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Die Vampire

Titel: Die Vampire
Autoren: Kim Newman
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Mal fragte sich Kate, wer dieser Henker in Wirklichkeit war. Ein Zirkusathlet? Ein Filmschauspieler?
    Bond richtete seine Waffe abwechselnd auf Kate und Penelope.
    Penny bewegte sich unglaublich schnell, flinker, als Kate sich je hätte träumen lassen, und entwaffnete den Neugeborenen. Sie zerdrückte die Pistole in ihrer Hand, ließ sie in klumpige Metallteile zerspringen.
    Ohne seine Waffe war Bond ein Junge, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. Ein lautloser Befehl des kleinen Mädchens erreichte sein Gehirn, und er versuchte seine Finger um Pennys Hals zu legen. Sie nahm ihn bei den Handgelenken und warf ihn beiseite, schleuderte den um sich Schlagenden fünfzehn Meter oder noch höher in die Luft. Er beschrieb einen uneleganten Bogen und landete unsauber. Verletzt krabbelte er umher. Wäre er sein eigener Herr gewesen, hätte er sich wieder in Ordnung gebracht, aber als Marionette war es ihm nicht erlaubt, sich um seine gebrochenen Knochen zu kümmern.
    Ein Teil der Menge jubelte.
    Penelope winkte ihnen fröhlich, wie ein Mitglied der königlichen Familie, das in einem Land des Commonwealth aus dem Flugzeug stieg.
    Kate stellte sich dem Henker.
    Geneviève hatte blutige Augen. Sie flehte Kate lautlos an, sich nicht für sie zu opfern.
    Die Mutter der Tränen konnte nicht besiegt werden. Sie war so ewig wie die Stadt. Sie war der endgültige Tod, der sich mit der Zeit alles holte, was lebte. Sie war die Herrin über eine Million Marionetten. Sie war, Kate konnte es jetzt zugeben, ein übernatürliches Wesen.

    Der scharlachrote Henker streckte den Arm aus, so dass Geneviève daran baumelte. Er drückte zu, und Geneviève ließ sein Handgelenk los. Ihre blutigen Hände flatterten an ihren Seiten. Er beschrieb eine vollständige Umdrehung, wie ein Balletttänzer, langsam genug, dass die Zuschauer in allen Winkeln des Kolosseums die besiegte Älteste sehen konnten. Er sah zu der kindlichen Kaiserin nach oben.
    Das kleine Mädchen streckte den Arm aus, den Daumen zur Seite gereckt.
    Die Menge rief nach dem Tod.
    Die Hand zitterte. Der Daumen wanderte nach unten.
    Die Menge brüllte wie ein Sturm.
    Kate sah, wie sich die Muskeln im Oberarm des scharlachroten Henkers wölbten, als langsam, wie ein Zündfunken, eine Botschaft seine Nerven entlangwanderte, der Befehl, Geneviève den Kopf abzureißen.
    Mater lachrymarum war unbesiegbar, überstieg jedes menschliche Verständnis. Aber der scharlachrote Henker war ein Mann in ihrem Bann.
    Als ihre Marionette war Bond nicht in der Lage gewesen, sich um seine Verletzungen zu kümmern, obwohl er seiner Herrin ohne gebrochene Knochen nützlicher gewesen wäre.
    Dort lag der Schwachpunkt.
    Der Trick beim Kampf gegen eine Marionette war es, die Fäden zu zerschneiden.
    Penelope machte einen Satz und schlug ihre Zähne in den Unterarm des Henkers, riss Muskelstränge heraus, kaute sie auseinander. Er hörte nicht auf zu grinsen, und auch sein Griff um Genevièves Kehle ließ nicht nach. Penny stieß ihm einen Daumen ins Auge, pulte scharlachrotes Fleisch heraus.
    Die Menge ächzte unisono auf vor Mitgefühl. Aufgeschlitzte Bäuche und Enthauptungen vertrugen sie in rauen Mengen, aber
zeigte man ihnen auch nur einen einzigen zerdrückten Augapfel, schon kam ihnen das Essen hoch.
    Kate sprang ihn geduckt an, rammte ihm eine Schulter in den Bauch und schlang die Arme um seine Beine. Mit drei Vampirfrauen, die an ihm hingen, verlor er das Gleichgewicht und ging zu Boden wie ein taumelnder Titan. Die Erde bebte unter dem Aufprall. Eine Säule in der Nähe fiel um.
    Penelope zerrte immer noch an seinem Arm, seinem Hals, seinem Gesicht. Der Henker wollte Genevièves Hals nicht loslassen.
    Kate kroch über den Gestürzten hinweg, schob Penelope beiseite. Sie sah ihm tief in das verbliebene Auge, drang in seinen roten Wahnsinn ein, versuchte zu dem Mann vorzudringen, der er einmal gewesen war.
    Es gab nur eine Möglichkeit.
    Penelope bearbeitete jetzt seine Hand, fetzte ihm das Fleisch von den Fingern, bekam Geneviève aber immer noch nicht frei. Ihre Hände und ihre untere Gesichtshälfte waren blutverschmiert.
    Kate krabbelte hektisch herum, zerkratzte sich auf dem Schutt die Knie, dann kniete sie, beugte sich hinunter und sah auf in sein kopfstehendes Gesicht - kopfstehend, wie gespiegelt in der Fontana di Trevi. Ihr Blick wanderte zu seinem Hals, zu dem, was Penelope mit seinem Hals angerichtet hatte. Blut sickerte aus der Wunde, langsamer, als es hätte sein dürfen. Er
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