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Die Unschuld der Rose

Die Unschuld der Rose

Titel: Die Unschuld der Rose
Autoren: Sarah Morgan
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hatte Grace gerechnet. Davor hatte sie sich die ganze Zeit gefürchtet. „Bitte, stellen Sie Ihre Frage.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    „Sagen Sie mir, Miss Thacker, können Sie nachts gut schlafen?“

2. KAPITEL
    Warmes Sonnenlicht strömte durch die großen Fenster. Rafael beobachtete, wie Grace Thacker alles Blut aus den Wangen wich.
    Dein Spiel ist aus, meine Hübsche, dachte er. Wie hatte diese Frau so naiv sein und glauben können, er würde übersehen, was in ihrer Firma vor sich ging? Nicht dass sie sich dumm verhielt, nein, sie war sehr clever. Die Zahlen ergaben einen Sinn. Die meisten Menschen hätten die Widersprüche nicht bemerkt.
    Auf den ersten Blick zeigten die Konten nur ein Unternehmen, das Anlaufschwierigkeiten hatte. Und Miss Thackers offensichtliches Bestreben, freundlich und gesprächig zu sein, war keine schlechte Strategie. Bei einem weniger zynischen Mann als ihm hätte es durchaus funktioniert. Sie wirkte engagiert, enthusiastisch und erfrischend offen.
    Ein anderer Mann hätte sich erlaubt, an ihre Unschuld zu glauben.
    Es war gut für ihn und schlecht für sie, dass skrupellose Frauen seine Spezialität waren. Andernfalls wäre er nie misstrauisch geworden. Café Brazil war mitnichten, was es vorgab zu sein. Grace Thacker glich in Wahrheit nicht im Mindesten der fürsorglichen großzügigen Arbeitgeberin, die sie spielte.
    Dass sie ihn bat, weiterhin Geld in ihr Lügengebäude zu investieren, bewies ihm nur, was ihr fehlte: ein Gewissen.
    Beim Anblick ihrer schimmernden Haare und der mani kürten Nägel spürte er Wut in sich aufsteigen. Sie sah so verwöhnt und beschützt aus. Die Bedeutung des Wortes Not war ihr vermutlich unbekannt. Hatte sie irgendeine Ahnung, wie es sich anfühlte, zu frieren und zu hungern? Wusste sie, wie es war, wenn man ohne ein Dach über dem Kopf versuchte zu schlafen?
    Nein, natürlich nicht. Wie sollte sie auch?
    Bei ihrem schwersten Kampf im Leben ging es wahrscheinlich um die Entscheidung, welche Schuhe sie zu welchem Outfit tragen sollte.
    Als sie um das Treffen gebeten hatte, wollte er im ersten Impuls ablehnen. Doch dann hatte er sich für ein anderes Vorgehen entschlossen.
    Vergeltung.
    Grace Thacker hatte Leben zerstört und würde noch mehr Menschen in den Abgrund stürzen. Sie sollte mit den Konsequenzen ihrer Skrupellosigkeit konfrontiert werden. Und sie sollte leiden.
    Während er sie jetzt ansah, wusste er, er hatte die richtige Entscheidung getroffen. In diesem nahezu unanständig teurem Kostüm und mit Schuhen, die nur so nach Sex schrien, stand Miss Thacker vor ihm. Sie erwartete ernsthaft, dass er ihr weiterhin Geld lieh. Unfassbar.
    Wie weit, fragte er sich und bewunderte dabei ihre schmalen Knöchel sowie die sanften Kurven ihrer Waden, war sie bereit zu gehen? Pech für sie, dass er sein Privatleben niemals mit Geschäftlichem vermischte. Denn seit er sie auf dem Pfad gesehen hatte, prickelte eine fast elektrische Spannung zwischen ihnen. Die Chemie stimmte.
    Sie war gerade damit beschäftigt gewesen, ihren Absatz zu befreien. Was ihm einen herrlichen Blick auf einen weißen Spitzen-BH und schön geformte Brüste beschert hatte. Einen Moment wurde seine Wut von einem so unglaublich intensiven Gefühl der Lust besiegt, dass es schon fast schmerzhaft war.
    Und dann sah sie ihn. Wie einen Rettungsanker umklam merte sie ihre Aktentasche. Allein diese Geste reichte aus, um seine Libido abzukühlen und ihm den wahren Grund ihres Besuchs ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Geld.
    Abgesehen von schimmernden Haaren, verführerischen Brüsten und langen Beinen, unterschied Grace Thacker sich in nichts von allen anderen Frauen.
    Dunkle Erinnerungen drängten sich in sein Bewusstsein. Aber Rafael schob sie gnadenlos beiseite und konzentrierte seinen Zorn wieder auf die junge Frau, die vor ihm stand.
    Kein Wunder, dachte er, dass ihr Vater nicht mitgekommen ist. Offensichtlich hatte er die reine Aura seiner Tochter nicht beeinträchtigen wollen, die sie in der weißen Bluse und durch die blonden Haare umgab.
    Wahrscheinlich, spann er den Gedanken weiter, hat sie eine klassische englische Erziehung genossen. Ein Mädcheninternat, wo man ihr die wichtigste Überlebensregel beigebracht hatte: Wie komme ich an das Geld eines Mannes.
    Die übliche Taktik bestand darin, einen reichen Kerl zu heiraten, sich von ihm scheiden zu lassen und ihn wie eine Weihnachtsgans auszunehmen. Die drei weiblichen A des Geldverdienens: anmachen, ausnehmen,
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