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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst
Autoren: Veit Heinichen
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ihr zu erfahren hoffte, wo Marasi am Sonntag nachmittag war. Gubian sagte, Bruna habe geöffnet und ihn in die Wohnung gelassen. Er sei niedergeschlagen worden, als er ihr folgte. An die Stichwunde, die er kaum zu spüren schien, erinnerte er sich nicht. Er bestand so sehr darauf, daß Proteo Laurenti eine gerichtsmedizinische Untersuchung anordnete. Erst Galvano konnte Antonio Gubian schließlich davon überzeugen, daß es besser war, die Wunde zu untersuchen. Mürrisch folgte er ihm, entledigte sich im Institut schweigend seiner Jacke und des Hemds, nachdem Galvano zuvor versucht hatte, den Einstichwinkel des Messers im Stoff zu ermitteln.
    »Es ist nicht weiter schlimm«, sagte Galvano und desinfizierte die Wunde.
    »Habe ich gleich gesagt«, antwortete Gubian.
    »Aber man weiß es nicht vorher«, sagte Galvano. »Ich habe schon Menschen vor mir gehabt, die spürten das Messer im Rücken überhaupt nicht mehr. Tot! Einfach so! Andere fielen erst später um. Es ist besser man sieht nach.« Er brachte ein Pflaster auf.
    »Kann ich gehen?« fragte Gubian ungeduldig, als der Arzt ihm sagte, er könne sich wieder anziehen.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Nach Hause.«
    »Dann viel Glück!«
    Vor der Tür wurde Gubian von zwei Polizisten erwartet, die ihn zurück ins Kommissariat brachten.
     
    Živa Ravno rief an, während Proteo Laurenti mitten im Verhör Nicolettas war.
    Die Hafenbehörde in Pola hatte bestätigt, daß auch Gubian am Dienstag in internationalen Gewässern war. Marietta hatte sie schnippisch durchgestellt, und Laurenti antwortet nur mit knappen Worten, während Nicoletta ihn neugierig beobachtete. Er legte langsam auf und schaute sie einen Moment lang schweigend an. Dann nahm er den Faden wieder auf.
    »Also, wenn ich wiederholen darf: Sie sagten, daß dieser Mario gerade versuchte, Gubian zu erstechen, und sie ihn daraufhin außer Gefecht setzten.«
    »Ja.«
    »Und wer hat dann Sie niedergeschlagen?«
    »Niemand. Ich nehme an, es war die Aufregung. Als ich sah, daß Mario das Messer in der Hand hielt, bin ich vermutlich ohnmächtig geworden.«
    »Ach, so eine zarte Seele? Und was hat Gubian mit Ihrer Mutter zu tun?«
    »Ich sagte es Ihnen bereits: Er hat meinen Vater umgebracht und wollte jetzt auch meine Mutter ermorden, weil sie weiß, daß er es war. Später wäre dann vermutlich ich dran gewesen. Gubian war nicht davon abzubringen, daß mein Vater die Bombe in Contovello gelegt hat.«
    »Und was haben Sie mit Gubian zu tun?«
    »Nichts. Ich kannte seinen Sohn.«
    »Komisch«, sagte Laurenti und schwieg. Er grinste Nicoletta ins Gesicht und steckte sich eine Zigarette an. »Ab morgen höre ich übrigens wieder damit auf.«
    »Was ist komisch?« knurrte Nicoletta.
    »Daß Gubian sich regelmäßig mit Ihrem Vater auf See getroffen hat.« Laurenti nahm einen tiefen Zug und drückte die Zigarette wieder aus. »Vielleicht sollte ich gleich damit aufhören. Was meinen Sie?«
    »Hören Sie auf mit diesen albernen Spielchen. Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann sagen Sie es. Sonst vergeuden Sie nur meine Zeit.«
    »Weshalb haben sich die beiden Todfeinde, wie Sie sagen, auf See getroffen?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Ihr Vater und Gubian haben geschmuggelt.«
    »Sie machen sich lächerlich!«
    »Am vergangenen Samstag haben Sie Gubian gedroht, weil er nicht mehr mitmachen wollte.«
    Nicoletta wurde blaß und ballte die Fäuste. »Ich sage kein Wort mehr.«
    »Sie waren in Cittanova im Lokal der italienischen Gemeinde und haben sich mit ihm gestritten. Sie sagten, sie würden ihm ein Paket schicken, wie sein Sohn es erhalten hat.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Es war Gubian, der gedroht hat, meiner Mutter etwas anzutun. Deshalb bin ich ihm gefolgt. Ich hätte Mario nicht hindern sollen, ihn umzubringen. Das hat man davon, wenn man jemandem hilft. Kann ich jetzt endlich gehen? Ohne Anwalt bringen Sie kein Wort mehr aus mir heraus.«
    »Sie können in die Zelle gehen, Signorina. Haben Sie das immer noch nicht begriffen.«
    Nicoletta sprang auf und stieß den Stuhl um. Laurenti wich instinktiv ein Stück zurück. Er hatte ihre letzte Ohrfeige noch gut genug in Erinnerung.
    »Das werde ich nicht«, schrie Nicoletta, stürmte wütend zur Tür und riß sie auf. Als sie die beiden Uniformierten sah, machte sie auf dem Absatz kehrt. »Was liegt gegen mich vor?«
    »Sie waren es, die die Bombe in Contovello gelegt hat!«
    »Beweisen Sie es!«
    »Sie haben mich angerufen. Am Sonntag nachmittag gegen sechzehn Uhr.
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