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Die Traenen des Mangrovenbaums

Die Traenen des Mangrovenbaums

Titel: Die Traenen des Mangrovenbaums
Autoren: Anne de Witt
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Seiten angerempelt, gelangten sie endlich an Deck und in ihre Kabine.
    Max schloss die Tür hinter ihnen. »Gerettet!«, rief er lachend. »Es ist doch etwas ganz anderes, ein gewöhnlicher Passagier an Bord eines solchen Dampfers zu sein als der Schiffsarzt, dem alle ehrfürchtig Platz machen.« Mit einer fürsorglichen Geste nahm er ihr das vom Nebel durchfeuchtete Cape ab und legte es über einen Stuhl. Dann zog er sie in seine Arme und küsste zärtlich ihre Wange. »Du bereust es nicht, dass du dich für mich entschieden hast?«
    »Nein.« Sie schmiegte sich in die Geborgenheit seiner Umarmung. »Es war ja auch keine schnelle Entscheidung. Als wir das erste Mal miteinander essen waren, da dachte ich: Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich einen Mann wie Dr. Lutter wählen. Weißt du … ich habe Simeon sehr geliebt, auch später noch, als er so krank war. Aber ich habe mich auch immer nach einem Mann gesehnt, bei dem ich selber Ruhe finden konnte … der mich in die Arme nehmen würde und mir das Gefühl geben, dass er immer für mich da sein würde.«
    »Und jetzt hast du dieses Gefühl?«
    »Ja«, antwortete sie und erwiderte seinen Kuss.



Leseprobe aus dem Roman von
Philipp Andersen und Miriam Bach:
»Warte auf mich«, erschienen bei Pendo.
    Kapitel 1
    1.
    W arten. Ihr schien es, als bestünde ihr Leben seit Monaten nur noch aus Warten. Warten auf das nächste Treffen mit ihm, die wenigen gestohlenen Stunden oder Tage, die sie miteinander hatten. Warten auf die Telefonate, immer spät in der Nacht, wenn er ungestört sprechen konnte. Und schließlich warten darauf, dass sich alles eines Tages änderte. Ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, ob das jemals passieren würde.
    Doch sie wartete.
    Ausgerechnet sie, die immer Rastlose, der nie etwas schnell genug gehen konnte. Immer zack, zack, höher, schneller, weiter, gehetzt und ohne jede Geduld, heute hier, morgen dort. Und jetzt also das Warten, stunden-, tage-, wochenlang, das gesamte Leben abgestellt auf ein paar Momente, diese wenigen Augenblicke, wenn sie in seinen Armen lag.
    Aber es machte ihr nicht einmal etwas aus. Denn in Wahrheit hatte sie schon eine kleine Ewigkeit auf ihn gewartet, viele Jahre auf den einen, der ihren grenzenlosen Durst, ihren quälenden Hunger nach dem stillte, was sie lange nicht hatte benennen können. Mehr. Sie hatte nach dem »Mehr« gesucht und es in ihm gefunden.
    »Himmelfahrten« nannte er ihre gemeinsamen Fluchten, ihre heimlichen Treffen, bei denen nichts zählte außer ihren Gefühlen füreinander. Und es waren tatsächlich Himmelfahrten, Momente, in denen sie den Rest der Welt vergaßen.
    Aber kein Himmel ohne Hölle.
    Sie kannte ihn schon einige Jahre, nur flüchtig zwar, aber sie wusste, wer er war. Zwei- oder dreimal hatte sie ihn auf der Buchmesse gesehen, als sie eine Zeit lang im selben Verlag veröffentlichten. Einmal hatte er ihr sogar einen seiner Romane signiert, den sie zu Hause ungelesen ins Regal gestellt und dann vergessen hatte. Er war ein arrivierter Autor, seine Bücher in den Bestsellerlisten, in zwei Dutzend Sprachen übersetzt. Sie selbst war auch nicht unerfolgreich, doch weit unterhalb seiner Wahrnehmungsschwelle und außerdem in einem vollkommen anderen Genre tätig; während er über die Vergangenheit schrieb, zog sie es vor, sich mit der Gegenwart, mit dem Hier und Jetzt, zu beschäftigen.
    Sie mochte ihn nicht sonderlich. Arrogant und blasiert kam er ihr vor, ein selbstgerechter Schwätzer, der wie ein Pfau über die Messe stolzierte, immer umzingelt von Journalisten, Fans und Verehrerinnen. Es war wohl auch ein kleiner Stachel namens Neid, den sie in ihrer Brust verspürte, wenn dieselben Journalisten, die ihn zuvor in den Himmel gelobt hatten, ihr gegenüber eine gewisse Abfälligkeit an den Tag legten. Sie war noch ein halbes Kind gewesen, als sie ihren ersten Roman veröffentlicht hatte, und auch Jahre später musste sie darum kämpfen, dass sie als Schriftstellerin ernst genommen wurde. Und er war eben das Sinnbild dafür, der Sündenbock, auf den sie diese Ungerechtigkeit projizierte.
    Dann der Abend, der alles veränderte: ein Verlagsjubiläum in München, dreihundert geladene Gäste. Darunter sie, Miriam Bach. Und natürlich auch er, Philipp Andersen, der Star des historischen Romans. Sie entdeckte ihn bereits zu Beginn der Feier, wie er im vorderen Teil des Festsaals saß, wichtig schwadronierend mit den Großen und Einflussreichen der Branche. Nicht ohne
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