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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out
Autoren: Natsuo Kirino
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hab’s satt, hörst du, satt! Sieh mich an, los, sieh mich gefälligst an!«
    »Lass mich, hör auf, es ist doch noch so früh!«
    »Ach, halt’s Maul, du fauler Sack! Du hast meinen Kartoffelsalat und alles gefressen!«
    »Kannst du dir nicht endlich mal diesen Ton abgewöhnen!« Der schmächtige Tetsuya, der ein ganzes Stück kleiner war als Kuniko, verzog angewidert das Gesicht. Vor zwei Jahren hatte er endlich eine Stelle als Pharmavertreter für Krankenhäuser bekommen und sich das schulterlange Haar kurz schneiden lassen. Seitdem sah er noch mickriger aus. Kuniko missfiel das sehr. Damals, als sie noch zusammen den Boulevard von Shibuya unsicher gemacht hatten... da war er zwar genauso blöd, aber wenigstens gut aussehend gewesen. Sie hatten sich kennen gelernt, als Kuniko in einer Spielothek in Shibuya arbeitete.
    Damals war sie viel schlanker gewesen als heute, und Männer wie Tetsuya hätte sie zehn an jedem Finger haben können. Obwohl die Schulden, die sie damals gemacht hatte, um sich all die teuren Kleider und Modeaccessoires zu kaufen, für das Leben am Rande des Ruins verantwortlich waren, das sie jetzt führen musste.
    »Gib zu, dass du mir alles weggefressen hast, und entschuldige dich!«
    Entschlossen setzte Kuniko sich rittlings auf den von einem Frotteelaken bedeckten Tetsuya. Ihr Gewicht ließ ihn flehentlich aufstöhnen: »Hör auf, lass mich doch, bitte!«
    »Na los! Wenn du brav bist und alles zugibst, verzeihe ich dir auch!«

    »Ja, es tut mir Leid, ich hab’s gegessen. Als ich nach Hause kam, war nichts anderes da!«
    »Du kannst dir doch selbst was besorgen!«
    »Ja, ja, hab ja schon verstanden!«
    Tetsuya drehte sein Gesicht zur Seite, aber Kuniko griff ihm ohne Umschweife zwischen die Beine. Kraftlos hing sein Geschlecht herab. »Na, was ist, Schlappschwanz! Hast du denn nicht mal mehr’ne Morgenlatte?!«
    »Ach, hau doch ab!«, stieß Tetsuya angewidert hervor. »Lass mich endlich in Ruhe, du bist zu schwer! Ist dir überhaupt klar, wie viel du mittlerweile wiegst?«
    »Was soll das denn heißen, he!«
    Kuniko nahm seine schmächtige Halspartie zwischen die Oberschenkel und drückte zu. Verzweifelt versuchte Tetsuya, ein »Entschuldige« herauszupressen.
    »Ach!« Ruckartig ließ Kuniko los und rutschte unsanft von ihm herunter. In letzter Zeit war ihr Sexleben mit diesem Schlappschwanz nur noch zum Verzweifeln. Dabei war er doch so viel jünger als sie.
    Verdrossen stapfte sie ins Wohnzimmer zurück und sah zu, wie Tetsuya sich benommen aufsetzte.
    »Mist, ich komm zu spät!«
    Kuniko wandte sich gelangweilt ab und zündete sich eine Zigarette an. Nur mit einem T-Shirt und unmöglichen Shorts bekleidet, trottete Tetsuya heran, kratzte sich mit einer Hand am Hals und zog mit der anderen eine von Kunikos Mentholzigaretten aus der Schachtel auf dem Tisch.
    »Das sind meine. Wehe, du rauchst eine davon!«
    »Bitte, nur eine Einzige. Ich hab keine mehr.«
    »Dann gib mir zwanzig Yen!« Sie streckte die Hand aus.
    Das war kein Scherz, und Tetsuya seufzte. Als er fünfzehn Minuten später wortlos zur Arbeit ging, legte sich Kuniko in die für ihren massigen Körper viel zu kleine Kuhle im Bett.
     
    Es war kurz vor zwei nachmittags, als sie wieder aufstand.
    Sofort schaltete sie den Fernseher ein. Während sie auf die Bilder des Boulevardmagazins starrte, rauchte sie eine Zigarette und wartete darauf, dass ihr Körper langsam aufwachte. Es waren
dieselben Berichte, die sie morgens schon gesehen hatte, aber das störte sie nicht.
    Sie hatte Hunger. Ohne sich auch nur das Gesicht zu waschen, verließ sie die Wohnung, um etwas zu essen zu kaufen. An der Einfahrt zur Mietskaserne war ein 24-Stunden-Laden. Wie der Zufall es wollte, eine Filiale der Kette, in der die in ihrer Fabrik produzierten Lunchpakete verkauft wurden.
    Sie nahm eine Portion »Gourmet-Theaterpausen-Lunch« in die Hand. Auf dem Etikett stand: »Miki Foods, Higashi-Yamato-Fabrik, Auslieferung: 7:00 Uhr«. Ohne Zweifel eine der von ihrer eigenen Reihe abgepackten Portionen. Kuniko hatte die einfache Aufgabe gehabt, Rührei aufzugeben. »Nicht so viel Ei!«, hatte Nakayama sie noch angebrüllt. Dieser Mistkerl musste einem immer noch einen reinwürgen, sonst war er nicht zufrieden!
    Die Schicht letzte Nacht war ungewöhnlich bequem gewesen. Wenn sie sich an Yoshië und Masako hielt, fiel für sie eine einfache Arbeit ab. So wollte sie es in Zukunft immer machen. Kuniko entschlüpfte ein leises Lachen.
    Sie kehrte in ihre
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