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Die Totenfalle

Die Totenfalle

Titel: Die Totenfalle
Autoren: Jason Dark
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wird uns allen zeigen, daß wir vor dem Tod keine Angst mehr zu haben brauchen, es ist so wunderschön, ihr zuzusehen. Sie wird…«, ihre Stimme brach ab, denn Tränen erschienen in ihren Augen. Auch die anderen Menschen hatten die Veränderung am Grab der Geistheilerin mitbekommen.
    Als wir uns drehten, hörten wir ihre Stimmen, die sich zu einem einzigen Ruf vereinigten.
    Ein Schrei, der all ihre Hoffnungen ausdrückte, die ihnen die Geistheilerin einmal eingeimpft hatte.
    »TABITHA!«
    Und die ›Tote‹ enttäuschte ihre Anhänger nicht…
    ***
    Auch wir waren fasziniert, als wir erlebten, welch einen ungewöhnlichen Auftritt sie hatte. Hure oder Heilige?
    Keiner von uns wußte es. Sie konnte auch ein Engel sein, ebenso ein Teufel, denn sie umgab sich mit dem matten Glanz der Himmelswesen, und beinahe dachte ich daran, daß hier tatsächlich eine Heilige die Auferstehung erlebte.
    Das Grab lag in einer Lichtinsel, die sich einzig und allein auf diesen Umriß konzentrierte. Sie war an den Rändern schwächer als in der Mitte, aber genau dort, wo das Licht so stark war, da hatte Tabitha ihren Platz. Seltsamerweise blendete uns die Helligkeit nicht. Das lag nicht nur allein an den Dunstschwaden, die träge durch die helle Insel zogen, aber so von ihr verschluckt wurden, daß sie praktisch nicht mehr vorhanden waren.
    War Tabitha ein Geist? War sie ein Mensch? Oder war sie vielleicht ein Zombie?
    Sie konnte alles und nichts sein, jedenfalls war sie eine Erscheinung, die ihre feuchte Erde verlassen hatte und jetzt wie eine Königin darüber hinwegschwebte.
    Dort stand sie und schaute nach vorn.
    Sie war wunderbar anzusehen. Das Licht zeichnete noch ihre Konturen nach. Lichtreflexe entstanden.
    Eigentlich sah sie so aus, wie sie auch als Mensch ausgesehen hatte. Nur trug sie ein weißes Totengewand. Das dunkle Haar fiel bis auf ihre Schultern, und es umrahmte ihr Gesicht wie ein Rahmen das Gemälde. Sie war wunderschön, sie lächelte. Ich versuchte, mich auf ihre Augen zu konzentrieren.
    Nein, dort entdeckte ich kein Leben.
    Sie waren kalt, auch böse?
    Ich erkannte dies nicht, wartete aber ab, was sich noch ereignen würde, denn Tabitha war bestimmt nicht nur gekommen, um auf ihrem Grab zu stehen. Sie würde irgendwie mit ihren Getreuen in Kontakt treten wollen, und darauf war ich gespannt.
    »Damit hätte ich nicht gerechnet«, sagte Jane leise. »Verdammt, ich habe es für Spinnerei gehalten.«
    »Ist es aber nicht.«
    »Tabitha, Tabitha«, flüsterte Yvonne mit erstickter Stimme. »Ich wußte, daß du mich nicht allein lassen würdest. Ich habe deine Botschaften verstanden und alle anderen auch.«
    Wir waren gespannt, ob sie spürte, welch ein Vertrauen ihr die Jünger entgegenbrachten, und wir warteten darauf, daß sie endlich in einen Kontakt mit ihnen trat.
    Das tat sie auch, und sie verunsicherte uns dabei noch mehr, denn sie redete mit einer sehr schwachen Stimme, die schon der eines Geistes würdig war. Es war auch gleichzeitig eine neutrale Stimme. Sie paßte weder zu einem Mann noch zu einer Frau. Sie war neutral und eines Geistes irgendwo würdig.
    Zwar wehte sie dünn durch den Nebel, aber ich war davon überzeugt, daß jeder auf dem Friedhof sie hören konnte. Zirpend und gleichzeitig schrill, sowie hoch und dünn wehte sie durch den Nebel an jedes Ohr.
    »Ich freue mich, daß ihr so zahlreich erschienen seid. Ich wußte, daß ihr kommen würdet. Ich wußte, daß ich mich auf euch verlassen kann. Wie oft haben wir davon gesprochen, daß der Tod nicht das Ende ist! Er bedeutet für mich einen neuen Anfang, und diesen Anfang will ich auch auf euch übertragen, die ihr mir euer Vertrauen geschenkt habt. Es ist so wunderbar gewesen, so herrlich, und ich möchte jeden einzelnen von euch am liebsten in die Arme schließen.«
    Suko schüttelte den Kopf. »Spinnt die? Ist die verrückt?«
    »Nein, das glaube ich kaum.«
    »Was soll das, John?«
    »Wir werden es sehen.«
    »Du könntest hingehen und ihr dein Kreuz vor die Nase halten. Mich würde interessieren, was dann geschieht?«
    »Das wirst du bestimmt bald.«
    »John hat recht«, sagte Jane. »Wir sollten wirklich abwarten, was sie tatsächlich will.«
    »Okay, ich füge mich.«
    Yvonne Terry war unruhig geworden. Jane Collins hatte sich um die Frau gekümmert und hielt sie fest. Immer wieder versuchte Yvonne, sich loszureißen, so daß sich Jane gezwungen sah, sie in den Polizeigriff zu nehmen, und Yvonne beugte sich stöhnend nach vorn. »Das wirst du
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