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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau
Autoren: Tara Hayland
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also versprechen müssen, dass du nie wieder so etwas versuchen wirst, denn glaub mir, Franny, ich würde es nicht ertragen, dich zu verlieren!«
    Plötzlich sackte er auf die Knie, vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß und begann herzzerreißend zu weinen. Franny sah ihn mit großen Augen an, fassungslos über seine Reaktion und seine Liebe. Erst in diesem Augenblick erkannte sie, wie viel er wirklich für sie empfand, und das änderte alles.
    Sie hob die Hand und strich ihm übers Haar. »Bitte weine nicht«, beruhigte sie ihn. »Ich werde es nicht noch einmal tun. Das verspreche ich dir.«
    Von jenem ersten Augenblick an, als Max Franny in Lloyds Büro gesehen hatte, hatte er sich in sie verliebt. Natürlich war sie manchmal schwierig und aufreibend, und sie hatte ihn mit ihren Flirts und ihren Skandalen mehrmals tief verletzt, doch er konnte nicht anders, als ihr immer wieder zu vergeben.
    Sie hatte ihm die Schuld am Ende ihrer Karriere gegeben, aber tatsächlich hatte Lloyd damals aus eigenen Stücken beschlossen, ihren Vertrag aufzuheben. Dieses Schicksal traf viele Stars Ende der fünfziger Jahre, als die Einkünfte aus den Filmen massiv zurückgingen. Max hatte ihretwegen nicht interveniert, weil er sich strikt an seine Zusage hielt, sich nicht in die künstlerische Seite des Geschäfts einzumischen. Er hatte seine Lektion gleich in den Anfangsmonaten seiner Zusammenarbeit mit Lloyd gelernt. Damals hatte er dem Studiochef gegenüber erwähnt, dass es ihm unangenehm sei, wenn Franny und Duke zusammenarbeiteten. Max hatte das nicht als Kritik gemeint, aber trotzdem hatte der Studiochef daraufhin einen anderen Schauspieler für die männliche Hauptrolle in Elizabeth bestimmt. Als der Geschäftsmann merkte, was Lloyd getan hatte, hatte er klargestellt, dass in Zukunft alle Entscheidungen ausschließlich nach finanziellen Maßstäben gefällt werden sollten – er wollte für Franny keine Sonderbehandlung.
    Und dann die Sache mit Leonard, dem Gärtner. Max hatte nichts mit seiner Kündigung zu tun; soweit er mitbekommen hatte, war Leonard damals nach Detroit gezogen, weil er hoffte, dort eher einen Schallplattenvertrag zu bekommen. Und soweit Max gehört hatte, hatte Leonard, bevor er aufgebrochen war, selbst die Story von Franny und ihm an die Presse durchsickern lassen, in der Hoffnung, leichtes Geld zu machen, das ihn bis zu seinem Durchbruch als Sänger über Wasser halten würde. Dass Franny ihrem Mann die Schuld an allem gegeben hatte, lag daran, dass die Krankheit sie paranoid gemacht hatte. In Wahrheit hätte Max alles getan, um Franny glücklich zu machen – und genau darauf hoffte sie jetzt.
    Natürlich war es ihre Idee. Als unverbesserliche Romantikerin fasste sie selbst den Plan, ihren eigenen ruhmreichen, tragischen Tod zu inszenieren.
    Sie weihte Max noch an jenem Abend ein, als sie nach dem Unfall nach Hause gebracht wurde. Sie hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen, doch als Max nach ihr sah, saß sie hellwach im Bett, eine Ausgabe der Variety aufgeschlagen vor sich. Auf dem Cover war ihr berühmtes Porträt, auf dem sie schmollend über die nackte Schulter in die Kamera blickte, nichts als große grüne Augen und sinnliche Lippen. Das Bild war auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aufgenommen worden, kurz bevor sie sich kennengelernt hatten.
    »Ich möchte, dass man sich so an mich erinnert.« Sie schaute ihren Mann an, und in ihren wunderschönen Augen glänzten Tränen. »Die armen, armen Menschen in diesem Heim …« Sie schauderte. »So darf mich niemand sehen, niemand darf sich auch nur vorstellen, dass ich so ende.«
    Max’ Herz schmolz dahin. »Ach, Franny, mein Leben.« Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Stattdessen ging er zum Bett und setzte sich neben seine Frau. Er wollte sie in die Arme nehmen, doch sie entzog sich seinen Händen.
    »Nein, versuch nicht, mich zu trösten«, betonte sie. »Hör mir nur zu.«
    Er hatte ihr so viel zu sagen, aber er sah ihr an, dass sie gleich zu zerbrechen drohte.
    »Na gut«, gab er nach. »Ich höre.«
    Das schien sie zu beruhigen. Sie holte tief Luft, bemühte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, und begann dann zu sprechen.
    »Auf der Rückfahrt vom Pflegeheim musste ich ständig an James Dean denken. Der mit vierundzwanzig starb, bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. Wer weiß, was aus ihm geworden wäre, wenn er damals überlebt hätte? Vielleicht hätte er einen schlechten Film gemacht, das Publikum hätte sich von ihm
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