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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)
Autoren: Akif Pirincci
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um Wiedergutmachung, die mörderischen Kämpfe um die zweite Lebenschance und die Unmöglichkeit, frühere Fehler durch Tricks auszumerzen sind nichts weiter als irgendwelche Chimären, letzte verdrehte Impulse, die durch sein täglich immer we iter sterbendes Hirn schwingen.
    DIE DAMALSTÜR ist ein Kammerspiel, war auch als ein solches von vornherein angelegt (selbst die Verfilmung acht Jahre später schafft es nicht, dieses Konzept so richtig zu unterlaufen). Es gibt soweit ich mich erinnern kann nur drei kurze Außenszenen. Alles spielt sich in dem immer bedrohlicher werdenden Gründerzeitaltbau ab. Alfred und Ida sind Gefangene dieses Hauses, und auch ihre Nachbarn sind Gefangene, ein jeder auf seine Art. Genau das hat mir beim Schreiben besonderes Vergnügen bereitet: Dass ein Ort von den Menschen, die in ihm leben, unbemerkt und schleichend, aber immer eindringlicher Besitz ergreift, sie vor der Außenwelt nach und nach abschottet und schließlich gänzlich davon ausschließt. DIE DAMALSTÜR ist jedoch auch ein zutiefst trauriges Requiem auf einen Mann, der ständig mit der Frage beschäftigt ist: Was mache ich bloß, wenn ich tot bin? Es geht darin um religiöse Erlösungsphantasien und um das Diesseits als die wahre Hölle. Zwar bekommt Seichtem am Ende seine Erlösung, aber erst als sein Sohn ihm den Weg weist. Um ein Haar wäre der Vollidiot aufs Neue durch die Tür gegangen und hätte sein Seelenheil riskiert.
    Bereits während des Schreibens nahm ich mit einigen Filmregisseuren Kontakt auf, weil ich der felsenfesten Überzeugung war, dass der Stoff sich hervorragend fürs Kino eignen würde. Diese zeigten sich zwar anfangs sehr interessiert, ließen jedoch nach ein paar Telefonaten nicht mehr von sich hören. So schminkte ich mir das Vorhaben relativ schnell ab und verfolgte es auch nicht mehr weiter, als das Buch schon veröffentlich war. Dann die Überraschung: Im Februar 2005 bekam ich von meinem Verlag eine Mail, die mich darüber in Kenntnis setzte, das die Produktionsfirma WÜSTE FILM die Filmlizenzen für DIE DAMALSTÜR optioniert hätte. Was für einen Branchenfremden vielleicht nach einer sensationellen Nachricht klingen mag, haute mich nicht gerade vom Hocker. Viele meiner Bücher, DER RUMPF sogar mehrmals, wurden schon für eine Kinoauswertung optioniert, ohne dass dabei etwas Konkretes herausgekommen wäre. Die Filmerei ist nun einmal eine sehr kostspielige Angelegenheit, und die Verantwortlichen überlegen sich nicht nur zwei-, sondern zweihundertmal, bevor sie Gelder für ein Projekt fließen lassen. Aber anscheinend lief es in diesem Fall wie durch ein Wunder - Wunder deshalb, weil Mystery oder Horror nicht gerade zur Domäne deutscher Filmkünstler gehören - alles wie am Schnürchen. 2006 erhielt ich schon das Drehbuch, das ein gewisser Jan Berger verfasst hatte. Der gute Mann hatte an der Geschichte immens viel rumgeschraubt, einiges dazu erfunden und sich einen vollkommen neuen Schluss einfallen lassen. Vor allen Dingen hatte er die Storyfundamente stark verschoben, und zwar, wie ich gestehen musste, meisterlich in die richtige Richtung. Der Tod des Kindes stand nun im Mittelpunkt der Handlung. Im Roman besitzt Alfreds und Idas Gier nach dem verlorengegangenen Reichtum ein ebenso starkes dramaturgisches Gewicht wie dieser Aspekt. Die deprimierende Gegenwart war im Winter angesiedelt, die glückliche Vergangenheit dagegen im Sommer. Mist, warum war ich nicht selbst darauf gekommen? Der Hauptunterschied zum Original bestand jedoch darin, dass die »Film-Tür« sozusagen ein verstörendes Familiendrama darstellte, wogegen die »Buch-Tür« Seichtems Dilemma bei Weitem düsterer, morbider und brutaler in den Vordergrund rückte. Außerdem war das Milieu von der Oberschicht, wo ein Scheitern sich ungleich katastrophaler auswirkt, in die Mittelschicht verlagert worden, um eine intensivere Identifikation des Zuschauers mit den Figuren zu ermöglichen. Summa summarum fühlte ich mich nach dem Lesen des Drehbuchs etwa so, als hätte man mich einer komplizierten Operation unterzogen, dabei sämtliche Glieder vom Rumpf abgetrennt und dann wieder an den unmöglichsten Stellen wieder angenäht. Alle wichtigen Details waren noch da, aber eben nicht an den Stellen, wo sie hätten sein sollten. Eine Erfahrung, die viele Romanciers durchleiden, deren Werke verfilmt werden. Dennoch hatte Jan Berger eine tolle Arbeit abgeliefert.
    Was nicht hieß, dass ich an eine Verfilmung tatsächlich glaubte. Wie
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