packte sie am Arm und drehte ihr Gesicht zu sich. »Wann sollst du versuchen, mich zu töten? Aus welchem Grund sollte Dendybar sonst den Golem mitgeschickt haben?« bohrte Entreri. »Der Zauberer hält sich nicht an Bündnisse und Ehre. Ihm ist alles recht, um seine Ziele zu erreichen, solange es für ihn von Vorteil ist, und dann schaltet er die aus, die er nicht mehr braucht. Wenn ich für dich wertlos geworden bin, soll ich umgebracht werden. Eine Aufgabe, bei der du auf größere Schwierigkeiten stoßen wirst, als du dir vorstellen kannst.«
    »Du bist sehr scharfsichtig«, erwiderte Sydney kühl. »Du hast Dendybars Charakter gut durchschaut. Er würde dich aus dem einfachen Grund töten, möglichen Komplikationen aus dem Weg zu gehen. Aber bei deinen Überlegungen hast du meine Rolle außer Betracht gelassen. Auf mein Drängen hin hat Dendybar die Entscheidung über dein Schicksal in meine Hände gelegt.« Sie hielt einen Augenblick inne, damit Entreri ihre Worte abwägen konnte. Beide wußten nur zu gut, daß er sie jetzt ohne weiteres töten konnte. Die Offenheit, mit der sie ihn gelassen über Pläne, ihn aus dem Weg zu räumen, informierte, hielt ihn von unmittelbaren Taten ab und zwang ihn, sie ausreden zu lassen.
    »Ich bin überzeugt, daß wir unterschiedliche Interessen an der Gruppe des Zwerges haben«, erklärte Sydney, »und folglich habe ich nicht die Absicht, einen momentanen und möglicherweise künftigen Verbündeten auszuschalten.«
    Obwohl er von Natur aus mißtrauisch war, konnte Entreri die Logik ihrer Gedankengänge sehr gut nachvollziehen. In Sydney erkannte er viele seiner eigenen Charakterzüge wieder. Skrupellos wie sie war, ließ sie sich durch nichts von der Erreichung ihres gewählten Ziels abbringen, aber sie ließ sich auch nicht ablenken, gleichgültig, wie stark ihre Gefühle waren. Er ließ ihren Arm los. »Aber der Golem reist mit uns«, sagte er geistesabwesend und wandte sich der leeren Nacht zu. »Glaubt Dendybar etwa, daß wir ihn brauchen, um den Zwerg und seine Gefährten zu besiegen?«
    »Mein Meister überläßt nur wenig dem Zufall«, antwortete Sydney. »Bok ist bei uns, um Dendybars Anspruch auf das, was er begehrt, sicherzustellen. Als Schutz gegen unerwarteten Ärger von den Gefährten und von dir.«
    Entreri führte ihre Gedanken noch eine Stufe weiter. »Dann
muß der Gegenstand, den der Zauberer begehrt, in der Tat
sehr wichtig sein«, überlegte er.
Sydney nickte.
    »Vielleicht auch verlockend für eine junge Magierin?«
    »Was willst du damit sagen?« fuhr Sydney ihn an, wütend, daß Entreri ihre
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