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Die verborgene Wirklichkeit

Die verborgene Wirklichkeit

Titel: Die verborgene Wirklichkeit
Autoren: B Greene
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weniger überzeugende) Kurven für die Potenzialkurve des Inflatons annimmt, würde auch das inflationäre Multiversum seine herausragende Stellung verlieren. an Sollte die Stringtheorie einen theoretischen Rückschlag erleiden – vielleicht weil eine geringfügige mathematische Schwäche beweist, dass die Theorie in sich widersprüchlich ist (was die Wissenschaftler in der Anfangszeit tatsächlich glaubten) –, würde sich die Motivation, an ihre vielfältigen Multiversen zu glauben, in Luft auflösen. Umgekehrt könnte die Beobachtung von bestimmten Mustern in der Hintergrundstrahlung, wie man sie aufgrund von Zusammenstößen von Blasenuniversen erwartet, ein unmittelbares Indiz zugunsten des inflationären Multiversums sein. Experimente mit Teilchenbeschleunigern, in denen man nach supersymmetrischen Partnerteilchen, Anzeichen für Energiedefizite und winzigen Schwarzen Löchern sucht, könnten Belege für die Stringtheorie und das Branen-Multiversum liefern, während Hinweise auf Zusammenstöße von Blasenuniversen für das Stringlandschafts-Multiversum sprächen. Wenn wir charakteristische Gravitationswellen nachweisen, die aus der Frühzeit des Universums stammen  – oder nachweisen, dass sie fehlen –, könnten wir in der Lage sein, zwischen
bestimmten Modellen der kosmischen Inflation und einem zyklischen Multiversum zu unterscheiden.
    Die Quantenmechanik wird in ihrer Viele-Welten-Variante zum Ausgangspunkt für das Quanten-Multiversum. Sollten zukünftige Forschungen zeigen, dass die Gleichungen der Quantenmechanik, so zuverlässig sie bisher auch waren, kleine Abwandlungen erfordern, damit sie zu den dann noch genaueren Experimentaldaten passen, könnte man diese Form des Multiversums möglicherweise ausschließen. Den gleichen Effekt hätte eine Abwandlung der Quantentheorie, bei der die Eigenschaft der Linearität (auf die wir in Kapitel 8 in großem Umfang zurückgegriffen haben) eingeschränkt wird. Ebenso haben wir festgestellt, dass es prinzipiell die Möglichkeit gibt, das Quanten-Multiversum zu überprüfen, durch Experimente, deren Ergebnisse davon abhängen, ob Everetts Viele-Welten-Bild zutrifft oder nicht. Diese Experimente liegen derzeit jenseits unserer Möglichkeiten und werden es vielleicht auf immer bleiben, allerdings nur, weil sie ungeheuer schwierig sind; es ist nicht so, als wären diese Experimente im Rahmen des Quanten-Multiversums grundsätzlich undurchführbar.
    Das holographische Multiversum erwächst aus Überlegungen auf Grundlage anerkannter Theorien – Allgemeine Relativitätstheorie und Quantenmechanik  – und bezieht seine stärkste theoretische Unterstützung aus der Stringtheorie. Erste Querverbindungen zwischen Berechnungen, die sich auf das holographische Modell stützen, und experimentellen Befunden aus dem Relativistischen Schwerionen-Beschleuniger RHIC gibt es bereits, und alles deutet darauf hin, dass sich dieses Zusammenspiel aus Modell und Experiment in Zukunft noch intensivieren dürfte. Ob man nun das holographische Multiversum nur als nützliches mathematisches Hilfsmittel oder als Beleg für eine holographische Realität betrachtet, ist Ansichtssache. Um die physikalische Interpretation energischer vertreten zu können, bedarf es weiterer Arbeiten.
    Das simulierte Multiversum hat seine Grundlage nicht in irgendeiner theoretischen Struktur, sondern im unaufhörlichen Wachstum der Computerleistung. Ihm liegt grundsätzlich die Annahme zugrunde, dass Empfindungsfähigkeit und Bewusstsein nicht prinzipiell an ein bestimmtes Substrat – das Gehirn – gebunden sind, sondern eine emergente Eigenschaft einer bestimmten Form von Informationsverarbeitung darstellen. Das ist eine höchst umstrittene Annahme, zu deren Für und Wider leidenschaftlich Argumente ausgetauscht werden. Vielleicht werden zukünftige Erkenntnisse über das Gehirn und das Wesen des Bewusstseins die Vorstellung denkender Maschinen, die sich ihrer selbst bewusst sind, untergraben. Vielleicht aber auch nicht. Ein Mittel zur Beurteilung dieser Multiversums-Theorie liegt jedoch auf der Hand. Sollten unsere Nachkommen
eines Tages eine simulierte Welt beobachten, mit ihr in Wechselbeziehung treten, sie virtuell besuchen oder gar ein Teil von ihr werden, ist die Frage damit effektiv beantwortet.
    Zumindest theoretisch kann man das simulierte Multiversum mit einer abgespeckten Version des letztmöglichen Multiversums in Verbindung bringen; dazu würden nur Universen gehören, die auf
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