Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
und sie stützte die Hände auf den Oberschenkeln auf und atmete tief durch. Keine Wiese, kein Teich … Der Vogel saß einfach nur da. Sie blickte auf, um ihn wütend anzufunkeln, und merkte dann, dass er auf dem Giebel einer Hütte saß. Einer gut instand gehaltenen Hütte.
Die Lichtung um die Holzhütte herum sah aufgeräumt aus, kein Unkraut wuchs dort, keine Steine lagen herum. Ein kleines umgegrabenes Feld – vielleicht ein Garten – lag auf einer Seite. Das bedeutete, drinnenmusste es Wasser und Nahrung geben.
Mit einem Jubelschrei rannte sie auf die Tür zu und befürchtete schon, sie wäre verschlossen. Aber sie würde auch eine Scheibe einschlagen, wenn es notwendig war. Sie klopfte an die Tür, doch niemand bat sie hinein. Nachdem sie die Regeln der Etikette eingehalten hatte, drehte sie den Knauf, der sich Gott sei Dank leicht bewegen ließ. Sie öffnete die Tür.
Der Duft von Getreide und Zimt erfüllte die Luft. Dort auf dem Herd stand ein großer Topf Haferbrei. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich. Essen. Essen. Sie griff nach der Kelle und begann, direkt daraus zu schlürfen. Genervt davon, wie ungeschickt sie sich damit anstellte, warf sie die Kelle auf die Anrichte und schaufelte mit den Händen aus dem großen Topf, wie ein Tier. Ihre Mutter wäre entsetzt.
Aber andererseits hatte ihre Mutter gewollt, dass sie überlebte. Dass sie lebte.
Ihr leerer Magen protestierte gegen die plötzliche Mahlzeit, und sie zwang sich, langsamer zu essen. Breena wollte sich nicht übergeben müssen. Auf dem Tisch stand ein Krug. Es war ihr egal, was darin war, selbst Brombeersaft würde sie trinken. Sie setzte den Ausgießer an ihre Lippen und ließ den süßen Geschmack von Limonade in ihren Mund und ihre Kehle hinablaufen.
Trotz ihrer Bemühungen, langsam zu essen und zu trinken, wurde ihr schlecht, und sie fing an zu zittern. Sie machte einen Schritt nach links, ohne hinzusehen, und stolperte ungelenk auf einen Stuhl. Mit einem lautenKnacken gaben die Beine nach, und der Stuhl zerbrach. Sie landete auf dem Boden.
Breena fing an zu lachen. Tränen traten ihr in die Augenwinkel und liefen die Wangen hinab. Sie hatte eine Hütte gefunden, und trotzdem stolperte sie immer noch auf dem Boden herum. Niemand würde glauben, dass sie eine Prinzessin war, wenn ihr Haferschleim an den Händen klebte, der langsam trocknete, und Limonade vom Kinn tropfte.
Die Übelkeit verging, und stattdessen empfand sie eine entsetzliche Müdigkeit. Breena hatte dieser Familie bereits eine Mahlzeit weggegessen und ihre Möbel zerstört, aber sie fühlte sich jetzt nur noch dazu in der Lage, sich hinzulegen und die Augen zu schließen. Sie entdeckte eine offene Tür, die in ein weiteres Zimmer der Hütte führte. Sie schöpfte neue Hoffnung, vielleicht wartete dort ein Bett auf sie. Mit einer letzten Kraftanstrengung kroch sie über den Holzboden und war begeistert, nicht nur eines, sondern drei Betten vorzufinden. Keines war so prächtig und reich verziert wie das massive Holzbett in ihrem Turmzimmer in Elden. Keine schweren Vorhänge hingen über das Kopfende hinab, und keines der Betten war von Bergen flauschiger Kissen in leuchtenden Farben bedeckt, aber sie waren flach, sauber, und sie sahen bequem aus. Natürlich würde jedes Bett bequem aussehen, nachdem sie tage… oder gar wochenlang auf dem harten kalten Boden geschlafen hatte. Ihre Wahrnehmung war verzerrt. Sie konnte nicht mehr beurteilen, was wirklich war.
Was sie brauchte, war Schlaf. Sie sollte den Bewohnern der Hütte irgendeine Nachricht hinterlassen, aber die Augen fielen ihr bereits zu. Die Mischung aus Angst, Hunger, Schwäche und Orientierungslosigkeit verzehrte schließlich, was von ihrer Kraft noch geblieben war. Breena ließ sich auf das größte der Betten fallen und war sogar zu müde, um sich zuzudecken.
Zu müde, um zu versuchen, im Traum ihren Krieger zu treffen.
Es war gut, dass sie nicht auf der Jagd waren, denn die lauten Stimmen seiner Brüder hätten jedes Wild vertrieben. Osborn sah sich nach Bernt um. In einem Jahr würden sie sich auf Augenhöhe begegnen. Torben war nicht viel kleiner.
Wären sie noch in ihrer Heimat und wäre er ein guter großer Bruder, hätte Bernt bereits seine Kräfte als Krieger bei der Bärenjagd getestet. Osborn wurde von einer Welle von Schuldgefühlen erfasst. Er hätte seinen Bruder besser vorbereiten müssen, hätte ihn bei den Riten anleiten müssen, die ihn vor seinem Volk zum Mann machten. Vor dem ganzen
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