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Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Peter Wensierski
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Nacherzählung ihrer Geschichte, kein Protokoll. Verändert wurde vor allem der Zeitraum, in dem alles geschah. Einige Ereignisse von 1985 und die Reisen von Jens und Marie in die Mongolei 1986 und 1987 wurden im Buch zu einem kürzeren Zeitraum zusammengefasst, als ein Geschehen vom Winter bis zum Herbst 1987 .
    Für die Genauigkeit in vielen Details jedoch erwiesen sich die Unterlagen der Stasi als hilfreich. In den Akten fanden sich beispielsweise das Protokoll und die Stellungnahmen der Mitglieder des Disziplinarausschusses an der Humboldt-Universität, Sektion Biologie, zur Zwangsexmatrikulation von Jens im Wortlaut. Diese Dokumente ermöglichten eine weitgehende Rekonstruktion der Ereignisse vor dem Aufbruch in die Mongolei.
    Es gibt nur sehr wenige andere DDR -Bürger, die dasselbe versucht haben wie Marie und Jens. Kathrin K. und Katrin S., sie lebten damals in Halle, danke ich für die Schilderung der Flucht mit ihrer Freundesgruppe. Sie gelangten im Juli 1987 in elf Tagen per Zug von Warschau über den russischen Grenzübergang Sabaikolsk direkt nach Peking und von dort aus in den Westen.
    Dem Schriftsteller Galsan Tschinag, der noch heute in Ulan Bator lebt, danke ich für ein langes, aufschlussreiches Gespräch, er konnte sich bestens an Marie und Jens und ihre Zeit in der Mongolei erinnern. Für Unterstützung, Inspiration und Durchsicht des Manuskriptes danke ich besonders Barbara und Katarina Henkys, Lea Kneist, Wiebke Hollersen und Barbara Naumann. Ferner Gisela Hovestadt, Frank Grünert, Margit Miosga, Frank Ebert, Ev Labsch, Friederike Seim, Martina Nix, Uta Rößner, Moni Preischl, Franziska Lindner, Ulrike Michels sowie Sabine Spilles, Lars-Olav Beier, Nicole Gerhards und Marco Mehlitz.
    Berlin, im Januar 2014

BILDTEIL

Die Fassaden der Häuser sahen zwar nach außen grau und trostlos aus, und der Verfall ließ sich nicht grundsätzlich stoppen, doch in den Wohnungen spielte sich, wenn es glückte, ein buntes Leben ab.
    Marie mochte das Provisorische, Unfertige, weil es bedeutete, dass man dort vieles von dem tun und lassen konnte, was man wollte

Das Hinterhaus war verfallen, der Seitenflügel stand leer. Aber im Nebenhaus wohnten etliche junge Leute aus Halle, Leipzig und Dresden. Aus einem offenen Fenster hörte sie den ganzen Tag Schreibmaschinengeklapper.

In den Treppenhäusern von Prenzlauer Berg waren die Wohnungstüren übersät mit Besuchernotizen: Grüße von Ev, war hier und schaue morgen noch mal vorbei …

Marie entdeckte bald, dass sie über eine Luke ins Freie hinausklettern konnte. Vom Dach ihres Hauses aus streifte sie auch über die Dächer der Nachbarhäuser ihrer Straße.

Ihr gefiel es, dort oben zu sitzen und für ihr Studium zu zeichnen: die verfallenen Schornsteine, den Blick über die Hausdächer rundherum, die Spitze des Fernsehturms.

Wir mussten noch fünf Tage durch ein Tal aufwärts laufen, bis wir den Hauptkamm erreichten. Wir hatten es geschafft, wir waren mittendrin im Kaukasus!

In der Ferne, vor den Ausläufern der Berge, sah sie mehrere weiße Flecken, aus denen Rauch aufstieg: die Jurten der Nomaden.

Unten im Hof sprach ein Polizist zu einer Gruppe von Hausbewohnern. Jens drückte auf den Auslöser. Einen Moment später blickte der Polizist hoch. Es dauerte nicht lange, da klingelte es an der Wohnungstür.

Sie wollten zum Kloster Gandan, das man als Einziges der Klöster halbwegs verschont hatte.

Galsan nickte erfreut. Das Naadam-Fest ist das größte Volksfest der Mongolei, ihr dürft es nicht versäumen.

Jens hatte eine Bank und einen kleinen Tisch gezimmert. Es war, als wohnten sie jetzt hier.

Marie war ihm gefolgt. Sie nahm die herumliegende Kamera und drückte auf den Auslöser.

So weit entfernt von der Zivilisation änderte das Leben seinen Takt. Sie blieben am Chöwsgöl Nuur, ohne die Tage zu zählen.

Mittags war es heiß, um die dreißig Grad, nachts konnte die Temperatur auf wenige Grad über null absinken.

Jens machte einen großen Schritt, um nicht auf die Schwelle der Jurte zu treten, denn dort, so glauben die meisten Mongolen, wohnen die guten Geister, die die Behausung schützen und die man nicht durch Tritte beleidigen dürfe.

Kaum saßen sie, bekamen sie auch schon frisch gebrühten Ziegeltee mit Salz und Milch in die Hand. Als alle Schalen gefüllt waren, tauchte die alte Tante einen Finger der rechten Hand in den Tee und schnipste ein paar Spritzer Richtung Herd.

Jens musste die Frage eines der Kinder beantworten, woher er denn
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