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Die Unschuld der Rose

Die Unschuld der Rose

Titel: Die Unschuld der Rose
Autoren: Sarah Morgan
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Beziehung hatte er per E-Mail beendet.
    Er war nur daran interessiert, Geld zu verdienen. Und noch mehr Geld.
    Die Spekulationen rissen nicht ab. Und wenn man auch nur einem Bruchteil davon Glauben schenkte, unterschied Rafael Cordeiro sich wenig von einer kühl kalkulierenden Maschine. Ohne ihn zu kennen, wusste Grace, dass dieser Mann das Schlimmste in ihr zum Vorschein bringen würde.
    Ich werde ihn einfach nicht ansehen, versprach sie sich. Dann würde sie weder verstummen noch anfangen zu stottern. Sie könnte so tun, als wäre sie in ihrem kleinen Wohnzimmer zu Hause und spräche mit dem Spiegel. Das machte sie immer, wenn sie sich auf wichtige Präsentationen vorbereitete.
    Wieder strömte das flaue Gefühl in ihren Magen. Doch dieses Mal hatte es nichts mit dem Hubschrauberflug zu tun, sondern mit ihrer Vergangenheit. In Momenten wie diesen überrollten die Erinnerungen sie wie gigantische Wellen.
    Es gibt keinen rationalen Grund, vor Rafael Cordeiro Angst zu haben, versicherte Grace sich, strich noch einmal den geraden Rock glatt und betrat den Pfad.
    Sein Privatleben ging sie nichts an. Ganz gleich, welche Dunkelheit diesen Mann umgab, er war ein Geschäftsmann, genau wie ihr Vater. Wenn sie ihm ihre Pläne zeigte, die Firma aus den roten Zahlen zu führen, würde Cordeiro positiv reagieren. Er würde seine Meinung ändern und den Kredit nicht zurückverlangen. Die Jobs der Angestellten wären gerettet. Grace könnte nach Hause fliegen und Jaguare, Schlangen und einen brasilianischen Milliardär in seinem Dschungelversteck hinter sich lassen.
    In der tropischen Hitze klebte ihr das Kostüm am Körper. Plötzlich wurde Grace bewusst, wie wenig sie darauf vorbereitet war, diesen Mann zu treffen. Selbst in dieser Kleidung fühlte sie sich nicht wohl. Grace blieb stehen, um den dünnen Absatz ihrer Schuhe zu befreien, der zwischen zwei Holzplanken klemmte. Die Aktentasche fest gegen die Brust gedrückt, wünschte sie, sie hätte sich während des Fluges noch einmal die Zahlen angesehen.
    Aber was für einen Unterschied hätte das gemacht? Mithilfe ihres Vaters hatte sie alle Fakten auswendig gelernt. In den Unterlagen gab es nichts, was sich nicht auch in ihrem Gedächtnis befand.
    Nachdem sie den Absatz aus dem Spalt gezerrt hatte, richtete sie sich auf.
    Und sah ihn .
    Er wartete am Hauseingang, ebenso geheimnisvoll und gefährlich wie alles, was in diesem Dschungel umherstreifen mochte. Bewegungslos stand er da, nur seine Augen blickten wachsam.
    Er beobachtete sie.
    Die überwältigende körperliche Präsenz dieses Mannes traf sie völlig unerwartet. Grace stockte der Atem. Der Helikopter, der Regenwald und all ihre Probleme wichen in den Hintergrund zurück. Seine Gegenwart war alles, was sie noch wahrnahm.
    Die Präzision seines Blicks glich einer tödlichen Waffe. Grace konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Einen Augenblick lang wusste sie nicht mehr, wer sie war. Sie erinnerte sich nicht mehr, warum sie hier war. Ihr Körper fühlte sich seltsam träge an, und Hitze, zähflüssig wie Sirup, breitete sich in ihren Gliedern aus.
    „Miss Thacker?“ Die schneidende Schärfe in seiner tiefen maskulinen Stimme riss sie aus der träumerischen Benommenheit. Innerlich gab Grace sich einen Ruck. Hoffentlich hatte er ihre peinliche Reaktion nicht bemerkt.
    So viel zu ihrem Plan, ihn nicht anzusehen. Mit einem letzten Blick in seine tief liegenden zynischen Augen erkannte sie, dass in seiner kühlen Musterung weit Bedrohlicheres lag, als alle Raubtiere des Dschungels zusammen aufbieten konnten. Zumindest in einer Hinsicht hatte der Pilot die Wahrheit gesagt: Dieser Mann war kein Engel.
    Sie zwang ihre Beine, sich zu bewegen, und ging auf ihn zu. Die Aktentasche in der einen, suchte sie mit der anderen Hand die Sicherheit des Geländers.
    Auch ohne Milliardenbeträge auf seinem Konto hätte Rafael Cordeiro auf Frauen anziehend gewirkt. Sein Haar glänzte blauschwarz und war nach hinten gekämmt. Seine Gesichtszüge waren ebenso hart wie attraktiv, die Haut schimmerte in einem warmen Bronzeton.
    Angestrengt suchte Grace nach einer Reaktion auf ihre Ankunft, aber er enthüllte nichts. Sein Mund verzog sich nicht zu einem Lächeln. In seinen Augen, dunkel und nachdenklich, zeigte sich keinerlei Anzeichen eines Willkommens. Am liebsten wäre sie den Weg zurückgerannt und in den abhebenden Helikopter gesprungen.
    Hätte sie es nicht besser gewusst, sie hätte gemeint, er sei verärgert. Aber das war ja
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