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Die Vampire

Titel: Die Vampire
Autoren: Kim Newman
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mit Silbermessern niedermetzeln lassen.
    Kate und Penelope nahmen Geneviève in die Mitte und stützten sie. Sie ließen die Arena hinter sich.

35
Feierlich aufgebahrt
    G locken läuteten, Krähen kreisten in der Nacht. Der Trauerzug hielt sich dicht an den Klippen von Fregene, tastete sich einen schmalen Pfad hinab, der vom Palazzo Otranto zum Strand hinunterführte. Der Sarg kam zuerst, getragen von dem treuen Klove und einer Gestalt mit Zylinderhut und langen Fingernägeln: Zé do Caixão, Bestattungsunternehmer für die Reichen und Berüchtigten.
    Geneviève schloss sich der Prozession an. Kate und Penelope waren ein Stück weiter vorn. Anschließend würde sie Italien verlassen, beschloss sie. Die Warnung, die sie im Kolosseum erhalten hatte, ernst nehmen und nie wieder nach Rom zurückkehren. Sie begriff immer noch nicht ganz, welche Persönlichkeit sie fast getötet und dann doch verschont hatte. Ihr Hals war noch nicht ganz verheilt, und sie klang so kehlig wie ein Frosch.
    Diener beleuchteten den Weg mit Fackeln.
    Wäre der scharlachrote Henker nicht gewesen, hätte die gesamte Vampirwelt teilgenommen. Soweit die Öffentlichkeit wusste, war er immer noch aktiv und entschlossen, alle Ältesten zu töten, die seine Stadt betraten. Man hatte einen Schauspieler namens Travis Anderson, der vor einigen Jahren auf geheimnisvolle Weise verschwunden war, tot im Kolosseum aufgefunden, aber keine offizielle Verbindung zu dem Henker gezogen.
    Am Strand wartete eine Bahre aus Treibholz. Der Sarg wurde daraufgestellt, und Klove nahm den Deckel ab. Geneviève betrachtete den Leichnam. Es war wirklich Dracula. Sein Kopf lag oberhalb seines Körpers auf einem Kissen. Er widerstand noch immer dem Zerfall.
    Prinzessin Asa beklagte ihren Verlust. Penelope tröstete die Älteste.
Sie würden bis zum Morgengrauen warten und die Bahre dann anzünden. Eine Feuerbestattung hatte den Vorteil zu beweisen, dass Dracula wirklich und endgültig tot war.
    Die Totenwache sollte nicht länger als zwei Stunden dauern.
    Geneviève besah sich die Gesichter der wenigen Trauergäste. Bei den meisten handelte es sich um Mitglieder des demnächst aufgelösten Haushalts. Kates italienischer Reporter war auch darunter; sie wechselte ostentativ kein Wort mit ihm.
    »Es muss Commander Bonds Hand gewesen sein«, sagte Geneviève. »Gelenkt von der Mutter der Tränen. Er hat Dracula getötet.«
    Kate nickte. »Und wenn schon. Hauptsache, ich war es nicht.«
    Bond hatte die Nacht der Spiele überlebt, aber Geneviève bezweifelte, dass er je wieder der Alte sein würde. Er war auf dem Weg zurück zum Diogenes-Club.
    Die Prinzessin kniete am Fuß der Bahre und heulte die sterbende Nacht an. Sie war völlig außer sich.
    »Prinzessin Asa ist eine Älteste«, sagte Kate.
    Geneviève verstand nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Die Mutter der Tränen hat gesagt, es wäre nur noch eine Älteste in Rom«, erklärte Kate. »Du, Gené. Warum hat die Prinzessin nicht gezählt?«
    Geneviève sah aufs Meer hinaus. »Fregene liegt außerhalb der eigentlichen Stadt. Vielleicht nicht mehr im Reich der Tränen?«
    »Warum hätte sie dann Dracula töten sollen? Er hat seinen Palazzo nie verlassen, war kein einziges Mal in ihrer Stadt.«
    Geneviève wusste es nicht.
    »Sie ist aber hier gewesen. Ich habe sie gesehen.«
    Kate durchdachte irgendetwas. Sie war wie Charles, sprang rasch von der einen Sache zur anderen, sammelte Beweismaterial, füllte Lücken mit Schlussfolgerungen.
    Plötzlich stieg sie auf die Bahre, was Asa erneut aufheulen ließ,
und zog Draculas rechte Hand aus dem Sarg. Sie zeigte Geneviève die dicht behaarte Handfläche. Sie wies eine vernarbte Brandwunde auf.
    »Weißt du noch, das silberne Skalpell, an dem verbrannte Vampirhaut klebte?«, sagte Kate. »Der Beweis, dass der tödliche Stoß von einem Vampir mit bloßen Händen ausgeführt worden ist? In Wirklichkeit war es so, dass Dracula erstochen wurde und dann versucht hat, das Messer wieder herauszuziehen. Er schaffte es nicht und ließ los, und die Hand fiel zur Seite. Niemand hat sich seine behaarten Handflächen genau angesehen.«
    »Kate, was machst du eigentlich da oben?«, wollte Penelope wissen.
    Kate sprang in den Sand hinunter.
    »Dir auf die Spur kommen, Penelope.«
    Geneviève erkannte sofort, dass Kate richtig vermutet hatte.
    Kate nahm Penelopes Hand.
    »Du hast Handschuhe angehabt, Penny. Du bist vorsichtig.«
    Penelope wies die Anschuldigung nicht zurück.
    »Du arrangierst
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