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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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meine Enkel sein, sondern auch die des großen Herzogs von Sachsen und Bayern, von Heinrich dem Löwen.«

    Das Abendlicht fiel durch die teuren Glasfenster in den Raum und malte bunte Flecken auf den gescheuerten Dielenboden. Die alte Frau saß aufrecht in ihrem bequemen Lehnstuhl; erwartungsvoll richtete sich ihr Blick auf ihre Tochter.
    Methildis schwieg lange. Dann erhob sie sich und trat auf ihre Mutter zu. Sie lächelte sie liebevoll an, griff die Büchse mit der schmerzstillenden Salbe und rieb Sophia behutsam die empfindlichen Gelenke ein. Dann kniete sie vor ihr nieder und nahm ihre Hände.
    »Mutter, ich danke dir für dein Vertrauen. Ich habe alles gewissenhaft aufgezeichnet, was du mir gesagt hast, aber nicht, weil ich davon Gebrauch machen möchte, sondern nur, weil du es so wolltest. Bis auf das, was du mir heute anvertraut hast, das werde ich nicht aufschreiben, das bleibt unser Geheimnis. Mutter, du brauchst keinen Ehemann
für mich zu suchen. Ich habe mich schon vor längerer Zeit entschlossen, mein Leben dem Dienst Gottes zu weihen. Ich bin mir mit meinen Geschwistern einig, daß ich mich um dich kümmern werde, solange du atmest. Wenn du meiner Fürsorge eines Tages nicht mehr bedarfst, werde ich zu den Ursulinen gehen.«
    Sophia richtete sich jäh auf und starrte ihre Tochter entgeistert an. »Aber warum, Methildis, warum? Du könntest doch ein solch schönes Leben haben, so wie ich es auch hatte. Du sollst dich nicht in ein Kloster vergraben und dort verblühen. Oh weh, Methildis, willst du damit etwa für meine Sünde büßen, die ich niemals bereut habe?«
    Methildis erhob sich, strich die schwarzen Locken hinter die Ohren und sah mit liebevollem Spott auf die entrüstete Mutter herab.
     
    »Ich habe dir nun monatelang zugehört, wie du über dein Leben berichtet hast, Mutter, und es hat mich sehr beschäftigt. Ich weiß, welcher rote Faden sich durch dein Leben zieht: Es ist der Versuch, nicht der Macht der Männer zu unterliegen. In diesem Sinne hast du auch unermüdlich auf deine Töchter eingewirkt. Und wie erfolgreich du damit bist! Ohne meine Schwester Margarete trifft ihr Gatte Constantin Crop keine wichtige Entscheidung, und ebenso ist es bei deiner Tochter Sophia und ihrem Mann Waldeverus. Ganz zu schweigen von Blithildis, die du so liebevoll dein Feuerteufelchen nennst; sie ist ganz eindeutig diejenige, die in ihrem Haus das Sagen hat. Ja, deine Töchter dürften deinen strengen Ansprüchen voll und ganz genügen.
    Aber für mich, Mutter, spielt das gar keine Rolle. Der Macht Gottes kann und will ich mich gerne fügen, und sonst werde ich mit Männern wenig zu tun haben. Laß es mich einmal ganz freiheraus sagen: Du, liebe Mutter, hast deine Jugend, deinen Mann und deine Gesundheit verloren, und
weil dir das nicht gefällt, soll ich jetzt dein Leben an deiner Stelle weiterführen. Da ich aber von dir erzogen wurde, kann ich meine eigenen Entschlüsse fassen und auch durchsetzen. Darum höre, Mutter: Ich werde keine große Kauffrau, keine Ehefrau, die ihren Mann lenkt, wenn er das zuläßt, und auch nicht die Mutter von Herzog Heinrichs Enkeln. Und glaube nur nicht, daß ich das wollte, um etwa für dich zu büßen - falls das nötig sein sollte, mußt du das schon selbst erledigen. Sondern, weil ich mein Leben selbst wähle. Es kann nicht immer alles nur nach deinem Kopf gehen.
     
    Nun schlaf gut, Mutter. Ich liebe dich. Morgen bin ich wieder bei dir, und alle anderen Tage deines Lebens auch.«

Die wichtigsten Personen der Handlung
     
     
    Alle historischen Personen sind mit einem * gekennzeichnet.
    *Sophia, geboren 1150 als einzige Tochter
des Kölner Handelsherrn Gunther und seiner
Frau Hadewigis,
sie heiratet 1169 *Gottschalk Overstolz,
geboren 1145,
Sohn des Kölner Tuchkaufmanns *Regenzo
und seiner Frau *Godelive
    Ihre Kinder:
    1. die Drillinge Regenzo, geboren 1170
    2. *Gunther, geboren 1170
    3. *Richolf, geboren 1170
    4. *Gerhard, geboren 1172
    5. *Blithildis, geboren 1174
    6. *Henrich, geboren 1177
    7. *Gottschalk, geboren 1180
    8. *Margaretha, geboren 1186
    9. *Sophia, geboren 1190
    10. *Methildis, geboren 1192

     
    Sophias Eltern:
    *Gunther, jüngerer Sohn des Kaufmanns
Eckebrecht, geboren 1114
verheiratet seit 1140 mit *Hadewigis von
Lechenich, geboren 1110
Witwe des Kaufmanns Bertram
(ihr Sohn aus erster Ehe: Hildebrand,
geboren 1133, gestorben 1162)
     
    Sophias Großvater:
    *Eckebrecht, Kaufmann in Köln, geboren
1086, Großvater von Sophia
Sohn des jüdischen
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