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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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ist aufgedunsen, der Rachen geschwollen. Sein Gesicht läuft blau an, offenbar bekommt er keine Luft mehr. Vergeblich versucht er, sich an den Mund zu fassen.
    »Dein Vater hat mich engagiert«, sage ich. Mein Schweiß hat sich mit dem Blut von meiner Kopfhaut und der unidentifizierbaren Flüssigkeit aus dem Glas vermischt. Ich reibe sie mir aus den Augen. Es brennt wie die Hölle. »Er fand, dass ich es dir und ihm schuldig wäre, dich zu suchen. Darum … hab ich den Fall übernommen.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagt sie. »Bleiben Sie liegen. Eine Bewegung, und ich schlag zu. Ich mein’s ernst.«
    »Was ist mit ihm?«, frage ich und deute mit dem Kopf auf Cooper. Sein Gesicht ist jetzt dunkelblau.
    »Wollte er mich töten?«, fragt sie.
    »Ja.«
    »Dann soll er sterben«, sagt sie.
    »Das willst du nicht«, sage ich. »Du willst es jetzt, in diesem Moment, aber es dauert nicht lange, und du wirst es bereuen. Glaub mir.« Ich rapple mich auf. Reibe mir die Augen und hole tief Luft. Ich versuche, zu Cooper hinüberzugehen. Mein Knie lässt sich nicht anwinkeln, und die Belastung tut weh.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagt sie.
    »Er wird sterben.«
    »Bei der geringsten Bewegung ramme ich Ihnen das hier in den Schädel. Haben Sie ein Handy?«
    »Nein.«
    »Schwachsinn«, sagt sie. »Jeder hat heutzutage ein Handy.«
    »Ach ja? Und wo ist deins?«, frage ich.
    »Keine Ahnung. Er hat’s mir weggenommen.«
    Ich wische mir mit dem Saum meines Hemdes übers Gesicht. Langsam sehe ich klarer. Cooper gibt weiter Würgegeräusche von sich.
    »Warum wollen Sie ihm unbedingt helfen?«, fragt sie.
    »In ein paar Minuten trifft die Polizei hier ein, und ehrlich, ich würde ihn ebenfalls gerne sterben sehen. Aber er hat Informationen, die ich brauche. Ich suche noch nach einer anderen Frau. Einem Mädchen, dem er was angetan hat.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Du musst mir vertrauen.«
    »Ich werde nie wieder irgendjemandem vertrauen.«
    Betont langsam greife ich in meine Tasche. Und hole das Foto heraus, das Donovan Green mir an dem Tag gegeben hat, als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde.
    »Dein Vater hat mir das hier gegeben«, sage ich und zeige es ihr. »Es wurde an deinem zehnten Geburtstag aufgenommen. Er hat mir erzählt, dass du unbedingt einen Hundewelpen haben wolltest, und als du keinen bekommen hast, bist du abgehauen. Er hat gesagt, dass er dich in einem Park zwei Blocks entfernt gefunden hat, du hast auf dem Karussell gesessen und ver sucht, mit den Vögeln in den Bäumen zu reden und dich mit ihnen anzufreunden. Deine Eltern waren wahnsinnig erleichtert, dass dir nichts passiert war, und als sie mit dir schimpfen wollten, hast du dich herausgeredet. Du hast behauptet, du hättest ein schlechtes Gewissen gehabt, weil du dir ein so großes Geschenk gewünscht hast, und wärst nicht etwa deshalb weggelaufen, weil du es nicht bekommen hast. Und dass du ein ungezogenes Mädchen wärst. Obwohl dein Vater wusste, dass du dir das nur zurechtgelegt hattest, hörte sich deine Geschichte für ihn glaubwürdig an, und deine Eltern hatten selbst ein so schlechtes Gewissen, dass sie es nicht übers Herz brachten, mit dir zu schimpfen. Er meinte, du hast immer von ihm gekriegt, was du wolltest. Leg das Brecheisen hin, Emma, und lass dir helfen.«
    »Das hat er Ihnen alles erzählt?«
    Ich nicke.
    Sie legt zwar die Brechstange nicht aus der Hand, aber sie deutet mit dem Kopf auf Cooper. »Helfen Sie ihm«, sagt sie. »Stellen Sie ihm Ihre Fragen.«
    Ich gehe zu Cooper und hocke mich neben ihn.
    »Beruhige dich«, sage ich zu ihm.
    Doch das tut er nicht. Er bewegt sich zwar kaum, eigentlich zittert er nur, aber für das, was ich tun will, muss er vollkommen stillhalten.
    »Hör auf, dich herumzuwälzen, oder du wirst sterben. Das wird jetzt gleich wehtun, aber du bleibst am Leben. Ver standen?«
    Er hält still.
    Ich ziehe den Kugelschreiber von dem Kreuzworträtselbuch ab, schraube ihn auseinander und nehme das leere Plastikröhrchen.
    »Was machen Sie mit ihm?«, fragt Emma.
    »Ich werde ihm das Leben retten«, sage ich, und an Cooper gewandt: »Weißt du, was ich jetzt tun werde?«
    Seine Augen verraten mir, dass er verstanden hat. Ich nehme eine Scherbe von dem zerbrochenen Glasbehälter, lege ihm eine Hand auf die Stirn und drücke seinen Kopf gegen den Boden, um ihn zu fixieren, dann schlitze ich ihm mit der Scherbe zwischen zwei kleinen Erhebungen den Hals auf. Er fängt erneut an, sich herumzuwälzen. Sein

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