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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Jungtieren - allerdings keine Babys -, und Gemma war froh, dass sie so gemischt war und fast alle Elemente ihrer Gesellschaft vertreten waren. Die Wanderer waren ein echter Clan.
    Die Meyrkats schwiegen jetzt, und Gemma versuchte, die passenden Worte zu finden, eine Ansprache, mit der sie sich bei ihnen für ihre Hilfe und das Vertrauen bedanken konnte. Dann brach der gesamte Clan plötzlich in Gesang aus. Sie hatte den Grund für ihr Schweigen falsch eingeschätzt. Sie warteten nicht darauf, dass sie etwas sagte, sondern hatten nur Atem geholt.
    Zwei Gesänge erschallten und trafen im Wettstreit aufeinander, als der Clan sich spaltete. Für die meisten menschlichen Ohren wäre es vermutlich unerträglich gewesen, für Gemma klang es jedoch wundervoll. Teils war es Abschied, teils ein Schlachtruf, teils fröhlicher Überschwang. Sie hätte ihre gemischten Gefühle an diesem Morgen mit Worten nicht treffender ausdrücken können.
    Wie kommt es, dass diese kleinen Geschöpfe mich so berühren? überlegte sie, dann fiel ihr die gefühlsmäßige Bindung von Zauberern zu ihren Vertrauten ein. Das führte zu einer weiteren Überlegung. Cai, ihr langjähriger Freund und Mentor, war Zauberer gewesen, auch wenn er diesen Titel mittlerweile, da die Magie gestorben war, ablehnte. Gemma wusste, dass dies nicht stimmte, aber vielleicht hatte es sich sogar noch mehr verändert, als sie annahm. War sie vielleicht selber Zauberin?
    Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie diesen Gedanken als absurd verworfen, doch jetzt war sie nicht mehr sicher. Sie verfügte zwar nicht über die Machtmittel der alten Zauberer, dafür aber über verborgene magische Fähigkeiten. Ich wünschte, Cai wäre jetzt hier. Vielleicht könnte er es mir erklären.
    Bei mehr als einer Gelegenheit nach ihrer Landung auf dem Südkontinent hatte sie Cais Gegenwart gespürt und sich mit ihm unterhalten können - trotz der großen Entfernung zwischen ihnen. Er war zwar besorgt gewesen, hatte ihr aber trotzdem helfen können und sie schließlich doch verlassen. Im Augenblick spürte Gemma keinerlei Verbindung, aber sie hoffte darauf, dass der Kontakt eines Tages wiederhergestellt werden könnte. Von allen, die sie auf diesem weit entfernten Nordkontinent hatte zurücklassen müssen, vermisste sie ihn am meisten.
    Sie wurde grob aus ihren Gedanken gerissen, als die Meyrkats plötzlich um ihre Füße sprangen und ihr Gesang zu einer verwirrenden Mischung aus Rufen und Gedankenübertragungen wurde. Die Reise begann.
    Auf Wiedersehen! rief sie denen zu, die zurückblieben, und wurde bestürmt von ihren Abschiedsgrüßen und besten Wünschen. Mit einem Kloß in der Kehle winkte Gemma zum letzten Mal, dann machte sie kehrt und folgte den Wanderern hinaus in die weglose Wüste.
    Am ersten Tag kamen sie gut voran. Ein paar Regenschauer fielen, die ihre Gemüter erfrischten, aber die Temperatur blieb angenehm, und die ganze Gesellschaft war bei guter Laune. Nach einer Mittagspause, die die älteren Meyrkats zur Jagd benutzten, während die jüngeren sich zusammen mit Gemma ausruhen durften, setzten sie ihren Weg nach Südosten fort.
    Kurz vor Anbruch der Dämmerung machten sie an einer Stelle halt, wo Felsüberhänge über den steinernen Rinnen den Meyrkats vorübergehend einen Unterschlupf boten. Gemma schlug ihr Zelt ganz in der Nähe auf. Sie war zufrieden mit dem Verlauf des Tages. Sie vermochte zwar nicht einzuschätzen, wie weit sie vorangekommen waren, aber ihre Beine hatten die Anstrengung ohne allzu große Schmerzen überstanden, und sie besaß genug Proviant für mehrere Tage.
    In dieser Nacht träumte sie zum ersten Mal von Arden. Er lag eingebettet in Stein, unfähig, sich zu bewegen, hatte Schmerzen und war alleine in dieser fremden Finsternis. Selbst als sie vor Angst aus dem Schlaf hochschreckte, waren ihre Gedanken noch immer angefüllt von schrecklichen Bildern, und sie fand nicht die Ruhe, die sie so sehr gebraucht hätte.
    Am nächsten Tag entwickelte sich die Reise zu einem Alptraum.
5 . KAPITEL
    Die Morgendämmerung gab keinerlei Hinweis auf das, was ihnen bevorstand. Gemma war froh über den klaren Himmel und die leichte Brise, die die Dunkelheit aus ihren Träumen fortblies. Ihre Beine waren steif, doch das ließ nach der ersten Stunde Fußmarsch nach. Dann änderte sich die Atmosphäre des Tages. Eine Stille legte sich über die Wüste, die Luft wurde warm und feucht, und weit entfernt im Westen türmten sich unheilvolle Wolkenbänke auf.
    Gemma

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