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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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nur dann ratsam, wenn Sie sicher sein können, daß Sie Ihre Beute auch wieder zu fassen bekommen, wenn es soweit ist.
    In einem Punkt – wenn ich das noch zum Abschluß dieses Berichtes sagen darf – machte Molly mir ein wenig das Leben schwer. Sie brachte es nicht fertig zu gehen, ohne daß sie vorher noch einmal bei Madeline vorbeigeschaut hatte. Als wir im Wagen davonfuhren, hatte sie die absurdesten Vorstellungen im Kopf (ich kann das sagen, denn sie weiß, daß ich sie liebe), wie sie es dem »Biest« in Monplaisir heimzahlen könne.
    Ich konnte sie nicht aufhalten. Binnen weniger Minuten waren wir dort und ließen den Wagen in der Gasse beim alten Haus von Colonel Mardale. Wir kamen in den Garten – und blieben stehen und lauschten. Denn durch die Glastür zum Eßzimmer, die einen Spaltweit offenstand, hörten wir eine ausgesprochen klarsichtige Analyse der Geschehnisse um Victoria Dalys Tod sowie des Charakters der Hexenmeisterin, die dahintersteckte; wir hörten sie aus dem Munde von Mr.   Page. Der Automat stand nach wie vor da, und ich schob ihn nur deswegen zurück in den Kohlenschuppen, weil Molly ihn durch die Glastür auf Madeline schleudern wollte. Ein solches Betragen ist gewiß kindisch, doch die Feindseligkeit meiner Herzdame gegenüber Madeline ist persönlicher Natur – genau wie meine Feindschaft mit dem verstorbenen Patrick Gore es war; und ich kann Ihnen sagen, daß nichts, was in der ganzen Affäre bisher geschehen war, sie so sehr in Rage brachte wie jener kleine Vortrag im Eßzimmer.
    Ich wußte nicht, daß sie aus Farnleigh Close eine Pistole mitgebracht hatte. Ich sah es erst, als sie sie aus der Handtasche zog und damit ans Fenster klopfte. Woraufhin, Doktor, mir klar wurde, daß ich sofort handeln mußte, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen konnten wir es in dem Augenblick wirklich nicht brauchen, daß die beiden Frauen sich in die Haare gerieten, und zum zweiten hatte im selben Moment ein Wagen (Burrows’) vor dem Haus gehalten. Ich klemmte mir Molly unter den Arm und machte ihr klar, daß wir keine Zeit mehr zu verlieren hatten. Zum Glück lief drinnen das Radio, so daß dies alles unbemerkt blieb. Gewiß war es nur eine sich nun anschließende Liebesszene von außerordentlicher Wirrheit – eine Szene, die sich an der offenen Glastür abspielte –, die mich in meiner Wachsamkeit nachlassen ließ, so daß Molly sich losreißen und noch einen Schuß in Richtung Eßzimmer abgeben konnte, als wir uns schon zur Flucht umgewandt hatten. Meine Dame ist ein guter Schütze, und sie hatte nicht vor, jemanden zu verletzen; sie läßt ausrichten, daß es lediglich als Kommentar zur Moral der armen Madeline gemeint gewesen sei und daß sie es jederzeit wieder tun würde.
    Ich habe meinen guten Grund dafür, daß ich diese unwichtigen, ja geradezu lächerlichen abschließenden Ereignisse hier noch beschreibe, und das Motiv ist dasselbe, mit dem ich diesen Brief begonnen habe. Niemand soll denken, wir hätten uns in größter Tragik unter dem finsteren Murmeln der Götter davongeschlichen. Niemand soll denken, die Natur habe ihren Atem angehalten, als dies Gelichter sich fortstahl. Denn ich könnte mir vorstellen, Doktor – ich könnte es mir gut vorstellen –, daß Sie, um Knowles ein Geständnis zu entlocken, ihm eine weit verworfenere Molly vorgaukeln mußten, als es sie in Wirklichkeit je gab.
    Sie ist nicht verschlagen; sie ist sogar das Gegenteil davon. Ihr kleiner Hexenkult war nicht das Werk eines verkommenen Verstandes, der sich daran delektieren wollte, wie er andere korrumpiert; sie ist das Gegenteil einer solch eiskalten, berechnenden Seele, und das wissen Sie genau. Was sie getan hat, hat sie getan, weil es ihr Spaß machte. Und ich würde vermuten, daß es ihr auch weiterhin Spaß machen wird. Es hinzustellen, als habe sie Victoria Daly ermordet, ist absurd, und was den Tod jener Frau in Tunbridge Wells angeht, sind die Ergebnisse Ihrer Ermittlungen so vage geblieben, daß Sie niemanden dafür verantwortlich machen können. Daß sie viel von den niederen Sphären in sich hat, gebe ich zu, und das gilt ja auch für mich; aber was haben Sie ihr sonst vorzuwerfen? Als wir beide aus Kent und aus England verschwanden, da schloß sich hinter uns – das habe ich versucht Ihnen klarzumachen – nicht der Vorhang eines mittelalterlichen Moralitätenspiels. Es hatte eher etwas von einem ganz gewöhnlichen Familienausflug an die See, bei dem der Vater sich im Trubel nicht mehr
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