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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes
Autoren: Antje Babendererde
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ohnmächtig gewesen war.
    Als sie ihm versicherte, dass die Wunde gut heilte, war Simon ihr sogar ein wenig dankbar. Er bekam einen neuen Verband, danach ließ die Schwester sie allein im Krankenzimmer.
    Julia berichtete ihrer Großmutter, was auf der Ranch vorgefallen war, und Ada lauschte mit versteinerter Miene. Als Julia geendet hatte, sagte die alte Frau: »Deine Mutter kommt heute hierher. Sie war auf der Ranch, und als sie alles verlassen vorfand – die Tür zum Ranchhaus aufgebrochen – hat sie sich schreckliche Sorgen ge macht.«
    Simons Kopf sank immer tiefer. Er fühlte sich für alles verantwort lich, was passiert war.
    »Wann wird sie hier sein?«, fragte Julia.
    »Sie sagte, es kann spät werden.«
    In der nächsten Stunde saßen sie zusammen und sprachen darü ber, wie es weitergehen sollte. Ada und Tommy konnten die Nacht bei Boyd im Krankenhaus verbringen, in einem Zimmer nebenan. Si mon telefonierte mit Dominic, der ihn in seinem Haus erwartete.
    »Ich bringe den Jeep morgen zurück auf den Krankenhauspark platz«, sagte er zu Ada.
    »Du willst die Ranch verlassen?«, fragte sie. Sie sagte nicht: Du willst uns verlassen?
    Simon nickte. Er vermied jeglichen Blickkontakt mit der alten Frau oder mit Boyd, der ja glücklicherweise nichts hören konnte und deshalb auch nicht verstand, worum es ging.
    Julia musterte ihre Großmutter.
    Adas Miene war starr und ließ nicht erkennen, was wirklich in ih rem Kopf vorging. »Vielleicht überlegst du es dir ja noch«, sagte sie schließlich leise.
    Simon erhob sich, um sich zu verabschieden, da stand auch Julia auf. »Ich fahre mit Simon zu Dominic«, offenbarte sie mit entschlos sener Stimme.
    Überrascht sah er sie an.
    »Aber deine Mutter wird dich sehen wollen«, bemerkte Ada.
    »Sie sieht mich ja morgen.«
    »Wie du meinst.«
    Simon gab Ada Dominics Nummer, dann verabschiedeten sie sich von Tommy und den beiden Alten und verließen das Krankenhaus.
    Sie fuhren nach East Bench, dem Stadtviertel im Nordosten, in dem Dominic wohnte. Es war eine ruhige Gegend mit vielen Bäu men und hübschen kleinen Holzhäusern.
    Als sie wenig später in Dominics zugewachsenem Garten saßen, dem Zirpen der Grillen lauschten und Eistee tranken, fiel endlich al le Anspannung von Simon ab.
    Noch einmal mussten sie erzählen, was auf der Ranch vorgefallen war. Auf dem Gesicht des großen Kochs spiegelten sich Ungläubig keit, Entsetzen und Zorn. Doch dann erschien ein Lächeln, das Si mon irritierte.
    »Das ist wirklich eine furchtbare Geschichte«, sagte Dominic schließlich. »Aber etwas Gutes hat sie auch.«
    Simon und Julia sahen den Mann verwundert an.
    »Du stotterst nicht mehr, Simon.«
    Simon drehte verlegen sein Glas mit dem Eistee in den Händen. »Ja, das stimmt. Aber es funktioniert nur bei Leuten, die ich mag.«
    Dominic lachte. »Na, dann wirst du dir eben von nun an Mühe ge ben, die Menschen ein wenig zu mögen.«
    »Ich kann’s versuchen.«
    Eine Weile schwiegen sie und lauschten dem Zirpen der Grillen. Glühwürmchen flogen durch Dominics wilden Garten. Rankenpflan zen mit großen blauen Blüten wanden sich über den Zaun. Hier ver gisst man, dass man in einer Stadt ist, dachte Simon.
    »Was wirst du nun tun?«, wandte sich Dominic an ihn.
    »Keine Ahnung.« Seine Stimme klang mutlos, obwohl er das nicht beabsichtigt hatte. »Auf die Ranch kann ich nicht zurück.«
    Der Koch nickte. »Nächstes Wochenende fahre ich ins Death Val ley zu Caleb Lalo. Ich hab gehört, der Medizinmann ist krank und sucht jemanden, der ihm hilft. Ich kann dich mitnehmen, wenn du willst.«
    Simon nickte. Er war froh über das unerwartete Angebot, aber es fiel ihm schwer, Begeisterung zu zeigen. Dass er sein Zuhause verlo ren hatte, musste er erst einmal begreifen. Obwohl er die Stille und den Frieden in Dominics Garten genoss, sehnte er sich schon jetzt nach seinem gemütlichen Wohnwagen, den Bergen hinter der Ranch und den Tieren. Er vermisste Ada und Boyd. Simon holte tief Luft, um den dumpfen Druck auf seiner Brust loszuwerden.
    Schließlich erhob sich Dominic. »So, ihr beiden, ich werde euch jetzt allein lassen. Ihr seid nämlich nicht die einzigen Verliebten in der Stadt.«
    »Du hast eine Freundin?«, fragte Simon.
    »Ja.« Dominic lachte. »Und sie ist beinahe so hübsch wie deine.«
    Er zeigte ihnen das Haus und wo sie schlafen konnten. Anschlie ßend verabschiedete sich der Koch mit einer festen Umarmung von beiden.
    Die Tür fiel hinter Dominic ins Schloss und Simon
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