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Die verbannte Braut (German Edition)

Die verbannte Braut (German Edition)

Titel: Die verbannte Braut (German Edition)
Autoren: Cathy McAllister
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aber mit großem Geschick fürs Frisieren, mich entkleidete.
    "Du gefällst mir gar nicht, Kind", sagte meine Amme und nötigte mich, mich auf den Stuhl vor meiner Frisierkommode niederzulassen.
    Während Marie meine Haare ausbürstete, richtete die alte Lucie, irgendetwas vor sich hin brummend, das Bett. Ich ließ alles reglos, und ohne ein Wort über mich ergehen. Ich wollte weinen, schreien, einfach meine Qual hinauslassen, doch meine Augen blieben trocken, mein Mund verschlossen und innerlich zerriss es mich.
    "Komm zu Bett, Liebes", forderte mich Lucie auf, nachdem Marie mit meinen Haaren fertig war. Ich wollte ihr gern gehorchen, doch ich war außerstande, mich aufzurichten. Mein Kopf war nicht in der Lage, die Befehle an meinen Körper zu senden. Nicht geweinte Tränen brannten in meinen Augen und ich konnte sie nicht hinauslassen. Ein Gefühl von Panik überkam mich und ich hatte das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. Meine Brust schmerzte vor Anstrengung, genug Sauerstoff in meinen Körper zu pumpen.
    Hilf mir Papa! Ich ersticke!
    Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Nägel bohrten sich tief in das Fleisch meiner Handflächen, doch ich spürte davon nichts. Nur die Angst. Diese entsetzliche Angst.
    Plötzlich spürte ich eine sanfte Wärme in meinem Inneren. Wie eine winzige Flamme in meiner Mitte. Die Flamme wurde größer und die Wärme breitete sich aus bis in meine Fingerspitzen und meine Hände entkrampften sich. Meine Brust hob und senkte sich wieder ohne Schmerz und ich atmete tief ein und aus.
    "Alles in Ordnung mit Euch?", fragte Marie besorgt.
    Ich antwortete nicht, aber wandte den Kopf, um sie anzusehen. Nein! Ich war nicht in Ordnung. Aber besser!
    Erst als Marie meinen Arm ergriff, erhob ich mich und ließ mich von ihr zum Bett führen.
    Lucie bedeutete mir, mich hinzusetzen und hielt mir einen Becher entgegen. Ein strenger Geruch stieg mir in die Nase. Wieder so ein Kräutergebräu meiner Köchin, die sich gut mit allerlei Tränken und Tinkturen von Kräutern auskannte. Meist half, was sie so zusammenbraute, wenn es auch furchtbar schmeckte.
    "Hier mein Kind. Trink dies. Es wird dir helfen, gut zu schlafen", sagte Lucie.
    Gehorsam leerte ich den Becher mit dem leicht bitteren Gebräu und ließ mich zurück auf die Kissen sinken. Die Amme deckte mich sorgsam zu, dann verließ sie mit der Zofe das Zimmer und ließ mich allein zurück. Endlich kamen die Tränen und als sie erst einmal zu Laufen angefangen hatten, wollten sie kein Ende finden, bis ich schließlich erschöpft einschlief.
    *
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte sehr schlecht geschlafen, wirre Träume hatten mich mehrmals aus dem Schlaf aufschrecken lassen. Ich vermutete, dass mein Schlaftrunk Laudanum enthalten hatte.
    Teilnahmslos ließ ich mich von Marie ankleiden und frisieren und nahm dann ein kleines Frühstück im Salon ein. Die frischen Apfeltörtchen und die Minzpastetchen, die ich sonst so gern aß, schmeckten mir heute nicht. Jeden einzelnen Bissen musste ich mit Gewalt hinunterzwingen und dabei den Reflex, zu würgen, unterdrücken. Ich aß nur, um meine Köchin Martha nicht zu kränken, die eine liebe Seele war. Ich hatte kein Interesse mehr an diesem Leben. Das bedeutete aber nicht, dass es mir egal war, wenn ich Leute verletzte, die mir etwas bedeuteten. Und meine Köchin bedeutete mir viel. Sie war schon in unserem Haushalt, solange ich denken konnte. Martha war klein und rund, hatte Arme und Hände wie ein Schmied, aber ein Herz aus Gold. Sie war diejenige, die meine Tränen getrocknet und mir Apfelküchlein in den Mund geschoben hatte, wenn Papa mich gescholten oder wenn ich mich verletzt hatte.
    Ich war zwar durch die Reisen meiner Eltern gewohnt, allein zu speisen, doch es war ein Unterschied, ob sie nur auf Reisen waren, oder ob ich wusste, dass sie nie wieder mit mir an einem Tisch sitzen würden. Ich vermisste sogar Mamas Zurechtweisungen. Immer hatte sie etwas an mir auszusetzen gehabt. "Sitz gerade, Elizabeth!" oder "Kannst du nicht dein Besteck benutzen, wie jeder anständige Mensch?", würde sie sagen und Papa würde seine Serviette an den Mund halten, um sein Grinsen zu verbergen. Dann würde er sich räuspern und die Stimme erheben. "Hör auf deine Mutter, Elizabeth Sofia!" Er nannte mich immer bei meinen beiden Vornamen, wenn er mich tadelte. Sonst nannte er mich immer liebevoll Liz oder Lizzie.
    "Wünscht Ihr noch etwas?", riss das Dienstmädchen mich aus
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