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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme
Autoren: R. A. Salvatore
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Soldaten entledigen und in die Nacht verschwinden, bevor wir zurückgekehrt sind.« Catti-brie nahm das Kompliment nicht gerne an. Sie wußte, daß Entreris Bemerkung eher als Beleidigung gegen Jierdan zielte, der gerade Brennholz sammeln gegangen war, und keine Anerkennung ihrer Fähigkeiten, aber der unerwartete Respekt des Meuchelmörders vor ihr machte es ihr doppelt schwer. Sie wollte nicht, daß Entreri sie für gefährlich hielt, nicht einmal für einfallsreich, denn dann würde er um so achtsamer jeden ihrer Schritte verfolgen.
    Sydney sah Bok an. »Ich gehe weg«, teilte sie dem Golem absichtlich so laut mit, so daß Catti-brie sie gut hören konnte. »Wenn die Gefangene zu fliehen versucht, folge ihr und töte sie!« Sie warf Entreri ein bösartiges Lächeln zu. »Bist du zufrieden?«
    Er erwiderte ihr Lächeln und schwenkte einen Arm in Richtung auf das ferne Lager.
    Im selben Augenblick kam Jierdan zurück, und Sydney informierte ihn über ihr Vorhaben. Der Soldat schien nicht übermäßig begeistert zu sein, daß Sydney und Entreri zusammen verschwinden wollten, aber er riet der Magierin nicht davon ab. Catti-brie musterte ihn eingehend und erkannte die Wahrheit. Es störte ihn weniger, mit ihr und dem Golem allein zu sein, als daß die beiden Reisegefährten zusammen verschwanden. Er befürchtete eine angehende Freundschaft zwischen den beiden. Catti-brie sah das und hatte es sogar erwartet, denn Jierdan war von den dreien in der schwächsten Position – er war Sydney untergeordnet und voller Angst vor Entreri. Ein Bündnis zwischen diesen beiden, bei dem sogar Dendybar und der Hauptturrn ausgeschlossen wären, würde ihn zumindest ebenfalls ausschließen und, was wahrscheinlicher war, sein Ende besiegeln.
    »Sicherlich arbeitet die Natur ihrer finsteren Geschäfte gegen sie«, flüsterte Catti-brie, nachdem Sydney und Entreri das La ger verlassen hatten. Sie sprach die Worte laut, um ihr wachsendes Selbstvertrauen zu stärken.
    »Ich helfe dir«, bot sie Jierdan an, als der sich an die Arbeit machte, das Lager einzurichten.
    Der Soldat funkelte sie an. »Helfen!« spottete er. »Du solltest eigentlich alles allein machen.«
    »Ich verstehe deinen Ärger nur zu gut«, entgegnete Catti-brie mitfühlend. »Auch ich habe unter Entreris widerlichen Händen gelitten.«
    Ihr Mitleid empörte den stolzen Soldaten. Er stürzte drohend auf sie los, aber sie verlor nicht ihre Fassung oder zuckte zusammen. »Diese Arbeit ist deines Standes nicht würdig.« Jierdan hielt abrupt inne, und die Freude über das Kompliment ließ seinen Zorn verrauchen. Es war offensichtlich ein Trick, aber für Jierdans verwundetes Selbstwertgefühl war die Hochachtung der jungen Frau zu angenehm, als daß er sie überhören konnte.
    »Was weißt du schon von meinem Stand?« fragte er.
    »Ich weiß, daß du ein Soldat aus Luskan bist«, antwortete Catti-brie. »Mitglied einer Truppe, die im ganzen Norden gefürchtet ist. Du solltest wirklich nicht niedrige Arbeiten verrichten, während die Magierin und der Schattenjäger auf und davon sind und sich in der Nacht vergnügen.«
    »Du machst Schwierigkeiten!« knurrte Jierdan, aber er hielt inne, um sich die Sache zu überlegen. »Du richtest das Lager ein«, befahl er schließlich und fand etwas von seiner Selbstachtung wieder, indem er seine Überlegenheit über sie ausspielte. Catti-brie störte das jedoch nicht. Sie machte sich unverzüglich an die Arbeit und spielte ihre unterwürfige Rolle, ohne zu murren. Denn auf einmal begann in ihr ein Plan Gestalt anzunehmen, und auf dieser Stufe war erforderlich, daß sie sich einen Verbündeten unter ihren Feinden suchte oder zumindest in eine Position kam, den Samen der Eifersucht in Jierdans Bewußtsein säen zu können.
    Zufrieden lauschte sie, wie sich der Soldat entfernte und leise vor sich hin murmelte.
    Noch bevor Entreri und Sydney dicht genug an das Lager herangekommen waren, um einen guten Blick darauf werfen zu können, entnahmen sie dem ritualistischen Gesang, daß es keine Karawane aus Nesme war. Sie schlichen langsam und vorsichtig näher und fanden ihren Verdacht bestätigt.
    Langhaarige Barbaren, dunkel und groß und in gefiederte Festgewänder gekleidet, tanzten in einem Kreis um einen hölzernen Totempfahl mit einem Greif herum.
    »Uthgart«, erklärte Sydney. »Der Greifenstamm. Wir sind in der Nähe von Leuchtendweiß, dem Grabhügel ihrer Urahnen.« Sie stahl sich aus dem Umkreis des hell leuchtenden Feuers davon.
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