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Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission
Autoren: Clive Cussler
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stürmten sie durch die Straßen. Die ohnmächtige Wut, die nach zehn Wochen langen, unentwegten Kampfes, bei dem viele ihrer Gefährten der Tod ereilt hatte, in ihrer Brust brannte, schlug in Blutgier und wilde Barbarei um. Niemand war vor ihren Spießen und Schwertern sicher. Um sich hauend und stechend brachen sie in die Häuser ein, töteten die Männer, raubten die Wertsachen und verschleppten die Frauen und Kinder, um hernach alles in Flammen zu stecken.
    Die schöne Kassandra flüchtete in den Tempel, wo sie sich im Schutz der Wachen sicher wähnte. Doch Ajax, einer der großen Krieger der Achäer, ließ sich dadurch nicht beirren. Er schändete Kassandra zu Füßen des Standbilds der Göttin. Später sollte er sich, von Reue geplagt, in sein Schwert stürzen.
    Die Krieger von Ilion konnten dem grimmen Feind nicht widerstehen. Verwirrt und benommen, trunken vom Wein, torkelten sie aus ihren Betten. Doch ihre Gegenwehr war zu schwach, sie wurden erschlagen, wo immer sie Widerstand leisteten. Nichts konnte die Eindringlinge aufhalten, niemand das Verhängnis verhindern, das über die Stadt hereinbrach. Bald schon flossen Ströme von Blut durch die Straßen. Die Dardaner fochten und fielen, und zumeist starben sie eines elenden Todes. Viele, die in den letzten Atemzügen lagen, mussten noch mit ansehen, wie ihre Häuser in Flammen aufgingen und ihre Angehörigen von den Siegern verschleppt wurden, mussten sich die Schreie ihrer Frauen, das Weinen ihrer Kinder anhören, ehe es im Geheul der Hunde unterging, die zu tausenden durch die Stadt streiften.
    König Priamos wurde mitsamt seinem Gefolge und seiner Leibwache erbarmungslos niedergemetzelt. Hekabe, seine Frau, wurde in die Sklaverei entführt. Die Achäer plünderten den Palast, rissen das Gold von Säulen und Decken, schleiften die Wandbehänge und die vergoldeten Möbel davon und steckten die einstmals so prachtvollen Gemächer in Flammen.
    Blut troff von den Schwertern und Speeren eines jeden Achäers, die sich wie ein wild gewordenes Wolfsrudel inmitten einer Herde von Schafen gebärdeten. Selbst alte Männer und Frauen, die vor Angst erstarrt oder zu gebrechlich waren, um zu fliehen, wurden nicht verschont.
    Die letzten Heldenkrieger der Dardaner wurden einer nach dem andern erschlagen, bis niemand mehr die Lanze wider die blutrünstigen Achäer erheben konnte. Ihre Leiber verbrannten in den Häusern der Stadt, dort, wo sie gefallen waren, als sie ihre Habe und das Leben ihrer Liebsten verteidigen wollten.
    Die Bundesgenossen der Dardaner – die Thraker, die Lykier, die Kikonen und die Myser – setzten sich tapfer zur Wehr, doch auch sie wurden rasch überwältigt. Die Amazonen, stolze Kriegerinnen, die im Heer von Ilion fochten, kämpften bis zum bitteren Ende und töteten viele Eindringlinge, bis sie vom übermächtigen Feind erschlagen wurden.
    Jedes Haus, jede Hütte in der Stadt stand jetzt in hellen Flammen, und der Feuerschein färbte den Himmel, doch das hemmungslose Morden und Plündern der Achäer ging weiter. Es war, als wollte der Schrecken nie ein Ende nehmen.
    Erst als die Achäer des blutigen Tobens müde wurden, verließen sie die brennende Stadt, schleppten ihr Diebesgut davon und trieben die menschliche Beute zu ihren Schiffen. Die gefangenen Frauen, außer sich vor Trauer um ihre hingemordeten Männer, weinten bitterlich, als sie samt ihren verängstigten Kindern weggeführt wurden, wussten sie doch, welch schlimmes Los sie als Sklaven im fernen Achäerland erwartete. In dem grausamen Zeitalter, in dem sie lebten, war dies so Brauch, und obwohl ihnen davor graute, würden sie sich irgendwann mit ihrem Schicksal abfinden. Manche wurden später von ihren Häschern zum Weib genommen, gebaren ihnen Kinder und führten ein langes, erfülltes Leben. Andere hingegen, die misshandelt und geschändet wurden, starben eines frühen Todes. Nirgendwo ist aufgezeichnet, was aus den Kindern wurde.
    Das Grauen, das die abziehende Heerschar hinterließ, war indes noch lange nicht vorüber. Viele, die nicht durch das Schwert umgekommen waren, starben den Flammentod, als die lodernden Dächer einbrachen und ihnen den Fluchtweg aus den brennenden Häusern versperrten. Weithin leuchtete die orange-rote Feuerglut, aus der tanzende Funken und Ascheflocken bis zu den Wolken emporwirbelten, die von der See her über die unselige Stadt zogen. Sie kündete von einer Gräueltat, wie sie im Lauf der Jahrhunderte noch oftmals begangen wurde.
    Nur wenige hundert
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