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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
Autoren: Annette Dutton
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geht.«
    Er warf einen Blick auf Katjas Eltern, die einander fragend anschauten und sich bei den Händen hielten. Albert setzte sich aufrechter hin, während er seine Enkelin fixierte.
    Katja bemerkte die Veränderung an ihm. Es kostete sie Mühe, nicht einzuknicken. Lambert hielt zur Ermunterung kurz den Daumen hoch und zwinkerte ihr zu. Katja räusperte sich und sah ihren Großvater an.
    »Richard und Phebe Parkinson waren nicht die Eltern deines Vaters Heinrich. Unsere Familie gründet auf einer Lüge. Es ist so unendlich traurig, dass du diese Familie in Tasmanien verletzt hast, nur um das zu vertuschen. Glücklicherweise ist niemand im Feuer umgekommen.«
    »Katja!«, rief Bernhard empört aus, der von seinem Stuhl aufgesprungen war.
    Ihre Eltern sahen einander erschrocken an. Dann stand Rudolf von Beringsen auf. Sein Blick wanderte von der Tochter zu seinem Vater.
    »Was hat das alles zu bedeuten? Kannst du uns bitte aufklären, Vater?«
    Albert von Beringsen hob die Hand, um seinem Sohn Einhalt zu gebieten. Doch Rudolf wollte sich gar nicht beruhigen, bis seine Frau ihn schließlich zurück auf den Sitz nötigte.
    »Liebe Katja«, ihr Großvater lächelte milde, während er zu ihr sprach, »ich weiß nicht, welchen Bären man dir da aufgebunden hat. Wir sind eine einflussreiche Familie. Da muss man nicht erst lange nach Feinden suchen.«
    Er sah Katjas unbewegte Miene und wurde ernst. »Katja, die Leute erfinden Geschichten, um sich ihr erbärmliches Dasein irgendwie erträglich zu gestalten. Verstehst du denn nicht? Die Erfolgreichen sind in ihren Augen immer die Schuldigen. Wir gehören zu den Gewinnern, und das verzeihen manche Leute uns nicht.« Er blickte zu seinem Sohn hinüber, der blass aussah. Dann gab Albert seiner Sekretärin ein Zeichen. »In meinem Alter sollte ich mich nicht mehr mit so etwas herumschlagen müssen. Ich bin enttäuscht, Katja. Für einen Moment hatte ich doch tatsächlich geglaubt, du wärst aus diesem kindischen Gerechtigkeitswahn herausgewachsen. Wenn ihr mich nun entschuldigt? Ich bin sehr, sehr müde.«
    Katja stellte sich ihm in den Weg. »Nicht so schnell, Großvater. Ich habe da noch etwas für dich.«
    Sie griff nach ihrer Handtasche und entnahm ihr eine Papierrolle, die sie vor den Augen des Großvaters öffnete. Es war eine Kopie von Johannas Bild mit dem Vogelmann.
    »Hier, das kannst du behalten. Johanna hat es gemalt, die Ehefrau des Australiers, den dein Vater Heinrich getötet hat.« Sie tat einen Schritt auf ihren Großvater zu. »Du hast immer gewusst, wer unsere wirklichen Vorfahren waren, und du hast sie bis aufs Blut terrorisiert, damit sie stillhalten. Alles im Namen der Familie und des Erbes.«
    Sie warf ihm die Kopie vor die Füße.
    »Katja!« Wieder rief ihr Bruder ungehalten dazwischen. Albert bedeutete der Sekretärin, das Bild aufzuheben und ihm zu geben. Er entrollte das Papier, sah es sich an und steckte es, nachlässig gefaltet, in die Seite des Rollstuhls. Katja atmete tief durch.
    »Eine Sache verstehe ich einfach nicht, Großvater. Dein Vater wurde durch ein traumatisches Kindheitserlebnis geprägt. Ich bin im Besitz seiner Krankenakte. Zwar rechtfertigt nichts das Böse, das er getan hat, dennoch empfinde ich so etwas wie Mitleid für ihn. Aber was ist mit dir? Warum hast du all das gemacht?«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Katja, wie sich ihr Bruder fassungslos an die Stirn griff.
    »Diesen Schwachsinn muss ich mir nicht länger anhören. Dumme Geschichten, nichts als dumme Geschichten!« Alberts Wangen färbten sich hochrot. Katjas Mutter sprang auf, um die Sekretärin zu entlasten, die nicht so recht zu wissen schien, ob sie nun gehen oder bleiben sollten. Margarete von Beringsen löste die Rollstuhlbremse und drehte Albert auf seine Anweisung hin in Richtung Tür. Katja sprach dennoch weiter.
    »Weißt du, was ich am schlimmsten finde? Dass du immer so bemüht warst, dich von deinem Vater zu distanzieren. Wir sollten glauben, du verachtest alles, wofür er stand. Ich habe mich gefragt, warum Heinrich bloß so versessen auf den Adelstitel war.« Sie machte eine Geste in den Raum hinein. »Unter anderem wohl, um dies hier zu erben. Doch ohne Unterstützung der Nazis wäre ihm das nie gelungen. Letztlich hat es sich für beide Seiten ausgezahlt. Gerade in ihren Anfängen brauchte die Partei dringend Geld, Heinrich hatte reichlich davon und erhielt im Gegenzug gesellschaftliche Anerkennung. Und all das hast du immer gewusst, Großvater, du warst
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