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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Autoren: Sarah Lark
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gegeben. Doortje allerdings sah nur die Trage, die zwei der Männer zwischen sich schleppten. Jemand lag darauf, zugedeckt mit Lizzies Schal.
    »Kevin!« Doortje rannte auf die Männer zu und stürzte sich auf die Trage. »Kevin …«
    Sie riss den Schal zur Seite – und starrte auf das Tauwerk, das die Männer ohne große Bemühungen, es aufzurollen, zum Transport auf die Trage geworfen hatten. Fassungslos sah sie sich um, aber sie erkannte Kevin nicht unter den Männern.
    »Doortje! O mein Gott, Doortje!«
    Kevins Stimme kam von oben – und Doortje bemerkte jetzt erst die beiden Pferde, die Michael mit zur Klippe genommen hatte. Kevin hockte im Sattel des einen und sah ziemlich mitgenommen aus. Sein Gesicht war voller Schrammen, einen Arm trug er in der Schlinge. Doortje lief auf das Pferd zu und umklammerte Kevins Bein.
    »Du bist am Leben, Kevin, du bist …«
    »Ich war gar nicht in Gefahr!«, behauptete Kevin, woraufhin die Männer um ihn herum in hysterisches Gelächter ausbrachen. Patrick und Michael führten die Pferde. Allein hätte Kevin kaum reiten können.
    »Er ist nur ungefähr zehn Meter tief in einen Dornbusch gefallen und hat sich möglicherweise das Bein gebrochen, an dem du gerade nicht hängst, Doortje«, erläuterte Atamarie. »Sonst würde er nämlich schreien, statt so dumme Bemerkungen zu machen. Vielleicht ist es aber auch nur verstaucht. Diese Hecken federn manches ab.«
    Kevin und Doortje hörten gar nicht auf sie. Michael konnte Kevin nur mühsam daran hindern, abzusteigen, um Doortje zu umarmen. Er beugte sich so weit wie möglich zu ihr hinunter,berührte mit seiner gesunden Hand ihr Haar und ihr Gesicht, als könnte er nicht glauben, sie tatsächlich wiederzusehen.
    »Ich hatte solche Angst um dich«, flüsterte er. »Als wir den Schal da unten sahen … und ich wäre schuld gewesen …«
    »Ich hätte nicht weglaufen sollen«, murmelte Doortje. »Dann wärest du nicht da runtergeklettert … Aber jetzt wäre ich beinahe schuld gewesen …«
    »Könnt ihr das nicht nachher besprechen?«, fragte Matariki. »Im Dorf vielleicht? Im Trockenen?« Es begann eben wieder zu regnen.
    Lizzie gab Doortje ihren Schal. »Hier hast du ihn wieder, aber das nächste Mal verlierst du ihn an besser zugänglichen Stellen! Michael, wir bringen Kevin direkt nach Hause … nichts gegen Hainga, aber vielleicht braucht er doch einen Arzt.«
    Kevin sah zweifelnd von ihr zu Doortje.
    »Mutter, vielleicht wäre es besser, wenn wir gleich nach Dunedin zurückführen. Oder bei den Ngai Tahu bleiben, bis Hainga das hier verbunden hat. Das Bein ist nicht gebrochen, keine Angst, das kommt bald wieder in Ordnung. Aber ich möchte nicht, dass Doortje und Juliet …«
    »Was ist denn nun eigentlich vorgefallen zwischen Doortje und Juliet?«, fragte Patrick.
    Doortje suchte Kevins Blick, der sah sie flehend an. Doortje kämpfte mit sich. Auch Patrick war betrogen worden. Musste er es nicht erfahren? Aber dann würde er Kevin vielleicht sein Leben lang hassen …
    »Nichts«, flüsterte Doortje. »Nichts, wir … wir haben nur gestritten. Sie … sie war ziemlich gemein zu mir.«
    Patrick nickte entschlossen. »Ich werde mich darum kümmern, dass das nicht mehr vorkommt, Doortje. Glaub mir, ich werde etwas tun. So geht es nicht weiter, sie kann nicht …«
    Doortje wollte etwas sagen, aber Lizzie schüttelte fast unmerklich den Kopf. Patrick würde früh genug erfahren, dass Juliet gegangen war.
    Tatsächlich wurde es dann Abend, bis alle nach Elizabeth Station zurückkehrten. Die Frauen im Maori-Dorf hatten gekocht und bewirteten die Mitglieder der Hilfsexpedition, nachdem sie diversen Reinigungsprozeduren unterworfen worden waren. Schließlich war ein tapu gebrochen worden, die Priester und Priesterinnen des Stammes mussten die Götter um Verzeihung bitten und wieder friedlich stimmen. Hainga war stundenlang damit beschäftigt, die Versorgung von Kevins Verletzungen blieb Lizzie und Doortje überlassen. Die Burin erwies sich dabei als erstaunlich geschickt.
    »Bei uns gibt es ja keine Ärzte«, erklärte sie auf Lizzies Nachfragen. »Wir Frauen machen alles selbst – und es ist nicht so, wie die Engländer sagen, dass uns alle Patienten sterben.« Dabei warf sie Kevin einen strengen Blick zu. Er erwiderte ihn liebevoll.
    »Du machst das sehr gut«, sagte er sanft.
    Schließlich wurde das ausgedehnte Essen zu einem Fest, die Musiker des Stammes spielten auf, Whiskeyflaschen und Bierkrüge kreisten, und
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