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Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)

Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)

Titel: Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
Autoren: Jeamy Lee
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Ich mochte ihn doch. Warum konnte ich nicht einfach in seine Arme gleiten und ihm mein Herz ausschütten? Was hinderte mich daran?«
    »Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Eigentlich verstehe ich mich nicht mehr, seit ich denken kann. Wovor habe ich Angst? Vor einer weiteren Enttäuschung?«
    »Blödsinn. Ich habe vor nichts Angst. Im Gegenteil. Mir sind überängstliche Frauen zuwider.«
    Warum zeigte ich jedem diese unerbittliche Härte? War ich wirklich schon zum vollkommenen Eisblock erstarrt? Waren es meine Eltern, die mich zu dem gemacht hatten, was ich zu sein schien?
    Schatten der Vergangenheit tauchten über der schneebedeckten Landschaft auf.
    Ich wusste, sie hatten sich, nachdem meine Schwester geboren war, sehnlichst einen Sohn gewünscht. Wie groß muss wohl die Enttäuschung gewesen sein, als ich dann das Licht der Welt erblickte.
    Besonders mein Vater ließ mich spüren, dass ich nicht sein erhoffter Sohn geworden war. Es waren nur Nadelspitzen feine Stiche ins Herz, Kleinigkeiten eigentlich, aber sie hinterließen tiefe Wunden.
    Wenn er beispielsweise sagte: »Hätte ich einen Sohn, könnten wir zusammen einen hochseetauglichen Wellengleiter bauen oder auf einem der umliegenden Berge eine Blockhütte hinstellen.«
    »Zum Teufel damit. Als ob nur die Söhne dieser Welt dazu taugen würden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine jede Frau in der Lage war, jedem Mann die Stirn zu bieten, wenn sie es nur wollte.«
    Wenn ich dann weinte und mein Vater mir wieder diesen »mein Sohn hätte das nicht getan« Blick schenkte, unterdrückte ich meine Tränen.
    Kein Wunder, dass Männer viel eher zu absonderlichen Grausamkeiten fähig waren, werden sie doch von klein auf darin geschult, ihre Emotionen zu negieren. Warum durften sie nicht weinen, wenn ihnen danach ist?
    Ich verstand es damals nicht und noch weniger verstehe ich es heute.
    Bald beherrschte ich meine Gefühle perfekt und war in der Lage, sie jederzeit in einem vergessenen Winkel meiner Seele einzusperren. Trotzdem konnte ich meinen Eltern nie den Sohn ersetzen, den sie sich gewünscht hatten.
    Nachdem ich jahrelang in der Rolle ihres Sohnes gelebt hatte, vergaß ich beinahe, dass ich eigentlich eine Frau war. Ich war zum Eisberg mutiert und der jahrelange Dienst im Flottenkommando hatte auch nicht gerade dazu beigetragen, dass ich wieder auftaute. Ich war eben zum Einzelgänger-Dasein verdammt.
    »Nein, nein, du hast dich selbst zu dem gemacht, was du jetzt bist.«
    War ich wirklich das Ungeheuer, das ich mir einzureden versuchte? Machte mir der Tod meines Mannes immer noch zu schaffen?
    »Es ist Jahre her, seit er ..., wie viele? Sechs, sieben ...«
    Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Überhaupt wusste ich nicht einmal mehr, wie er aussah. Nebelhafte Bilder tauchten in der Dunkelheit auf.
    Er war der einzige Mensch gewesen, dem ich vertraute, von dem ich annahm, dass er mich verstand, mich so akzeptierte, wie ich war.
    Ich sah sein bleiches Gesicht vor mir. Seine blauen Augen strahlten mit den Sternen um die Wette.
    »War er das?«
    »Nein! Er ist es!«
    Er öffnete den Mund als wollte er mir sagen: »Komm in meine Arme und bleib’ bei mir. Ich liebe dich«.
    Tränen strömten, Sturzbächen gleich, über mein Gesicht. Ich hatte vergeblich versucht, sie zurückzuhalten. Nach Jahren der Kälte, endlich die erlösenden Tränen. Er hatte es geschafft, die unüberwindlich scheinende Mauer, die mein Herz gefangen hielt, zu durchbrechen. Ich konnte wieder weinen.
    Ich musste zu ihm, musste ihn um Verzeihung bitten, ihn anflehen, mich in seine Arme zu nehmen und nie wieder loszulassen. Ich stürmte in den Gleiter und flog in Richtung Tibira. Meine Gedanken irrten ziellos im Kopf umher und fanden keinen Halt.
    Ich versuchte sie zu ordnen und nach und nach gelang es mir. Ich wurde wieder ruhiger und nach einigen Minuten fragte ich mich, was mich so aufgewühlt hatte.
    »Ein Mann? Die Zeiten sind vorbei, gestorben mit dem Tod meines Liebsten. Die Kälte dort oben hatte mir wohl kurz mein Hirn eingefroren.«
    Die Lichter der Stadt tauchten vor mir auf und kurze Zeit später landete der Gleiter vor meinem Haus. Ich ging hinein, trank einen heißen Tee, um mich wieder etwas aufzuwärmen und legte mich ins Bett. Obwohl im Zimmer die gleiche Temperatur herrschte, wie an jedem Abend, war mir trotzdem entsetzlich kalt.
    »Hoffentlich werde ich nicht krank«, dachte sie noch und fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem sie von zum Leben erwachten Eisbergen
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