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Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission
Autoren: Clive Cussler
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dicht bewaldeten Inseln vorüber, auf die ein beständiger warmer Regen fiel. Die Inseln wurden von einer Menschenrasse bewohnt, die sich Kyklopen nannte, träge Tölpel, die große Schaf- und Ziegenherden weideten.
    Ich nahm einen Trupp Männer mit und suchte nach Nahrung. An einer Bergflanke stießen wir auf eine Höhle, die als Stallung diente, mit einem Gatter versperrt, damit das Vieh nicht fliehen konnte. Wir wollten dieses Geschenk der Götter dankbar annehmen und banden etliche Schafe und Ziegen zusammen, um sie zu den Schiffen zu treiben. Mit einem Mal hörten wir schwere Schritte, und bald darauf füllte ein Hüne von Mann den Höhleneingang. Er trat ein, wälzte einen mächtigen Felsblock vor die Öffnung und nahm sich dann seiner Herde an. Wir aber verbargen uns im Dunkel und wagten kaum zu atmen.
    Nach einiger Zeit fachte er die schwelende Glut in der Feuergrube an und bemerkte uns, wie wir uns an die hinterste Wand der Grotte drängten. Niemand hat ein hässlicheres Gesicht als der Kyklop, der nur ein rundes, nachtdunkles Auge besaß. ›Wer seid ihr?‹, herrschte er uns an. ›Warum seid ihr in mein Heim eingedrungen?‹
    ›Wir sind keine Eindringlinge‹, gab ich ihm zur Antwort. ›Wir kamen in unseren Booten an Land, um unsere Fässer mit Wasser zu füllen.‹
    ›Meine Schafe wolltet ihr stehlen‹, dröhnte der Riese. ›Ich werde meine Freunde und Nachbarn rufen. Bald werden hunderte kommen, worauf wir euch allesamt kochen und verzehren werden.‹
    Obgleich wir achäische Krieger waren, die in einem langen und harten Krieg gefochten hatten, wussten wir doch, dass wir gegen ihre Überzahl nicht bestehen konnten. Ich nahm einen langen Balken vom Gatter eines Schafpferchs und schnitzte ihn mit meinem Schwert spitz zu. Dann bot ich ihm einen aus Ziegenhaut gegerbten Trinkschlauch voll süßen Weines an und sagte: ›Hier, Kyklop, trink den Wein, den ich dir schenke, damit du uns am Leben lässt.‹
    ›Wie heißt du?‹, wollte er von mir wissen.
    ›
Niemand
rufen mich mein Vater und meine Mutter.‹
    ›Was für ein unsinniger Name ist das?‹ Wortlos leerte das scheußliche Ungetüm den Weinschlauch, lehnte sich an die Wand und fiel in trunkenen Schlaf.
    Ich aber ergriff den langen Balken, rannte zu dem schlafenden Riesen und stieß die scharfe Spitze in sein einziges Auge.
    Vor Schmerz brüllend torkelte er nach draußen, zog den Pfahl aus seinem Auge und rief um Hilfe. Die Kyklopen, die im Umkreis in Höhlen hausten, vernahmen sein Geschrei und riefen: ›Will dich einer töten?‹
    ›Freunde,
Niemand
will mich mit List und Stärke ermorden‹, schrie er zurück.
    Sie meinten, er wäre dem Wahnsinn verfallen, und schliefen weiter. Wir aber rannten zu unseren Schiffen, von wo aus ich den blinden Riesen mit höhnischen Worten schmähte.
    ›Hab Dank, du törichter Kyklop, für die Schafe, die du uns gabst. Und wenn deine Freunde dich fragen, wer dir das Augenlicht raubte, so berichte ihnen, dass es Odysseus war, der König von Ithaka, der dich überlistet hat.‹«
    »Bist du danach schiffbrüchig geworden, bevor du hier, auf der Insel der Phäaken, gelandet bist?«, fragte der gütige König.
    Odysseus schüttelte den Kopf. »Erst viele Monate später.« Er trank einen Schluck Wein, ehe er fortfuhr. »Nachdem wir von Wind und Strömung weit gen Westen getragen wurden, stießen wir auf Land und warfen vor der Insel Äolia die Anker aus. Dort lebte der gütige König Äolos, der Sohn des Hippotes, des Lieblings der Götter. Er hatte sechs Töchter und sechs stattliche Söhne, deswegen musste er Söhne und Töchter miteinander vermählen. Sie lebten alle zusammen im Palast, wo er mit ihnen und seiner Gattin alle Tage ein Fest feierte und sich jedem erdenklichen Wohlleben hingab.
    Vom gütigen König mit Vorräten versorgt, segelten wir los. Aber bald schon gerieten wir in raue See. Erst am siebten Tag, als sich die Gewässer beruhigt hatten, erreichten wir den Hafen einer turmreichen Stadt. Telepylos hieß sie und war der Sitz der Lästrygonen. Meine Flotte steuerte durch die schmale Einfahrt zwischen zwei felsigen Landzungen und warf die Anker aus. Dankbar darum, dass wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, erkundeten wir das Land und begegneten einer Jungfrau, die Wasser schöpfte.
    Als wir sie fragten, wer ihr König sei, wies sie uns den Weg zum Haus ihres Vaters. Doch als wir dort eintrafen, stellten wir fest, dass seine Frau eine gewaltige Riesin war, groß wie ein mächtiger
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