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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
Autoren: Annette Dutton
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den Vorschlag längst und hatte schon während der Gründungsphase den Machern der Agentur beratend zur Seite gestanden. Wenn Port Moresby diese Leute trotzdem nicht unterstützte, würde JOIN das tun. Das war der Name ihrer Organisation, der auf Tok Pisin Verbindungsstelle bedeutete.
    Trotz der Papageien und der Musik im Ohr nahm Katja das dumpfe Geräusch des Türklopfers wahr, schob schwungvoll den Stuhl zurück und stieß versehentlich mit dem Arm gegen den metallenen Aktenschrank. Sie fluchte leise und rieb sich den Ellbogen. Sie musste bei Gelegenheit Christoph bitten, ihr zu helfen, dieses Ungetüm in der Rumpelkammer unterzubringen. Es enthielt ihr privates Archiv, alles, was sie über ihre Familiengeschichte hatte auftreiben können. In den ersten Jahren auf Kuradui hatte sie wie besessen noch den kleinsten Schnipsel gesammelt, der mit den von Beringsens zusammenhing, hatte alles akribisch sortiert, numeriert und in ihrem eigenen Phebe-Parkinson-Archiv abgelegt, das sie demnächst der gleichnamigen Stiftung der Stadt übereignen wollte. Doch mittlerweile war ihr das Archiv längst nicht mehr so wichtig. Ihre Familie und die Arbeit für JOIN nahmen sie voll und ganz in Anspruch.
    Sie ging durch den Flur zur Haustür. Christoph und sie hatten sich entschlossen, Kuradui abzureißen und auf dem Grundstück ein neues Haus zu bauen. Erst hatte Katja sich gesträubt. Phebe und Johanna waren ihr ans Herz gewachsen, und der Ort war unauflösbar mit ihnen verbunden. Am Ende hatte Christoph sie überzeugt, dass eine Entkernung nicht ausreichen würde. Der Verfall von Kuradui war viel zu weit fortgeschritten, als dass sich darauf etwas Neues hätte aufbauen lassen. Das Holz war morsch, das ganze Haus von schwarzem Schimmel befallen. Schließlich gab sich Katja geschlagen. Gemeinsam entwarfen sie einen Plan für ihr neues Heim. Es sollte sich harmonisch in die Natur einpassen, ökologisch auf dem neuesten Stand sein, ohne dass sie beim Komfort Abstriche machen mussten. Christoph entwickelte sich während der Bauzeit zur reinsten Plage. Der arme Bauleiter hatte nicht viel zu melden, denn Christoph erklärte den Hausbau zu seinem neuen Lebensinhalt. Das Parkett war aus demselben Holz wie die Dielen von Gunantambu. Jedes Mal, wenn Katja barfuß über den Boden ging, dachte sie an Phebe, Johanna, Bill und die klappernden Pferdehufe. Der Gedanke an Pferde im Haus, die noch nicht mal einen Splitter vom Holzboden loszuschlagen vermochten, brachte sie jedes Mal zum Lächeln. Dieses Haus war ihr in jeder Hinsicht zur neuen Heimat geworden – sowohl physisch als auch spirituell.
    Katja öffnete die Tür. Vor ihr stand Takari, der Amber und Maris vom Flughafen abgeholt hatte. Die jungen Frauen waren Ärztinnen aus der Hauptstadt Port Moresby, die Katja und Christoph von der Uni weg angestellt hatten. JOIN hatte ihnen die Ausbildung finanziert. Dafür erklärten sich die Ärztinnen bereit, zwei Jahre lang in ihrem Heimatland zu arbeiten. Amber sollte Katja bei der Durchführung des Immunisierungsprogramms und der Mutter-und-Kind-Vorsorge unterstützen. Maris würde mit Christoph im St. Mary’s arbeiten, dessen neuer Patiententrakt gerade fertiggestellt worden war. Katja begrüßte die Gruppe und bat sie in Haus.
    Die Frauen betrachteten aufmerksam die Bilder an den Wänden. Einiges davon erinnerte sie, wie sie sagten, an ihre eigenen Stämme. Nahe dem mächtigen Holztisch hingen frühe Aquarelle von Kokopo. Amber schaute sie lange an.
    »Diese Bilder sind wunderschön.« Katja nickte.
    »Jemand, der mir sehr nahe ist, hat sie gemalt. Obwohl ich die Künstlerin selbst nicht gekannt habe, spricht sie jeden Tag aus ihren Zeichnungen zu mir. Seltsam, aber so ist es. Johanna spricht wirklich zu mir.«
    Maris ging um den Tisch herum, um sich die kleine Sammlung von Artefakten anzusehen, die in einer länglichen Glasvitrine sorgsam arrangiert waren. Es handelte sich hauptsächlich um kunstvolle Zeichnungen auf feiner Baumrinde. Maris ging in die Knie, um besser sehen zu können.
    »Die stammen aus der Sepik-Region, stimmt’s?«
    »Ja, ich war mit Christoph mehrmals am Sepik-Fluss. Die Leute dort sind wahre Künstler.«
    »Was ist das denn?« Maris zeigte auf einen dreieckigen Gegenstand.
    »Das ist eine Speerspitze der Aborigine. Sie hat für mich eine ganz besondere Geschichte. Sie war zuletzt im Besitz meines Großvaters, doch der ist mittlerweile verstorben, und ich habe das Stück geerbt.«
    Amber stand nun auch bei der
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