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Die Unschuld der Rose

Die Unschuld der Rose

Titel: Die Unschuld der Rose
Autoren: Sarah Morgan
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wirklich, Sie sollten dies hier lesen.“
    Grace saß in dem kleinen Park, der dem Haus ihres Vaters gegenüberlag. Eine Woche war vergangen, seit sie den Zeitungsartikel über sich gelesen hatte. Seither dachte sie darüber nach, was sie Rafael sagen könnte, um alles wiedergutzumachen.
    Emotional zu aufgewühlt, um wie geplant ihren Vater zu besuchen, hatte Grace in einem kleinen anonymen Hotel eingecheckt, anstatt in ihre Wohnung zurückzukehren. Dort hatte sie eine Woche lang die cremeweiße Decke ange starrt und versucht zu entscheiden, was zu tun war.
    Es war vorbei. Natürlich tat das weh, nur wäre es irgendwann sowieso zu Ende gewesen. Rafael liebte sie nicht. Er liebte niemanden. Insofern hätte ihre romantische Liaison eh nur kurz gedauert.
    Trösten konnten die rationalen Überlegungen Grace allerdings nicht.
    Schließlich ließ die Seelenqual nach, und Wut hatte deren Platz eingenommen.
    Ihre Wut richtete sich gegen ihren Vater, der Rafael verletzt hatte.
    Es ist schon komisch, dachte sie jetzt und lehnte sich auf der Parkbank zurück. Nicht weit entfernt setzte eine Mutter ihr kleines Kind in einen Kinderwagen. Seufzend überlegte Grace, dass sie Rafael vor zwei Wochen noch gar nicht gekannt hatte. Und nun fiel es ihr schwer, sich ein Leben ohne ihn vorzustellen!
    Das würde ihr schon gelingen. Allerdings erst, nachdem sie mit ihrem Vater gesprochen hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie kein Blatt vor den Mund nehmen und ihm sagen, wie sie sich fühlte. Fest entschlossen stand Grace auf und ging durch den Park auf das Haus zu.
    Die Putzfrau ihres Vaters öffnete die Tür. „Oh, Miss Thacker, wo waren Sie denn?“ Sie wirkte angespannt. „Ihr Vater hat sich große Sorgen gemacht …“
    Sorgen wegen was? Dass man ihm endlich auf die Schliche gekommen war? Grace spürte einen dumpfen Schmerz in ihrem Innern. „Hallo, Daisy. Ist er da?“
    „Ja, aber er hat Besuch.“ Daisy warf einen nervösen Blick über die Schulter. „Vielleicht sollten Sie hier warten. Und ich sage ihm, dass Sie hier sind.“
    Aus dem Arbeitszimmer drangen laute Stimmen. Indem Grace sich an den Zeitungsartikel erinnerte, rief sie die Wut auf ihren Vater wach. Es war Zeit, ihn zur Rede zu stellen. Und es kümmerte sie nicht, ob Publikum da war.
    Daisys ziemlich unbeholfene Versuche, sie aufzuhalten, ignorierend, marschierte Grace durch den Flur. Ohne anzuklopfen, trat sie ins Arbeitszimmer ihres Vaters.
    Das Gesicht ihres Vaters war blass. Wer auch immer sein Besucher war, er hatte die Oberhand. Dann entdeckte Grace Rafael. Er stand neben dem Kamin. In seinen dunklen Augen funkelte Zorn.
    Warum war er hier?
    Wieder fiel ihr ein, was in dem Artikel stand. Plötzlich wollte sie nur noch weglaufen. Vielleicht spürte Rafael ihren impulsiven Wunsch, denn er durchquerte den Raum mit zwei Schritten und griff nach ihren Händen.
    „Du gehst nirgendwohin. Ich weiß, du hasst Konfrontationen. Aber um diese wirst du nicht herumkommen. Es gibt zu viele Dinge, die endlich ausgesprochen werden müssen.“
    Wie sollte sie ihm sagen, dass die Konfrontation mit ihrem Vater ihr keine Angst machte. Im Gegensatz zu dem Wiedersehen mit Rafael. Wie sollte sie ihm ihre Schuldgefühle erklären? „Ich kann verstehen, dass du wütend bist, doch …“
    „Ja, ich bin wütend. Noch nie in meinem Leben habe ich solche Wut empfunden, und du bist der Grund dafür.“
    Sie musterte ihn eindringlich. Er sah unglaublich müde aus. Hatte er wieder die Nächte durchgearbeitet? „Du hast ihn gelesen, nicht wahr? Diesen furchtbaren Artikel.“
    „Ich spreche nicht von dem Artikel. Glaubst du wirklich, der interessiert mich? Ich bin wütend, weil du für eine Woche wie vom Erdboden verschluckt warst. Niemand schien zu wissen, wo du bist! Ich stand kurz davor, mein gesamtes Londoner Sicherheitsteam wegen Inkompetenz zu feuern!“
    Aus großen Augen sah sie ihn an. „Rafael …“
    „Sie haben dich verloren! In meiner Fantasie sah ich dich schon tot in einer Gasse liegen, ermordet von einem dahergelaufenen Gangster, dem du dein Vertrauen geschenkt und in dem du nur Gutes gesehen hast …“ Sein bronzefarbenes Gesicht hatte eine ungesunde Blässe angenommen. Sein Griff um ihre Hände wurde fester. „Wo zum Teufel warst du, Grace?“
    Sie antwortete nicht sofort. Zuerst musste sie sich von dem Schock erholen, ihn hier zu sehen.
    Energisch fuhr er fort: „Hast du eine Ahnung, wie besorgt ich um dich war? Weißt du das? Seit einer Woche patrouilliert
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